

Für die einen ist Helmut Kohl bloß "Birne" oder der Mann, der die CDU durch die Spendenaffäre arg belastet hat. Für die anderen ist er der hoch verehrte "Kanzler der Einheit". Zu seinem 80. Geburtstag erfährt der umstrittene Politiker unzählige Würdigungen, aber auch kritische Kommentare.
Kohl ist der Bundeskanzler mit der längsten Amtszeit. "Kohl ist keine sympathische Person. Rücksichtslos und aggressiv", sagt der ehemalige "Spiegel"-Chefredakteur Stefan Aust. Das Hamburger Nachrichtenmagazin habe sich an ihm regelrecht abgearbeitet.
Kohl macht noch einmal Schlagzeilen. Am 8. Mai 2008 heiratet der mittlerweile 78-Jährige seine 1964 geborene Lebensgefährtin Maike Richter. Kohl hat sie im Kanzleramt kennengelernt; Richter hatte dort von 1994 bis 1998 in der Wirtschaftsabteilung gearbeitet.
Nach der Hochzeit nimmt sie den Nachnamen Kohl-Richter an. Unterdessen geht es mit Kohl gesundheitlich weiter bergab. Ein schwerer Sturz zieht einen langen Klinikaufenthalt nach sich. Ende Januar 2010 muss ihm die Gallenblase entfernt werden.
Kohls öffentliche Auftritte sind wegen seines sehr schlechten Gesundheitszustandes rar geworden. Am 31. Oktober 2009 nimmt er an einer Veranstaltung der Adenauer-Stiftung zum 20. Jahrestag des Falls der Berliner Mauer teil. Mit ihm sind auch Michail Gorbatschow und George Bush zugegen.
Kohl genießt die Aufmerksamkeit, die ihm zuteil wird. Er würdigt die Rolle von Gorbatschow und Bush auf dem Weg zur Einheit Deutschlands. Kohl bekräftigt auch noch einmal seine Vision von Europa. "Sein wirklicher Verdienst ist der Euro", sagt der Politologe Gerd Langguth.
In der CDU entbrennt noch einmal kurz die Debatte, ob Kohl wieder den Ehrenvorsitz der Partei erhalten soll. Aber Angela Merkel bleibt hart. "Diese Frage stellt sich nicht mehr", stellt sie klar.
Kohl bleibt somit die vollständige Versöhnung mit der CDU versagt. Den Eingang in die Geschichtsbücher hat er allerdings bereits jetzt gefunden. (Text: Wolfram Neidhard)