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Der Doktortitel kann in der deutschen Politik durchaus von Vorteil sein. Mit einigen Monaten zusätzlicher Arbeit kann man als Parteinachwuchs seine Karrierechance erhöhen.
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Von den derzeit 623 Abgeordneten des Bundestags dürfen sich heute 120 Doktor nennen.
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Im Kabinett ist es dann schon mehr als die Hälfte: 11 von 16 Regierungsmitgliedern.
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Dazu gehören auch Dr. rer. nat. Angela Merkel, die bis 1989 allerding tatsächlich als Wissenschaftlerin gearbeitet hat, ...
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... und die verschiedenen Dres. jur., darunter Außenminister Guido Westerwelle, ...
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... Finanzminister Wolfgang Schäuble, ...
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... Innenminister Thomas de Maizière, ...
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... Umweltminister Norbert Röttgen ...
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... und eben auch Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg, der bei seiner Dissertation "Verfassung und Verfassungsvertrag. Konstitutionelle Entwicklungsstufen in den USA und der EU" stellenweise ganz offensichtlich abgeschrieben hat.
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Guttenberg ist aber längst nicht der erste deutsche Minister, der wegen seiner Doktorarbeit Ärger hat. Zweifel an der akademischen Leistungsfähigkeit von deutschen Spitzenpolitikern gab es schon des Öfteren.
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Auch CDU-Kanzler Helmut Kohl musste sich wegen seiner Dissertation immer wieder Spott gefallen lassen. Das Thema ("Die politische Entwicklung in der Pfalz und das Wiedererstehen der Parteien nach 1945") galt vielen als zu schmalspurig.
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Zudem gab es Zweifel, ob sich der Dr. phil. tatsächlich durch all die britische Fachliteratur gelesen hatte, die er im Literaturverzeichnis so umfangreich aufführte.
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Allerdings hatte der Historiker in den 1950er Jahren promoviert - als in den 80er Jahren der Spott aufkam, galten für Dissertationen andere Maßstäbe.
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Kohls SPD-Nachfolger Gerhard Schröder war zwar Volljurist, aber ohne akademischen Titel - bis er verschiedene Ehrendoktorwürden sammelte, die man als Kanzler auf Auslandsreisen fast zwangsläufig bekommt.
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Mehrmals musste er sich im rot-grünen Kabinett gefallen lassen, dass er von echten "Doctores" wie seinem Verteidigungsminister Dr. jur. Peter Struck damit aufgezogen wurde.
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An der akademischen Qualifikation der heutigen Kanzlerin hingegen äußerte bislang niemand Zweifel - allein schon, weil kaum jemand etwas von ihrer Dissertation noch aus DDR-Zeiten versteht.
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Der Titel: "Mechanismus von Zerfallsreaktionen mit einfachem Bindungsbruch und Berechnung ihrer Geschwindigkeitskonstanten auf der Grundlage quantenchemischer und statistischer Methoden".
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Im Fall ihres Verteidigungsministers blieb Merkel ganz entspannt. "Auch meine Promotionsarbeit wurde schon begutachtet, beleuchtet, Experten vorgelegt, und damit muss man leben", sagte die Physikerin.
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Merkel findet es "gut und richtig", dass in der Öffentlichkeit stehende Persönlichkeiten "näher angeschaut werden". "Ich denke, der Verteidigungsminister und die Uni Bayreuth werden die Dinge klären."
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Vizekanzler Westerwelle tat sich mit "Das Parteienrecht und die politischen Jugendorganisationen" (1994), abgegeben an der Fernuniversität Hagen, vermutlich leichter als Merkel mit ihrer Arbeit.
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Richtigen Ärger mit der Dissertation hatte zuletzt das jüngste Kabinettsmitglied, Familienministerin Kristina Schröder (CDU). Sie musste sich Anfang 2010 gegen Vorwürfe zur Wehr setzen, ihre 300-Seiten-Arbeit mit fremder Hilfe zusammengeschrieben zu haben.
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Schröders Doktorvater war der Mainzer Politikwissenschaftler Jürgen Falter. Den Vorwurf, ein Mitarbeiter Falters habe Schröder geholfen, wies sie zurück.
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Der Präsident der Mainzer Gutenberg-Universität, Georg Krausch, teilte damals mit, es habe sich "kein Hinweis auf ein mögliches wissenschaftliches Fehlverhalten der Kandidatin ergeben". Zuarbeiten von Hilfskräften seien "wissenschaftlich legitim und im Rahmen vieler Dissertationen üblich".
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Der Titel von Schröder Dissertation: "Gerechtigkeit als Gleichheit? Eine empirische Analyse der objektiven und subjektiven Responsivität von Bundestagsabgeordneten". Ein Rezensent des Deutschlandradios schrieb: "Niemand sollte 39,95 Euro für dieses Buch ausgeben."
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Es sei "eine mustergültige Typ-II-Arbeit", so Christoph Gehring, "also ein Werk, das weniger vom Interesse an der wissenschaftlichen Arbeit, sondern mehr von dem Wunsch nach einem akademischen Titel geprägt ist".
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Einmalig ist bislang der Fall des Bundestagsabgeordneten Dieter Jasper. Der CDU-Politiker aus dem Münsterland hatte bei der Wahl 2009 mit einem Doktortitel der Wirtschaftswissenschaften Wahlkampf gemacht, den er überhaupt nicht führen durfte.
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Der Titel stammte von einer Universität der Schweiz, wo es akademische Grade zu kaufen gab. Jasper kam mit 5000 Euro Geldstrafe davon. Heute sitzt der 48-Jährige im Wirtschaftsausschuss des Bundestags.
Kohl, Schröder und Schröder Immer Ärger mit dem Doktor
In der deutschen Politik wird auf den Doktortitel durchaus Wert gelegt. Verteidigungsminister Guttenberg hat jetzt Ärger damit. Ein Einzelfall ist er nicht. Nicht einmal im schwarz-gelben Kabinett.
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