

Präzise und sauber kommt der Tod ...
... in der schönen neuen Welt der Kriegsführung.
Zumindest, wenn man den Worten der Militärs glauben schenken darf.
Ein Pilot sitzt in einem klimatisierten Raum, ...
... drückt einen Knopf ...
... und 11.000 Kilometer entfernt rauscht eine Rakete vom Himmel.
Abgefeuert von einer Drohne.
Massiv schreiten derzeit Bau und Einsatz von Drohnen voran - aller Art, und weltweit.
Drohnen - ob zur Aufklärung oder zum Töten - sind das neue Objekt der Begierde von Regierungen, Forschungsinstituten, Unternehmen - ...
... und von Terroristen.
Als US-Präsident George W. Bush vor elf Jahren den "Krieg gegen den Terror" ankündigte, hatten die USA keine 50 Drohnen - ...
... und damit weltweit doch noch eine Art Monopol auf die unbemannten Flugkörper.
Inzwischen besitzen die USA um die 75.000 Drohnen, ...
... und schon mehr als 70 Staaten verfügen über das eine oder andere Modell aus der Familie der unbemannten Flugkörper - oder Unmanned Aerial Vehicle (UAV) wie sie im US-Militärjargon heißen.
Manche sind bewaffnet, ...
... andere dienen nur der Aufklärung.
Selbst kleine Staaten wie Georgien brüsten sich mittlerweile mit Drohnen.
Der Iran zeigte gerade erst Bilder von Drohnen mit einer Reichweite von 2000 Kilometern, ...
... China kündigte an, mit Aufklärungsdrohnen die umstrittenen Inseln im Südchinesischen Meer zu überwachen (als Ergänzung zu den hier abgebildeten Anti-Schiffsraketen), ...
... und selbst die Bundeswehr erwägt die Anschaffung bewaffneter Drohnen.
Weltweit gibt es laut einer Studie aus dem Jahr 2011 inzwischen rund 680 Programme zur Entwicklung von Drohnen.
Die US-amerikanische Beraterfirma Teal Group rechnet damit, dass sich die Ausgaben für die Entwicklung und Anschaffung bewaffneter Drohnen im nächsten Jahrzehnt von derzeit 6,6 Milliarden US-Dollar auf 11,4 Milliarden fast verdoppeln werden.
Der Markt ist lukrativ, der Absatz gigantisch.
Kein Wunder: Drohnen sind deutlich billiger als bemannte Flugzeuge.
Sie können länger in der Luft bleiben. Eine Drohne vom Typ "Predator" kreist bis zu 40 Stunden ohne Pause.
Aber der wesentlichste Vorteil ist wohl, dass dank Drohnen Opfer auf der eigenen Seite vermieden werden.
Wenn Drohnen abgeschossen werden oder einfach nur abstürzen, ...
... bleiben die Piloten am Leben, die Särge zu Hause.
Damit ändert der Drohnenkrieg fundamental die Art und Weise, wie Politiker über den Krieg denken.
"Die Schwelle zum Krieg wird so immer niedriger – und die Öffentlichkeit denkt, der Krieg sei kostenlos", meint der US-Verteidigungsexperte Peter Singer von der Brookings Institution in Washington.
Er sieht ein neues Kriegszeitalter und spricht von einer "Revolution", vergleichbar mit der Erfindung der Atombombe und der Computertechnologie.
"Krieg war früher mal eine sehr ernste Entscheidung für eine Gesellschaft", so Singer. Jetzt muss man ihn nicht einmal mehr offiziell erklären.
"Stattdessen führen wir dank der Drohnen Krieg, ohne uns um die Konsequenzen für unsere Söhne und Töchter kümmern zu müssen, die wir früher an die Front geschickt hätten."
Die Drohnenpiloten können nach acht Stunden Krieg am Bildschirm ihren Feierabend zu Hause verbringen.
Sie werden "Gefechtspendler" - was sie allerdings nicht vor Traumatisierungen schützt.
Mit dem Amtsantritt von US-Präsident Barack Obama hat der völkerrechtlich höchst zweifelhafte Drohnenkrieg eine neue Dimension erreicht.
Kaum drei Tage im Amt, setzt die US-Regierung zum ersten Mal Drohnen ein: Vier Terroristen sterben – und bis zu viermal so viele Zivilisten.
Dennoch sieht sich Obama bestätigt, wohl besonders auch, als am 6. August 2009 der pakistanische Talibanführer Baitullah Mehsud ...
... und im Juni 2012 Abu Jahja al Libi, die Nummer zwei der Terrororganisation Al-Kaida, bei einem Drohnenangriff sterben.
Als Obama, inzwischen längst Friedensnobelpreisträger, Anfang 2012 zum ersten Mal offiziell den Einsatz von Drohnen bestätigt, erklärt er, es handele sich "allgemein um sehr präzise Angriffe gegen Al-Kaida und seine Verbündeten".
Und weiter: "Wir sind sehr vorsichtig bei ihrer Verwendung."
Juristen der Stanford University und der New York University sehen dies anders.
In der jüngst veröffentlichten Studie "Living under Drones" kommen sie zu dem Schluss, dass es deutlich mehr zivile Opfer gebe, als die US-Regierung es gerne wahrhaben würde.
Allein in Pakistan sind durch Drohnenangriffe seit 2004 offenbar bereits hunderte Zivilisten gestorben.
Auch wenn nach US-Drohnenangriffen von getöteten Aufständischen die Rede ist, sind Zweifel angebracht. So gilt den USA jeder Mann im Kriegsalter, der getötet wurde, als "Aufständischer" - sofern es keinen Beweis des Gegenteils gibt.
Den Anteil der hochrangigen und gefährlichen Extremisten unter den Opfern sehen die Verfasser der Drohnen-Studie bei gerade einmal bei zwei Prozent.
Überlebende wie Resham Khan, der bei einem Drohnen-Angriff in Waziristan im vergangenen Jahr nach eigenen Angaben 15 Verwandte verlor und nun in einer psychiastrischen Klinik behandelt wird, sind oft hochgradig traumatisiert.
Viele Menschen in den von Drohnen überflogenen Stammesgebieten in Pakistan trauen sich kaum mehr einzukaufen, ihre Kinder zur Schule zu schicken oder in die Moschee zu gehen.
Entgegen dem von Militärs gern verbreiten Bild ...
... gibt es keine "chirurgische Präzision" ...
... bei den Angriffen.
So lassen sich die Drohnen nicht 100-prozentig präzise steuern.
Zwischen der Aufnahme von potenziellen Zielen in Ländern wie Pakistan oder Jemen und der Schaltzentrale der CIA an der Ostküste der USA ...
... gibt es notgedrungen eine zeitliche Verzögerung.
Je mehr die Zahl der zivilen Opfer durch Drohnenangriffe steigt, desto mehr wird aber auch ein Argument von Obama und seinen Mitstreitern entkräftet: ...
... dass die Drohnenangriffe die Sicherheit der USA erhöhen.
Diese Argumentation sei schlichtweg "falsch", heißt es in der Studie "Living under Drones".
Jede Drohne, die am Himmel kreist, verstärkt in der arabischen Welt die Wut auf die USA, ...
... jeder unschuldig Getötete schürt den Hass.
Für Terroristen ist es so ein Leichtes, unter den Radikalisierten neue Anhänger zu rekrutieren.
Ein früherer US-Militärberater gibt inzwischen unverhohlen zu, dass die Zahl der freiwilligen Kämpfer gegen die USA seit Einführung der Drohneneinsätze exponentiell steigt.
Faisal Shahzad, der am 1. Mai 2010 einen Anschlag auf den Times Square in New York geplant hatte, rechtfertigte sich vor Gericht mit den Worten: ...
... "Wenn die Drohnen treffen, erkennen sie keine Kinder."
Shahzad macht deutlich, wie gefährlich diese neu angeworbenen Terroristen sind.
Sicherheitsexperte Haider Ali Hussein Mullick von der US Joint Special Operations University - einer Art Think tank der US-Militärs - etwa glaubt: "Die Männer, die jetzt ihre getöteten Führer ersetzen, sind noch tödlicher."
Obwohl gemeinhin Drohnen mit militärischen Einsätzen Pakistan oder Jemen in Verbindung gebracht werden, gilt, dass ...
... auch zivile Drohnen in vielen Staaten längst zum Alltag gehören.
In Deutschland beschließt der Bundestag in einer Nachtsitzung Ende Januar 2012 für "unbemannte Luftfahrtsysteme" bis zu 150 Kilogramm die gleichberechtigte Teilnahme am Luftverkehr.
Dabei vermeiden deutsche Behörden gerne das Wort "Drohne" und verniedlichen diese lieber zu "Drehflüglern" oder sprechen von "Geräten", die aufsteigen.
Ob "Drehflügler", "Gerät" oder "ferngesteuertes Flugzeug" - Drohnen haben im zivilen Bereich eine Vielzahl von Aufgaben: ...
Sie werden bei Castor-Transporten und Demonstrationen eingesetzt, ...
... sie überwachen Grenzen und Chemieanlagen, ...
... sie kartieren Waldgebiete.
Bei Fußballspielen kommen sie ebenso zum Einsatz wie bei Skirennen ...
... und bei der Suche nach Verschwundenen, wie im Fall des vermissten und später ermordet aufgefundenen Mirco im Jahr 2010.
Kritiker wie der Linken-Bundestagsabgeordnete Wolfgang Neskovic sprechen von einer "Revolution am Himmel" und befürchten das Schlimmste: ...
"Der Einsatz von Drohnen ist das letzte Puzzlestück für eine technische Totalüberwachung."
Bereits jetzt prüft das EU-Projekt Indect, wie Straftaten durch das Aufspüren von "abnormalem Verhalten" verhindert werden könnten.
Gerät dabei eine Person ins Visier der Ermittler, soll eine Drohne aufsteigen und die Verfolgung des Verdächtigen aufnehmen.
Die Ausschnüffelung ist umso leichter, je kleiner und unauffälliger die Drohnen werden.
Das US-Unternehmen Aero Vironment entwickelte inzwischen einen Flugroboter Hummingbird, der sich wie ein Kolibiri auf Ästen niederlassen kann und Gespräche aufnimmt.
Das US-Militär stellt sogar eine Drohne her, die nicht größer ist als eine Mücke.
Doch nicht nur für Sicherheitskräfte sind Drohnen interessant.
Inzwischen boomt auch der Markt für Amateure.
Den Quadrocopter "Parrot" gibt es für 299 Euro bei Amzon zu kaufen, bedienbar von Smartphones oder Tablets.
Zwar sind die Flugrechte der Drohnen von Privatleuten eingeschränkt - so dürfen sie beispielsweise Menschenansammlungen, Polizeieinsatzorte, Militäranlagen oder Industrieanlagen nicht überfliegen. Aber wirklich kontrollieren lassen sich diese fliegenden Augen schwerlich.
So gibt es zum Beispiel Mutmaßungen, dass die jüngst veröffentlichten Oben-ohne-Fotos von Kate ebenfalls von einer Drohne aufgenommen wurden.
So sehr sich Sicherheitskräfte auch bemühen, mit Drohnen die Sicherheit zu erhöhen, so können sie doch eine Entwicklung kaum vermeiden: ...
... Auch Terroristen setzen zunehmend auf Drohnen.
Erst im Juli 2012 verurteilen Richter einen islamistischen Physiker aus dem US-Bundesstaat Massachusetts.
Der Grund: Er soll Anschläge auf das Pentagon und Capitol geplant haben - mit einer mit Sprengstoff beladenen Drohne.