
Von seinen Anhängern verehrt, von seinen Gegnern gehasst: Genau 1000 Tage ist Donald Trump jetzt Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika seit seiner Wahl im Januar 2017.
Als früherer Immobilienmogul und ...
... Reality-Show-Moderator der Sendung "The Apprentice" ("Der Lehrling") wurde er schon vor der Präsidentschaftswahl zu einer der bekanntesten Personen des Landes.
Doch selbst die, die Trump vor seiner Amtszeit noch nicht kannten, haben in den vergangenen 1000 Tagen gemerkt - der 45. Präsident der Vereinigten Staaten schreckt nicht davor zurück, alles zu sagen, was er denkt.
Vor allem über sein Twitter-Profil verbreitet der 73-Jährige meist mehrmals am Tag seine Gedanken. 65,3 Millionen Menschen interessiert das (Stand 16. Oktober 2019) und sie verfolgen seine Tweets, ...
... die oft (je nachdem mit wem man spricht) für Entsetzen, Empörung oder Jubel sorgen. (Im Bild: "Eine extrem verlässliche Quelle' hat mein Büro angerufen und mir gesagt, dass Barack Obamas Geburtsurkunde eine Fälschung ist." Der Tweet stammt noch aus der Zeit vor seinem Amtsantritt.)
Denn "trotz der konstant negativen Berichterstattung covfefe", haben wir uns durch Tausende Tweets des US-Präsidenten geklickt und die wichtigsten herausgesucht.
Bitte sehen Sie es uns nach, wenn nicht jeder Ihrer Lieblingstweets dabei ist. Es sind einfach zu viele und wir konnten uns nur schwer entscheiden. Wir gehen in chronologischer Reihenfolge seit seinem Amtsantritt vor. So, und jetzt viel Spaß beim Lesen! #covfefe
Sicher kennen Sie die Hollywood-Schauspielerin Meryl Streep? Berühmt geworden durch die Filme "Jenseits von Afrika", "Der Teufel trägt Prada" und "Mamma Mia!" ...
... hält sie mit 21 Oscar-Nominierungen den Rekord unter allen Schauspielerinnen. Gewonnen hat sie ihn drei Mal, dazu kommen acht Golden Globe Awards. Damit ist sie die am häufigsten prämierte Schauspielerin Hollywoods. Doch Trump ...
... sieht das anders. Nur wenige Tage vor seinem Amtsantritts setzt er diesen Tweet ab: "Meryl Streep, eine der überbewertesten Schauspielerinnen in Hollywood, kennt mich nicht, aber hat mich letzte Nacht bei den Golden Globes attackiert. Sie ist eine ..." Das letzte Wort spart er sich.
Nur einen Monat später folgt bereits die nächste Twitter-Beleidigung. Kurz nach seiner Wahl zum US-Präsidenten stoppt er für 90 Tage per Dekret die Einreise von Bürgern der sieben mehrheitlich muslimischen Länder Irak, Iran, Libyen, Somalia, Syrien, Sudan und Jemen.
Flüchtlingen aus aller Welt sollte zudem die Einreise für 120 Tage untersagt werden, syrischen Flüchtlingen sogar auf unbestimmte Zeit. Ein Gericht stoppt das Einreise-Verbot eine Woche später, ...
... was dem Präsidenten so gar nicht gefällt: "Die Meinung dieses sogenannten Richters, der die Strafverfolgung unserem Land wegnimmt, ist lächerlich und wird aufgehoben werden!" Die Regierung wollte in Berufung gehen, ...
... doch am Ende zog Trump den Kürzeren.
Zurück zu covfefe: Der von Trump gelöschte Tweet sorgt für viel Belustigung im Netz und endet in wilden Versuchen, herauszufinden, was der Präsident eigentlich sagen wollte. Trump dagegen bemüht sich, den Anschein zu erwecken, er hätte covfefe absichtlich geschrieben: "Wer findet die wahre Bedeutung von 'covfefe' raus? Viel Spaß!" Doch die Twitter-Gemeinschaft fällt darauf nicht rein ...
... und somit ist covfefe für die meisten ein Beweis dafür, dass Trump nicht nur aus dem Affekt heraus alles tweetet, was ihm gerade in den Sinn kommt - er liest die Tweets offensichtlich noch nicht einmal, bevor er sie veröffentlicht.
Eine große Protest-Welle gleich zu Anfang seiner Amtszeit löst Trump durch sein Vorhaben aus, eine Mauer an der Grenze zu Mexiko zu bauen ...
... und das Land dafür bezahlen zu lassen. Wie so oft zuvor, malt er dabei das Bild des kriminellen Mexikaners: "Mexiko wurde nach Syrien als das zweittödlichste Land der Welt eingestuft. Drogenhandel ist weitgehend die Ursache. Wir werden DIE MAUER BAUEN!"
Nicht zu vergessen sind auch die zahlreichen Tweets bezüglich der Beziehung zu Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un. Die war nämlich am Anfang ...
... noch etwas holprig. "Warum beleidigt Kim Jong-un mich, indem er mich 'alt' nennt, wenn ich ihn NIEMALS als 'klein und fett' nennen würde? Naja, ich bemühe mich so sehr, sein Freund zu sein - und vielleicht wird es eines Tages passieren!" Doch ...
... aus der Freundschaft wird vorerst nichts. Stattdessen streiten sich die beiden, wer von ihnen den größeren ...
... Nuklearknopf auf seinem Schreibtisch hat. Kim Jong-Un warnt Trump, dass seiner immer griffbereit sei, worüber Trump sich furchtbar ...
... ärgert. "Kann jemand von seinem erschöpften und verhungerndem Regime ihn darüber informieren, dass ich auch einen Nuklearknopf habe, der aber viel größer und mächtiger ist als seiner und mein Knopf funktioniert!"
Die Präsidentschaftswahl gegen Hilary Clinton hat Trump gewonnen. Das scheint ihn jedoch nicht davon abzuhalten, seine ehemalige Kontrahentin weiterhin im Netz zu attackieren.
Dabei lässt Trump keine Gelegenheit aus, sich mit ihr zu vergleichen: "... Tatsächlich waren schon mein ganzes Leben lang meine beiden größten Stärken mentale Stabilität und wirklich richtig klug zu sein. Die betrügerische Hillary Clinton spielte diese Karten ebenfalls sehr hart und ging, wie jeder weiß, in Flammen auf. Ich bin von einem sehr erfolgreichen Geschäftsmann zu einem Top-TV-Star ...
... und schließlich Präsident der Vereinigten Staaten geworden (beim ersten Versuch). Ich denke, das zählt nicht als schlau, sondern als Genie ... und dazu ein sehr stabiles Genie!" Sich selbst loben kann Trump gut.
Und dann ist da noch Joe Biden. Der frühere US-Vizepräsident hat keine Angst, zu sagen, was er von dem US-Präsidenten hält. Wären er und Trump zusammen zur Schule gegangen, sagt er im März 2018, hätte er Trump grün und blau geprügelt.
Er bezieht sich dabei auf eine Tonaufnahme von Trump, in der er sagt, dass er eine Frau überall anfassen kann und sie es mögen wird. Als "Umkleidekabinen-Gerede" verteidigt Trump die Aussage, woraufhin Biden kontert: "Jeder Typ, der so gesprochen hat, war normalerweise der fetteste, hässlichste Mistkerl im Raum."
Trumps Twitter-Antwort kommt daraufhin prompt: "Der verrückte Joe Biden versucht, wie ein harter Kerl zu wirken. Tatsächlich ist er sowohl geistig als auch körperlich schwach und trotzdem droht er mir schon zum zweiten Mal körperliche Gewalt an. Er kennt mich nicht, aber er würde zu Boden gehen und die ganze Zeit weinen. Bedrohe keine Menschen, Joe!"
Doch nicht nur mit dem Ex-Vizepräsidenten und mit hochrangigen Richtern legt sich Trump an. Die wüstesten Beleidigungen muss sich unter anderem Ex-FBI-Chef James Comey anhören.
Der Grund: Comey veröffentlicht im April 2018 ein Buch über seine Arbeit als FBI-Chef im Weißen Haus, wo er unter anderem über die besonders unangenehme Zusammenarbeit mit Präsident Trump spricht.
Daraufhin wettert Trump in einer über Tage verteilten Tweet-Tirade gegen Comey und nennt ihn "unaufrichtigen Schleimball", der "wie die Zeit gezeigt hat, ein schrecklicher FBI-Direktor" sei. "Es war mir die größte Ehre, James Comey zu feuern!"
Trump feuert Comey nach nur vier Monaten im Amt im Mai 2017. Grund dafür sind möglicherweise Comeys Ermittlungen zu Trumps Russlandverbindungen. Wirklich klar ist das aber bis heute nicht.
Kommen wir zurück zu Nordkoreas Machthaber. Trumps Traum, Kim Jong-uns Freund zu werden, scheint endlich in Erfüllung zu gehen. Wie Trump nach einem Treffen im Juni 2018 schreibt, ...
... verbindet die beiden eine ganz besondere Fähigkeit: "... Habe mich blendend mit Kim Jong-un verstanden, der wundervolle Dinge für sein Land möchte. Wie ich heute schon sagte: Jeder kann Krieg führen, aber nur die Mutigsten können Frieden schließen." Die Liebesbriefe bleiben bis dato aber noch aus.
Trump wird regelmäßig ein Rassist genannt, was er stets abstreitet zu sein. Und doch hat er eine Vorliebe, Menschen mit dunkler Hautfarbe auf Twitter zu beleidigen. Dazu gehört auch der erfolgreichste US-Basketspieler aller Zeiten, LeBron James.
Im August 2018 lässt Trump verlauten: "Lebron James wurde soeben von dem dümmsten Mann im Fernsehen interviewt, Don Lemon. Er ließ LeBron klug aussehen, was nicht einfach ist." Don Lemon ...
... ist ein CNN-Moderator. Der Sender wird regelmäßig von Trump als "Fake News" beschimpft. Es ist nicht das erste Mal, dass Trump an der Intelligenz von Menschen mit dunkler Hautfarbe zweifelt.
Es ist kein Geheimnis, dass Trump den Klimawandel, inklusive der Erderwärmung, für absoluten Blödsinn hält. Sarkastisch äußert er sich zu der Kältewelle, die Ende November 2018 über den Mittleren Westen der USA hereinbricht: "Eine brutale und ausgeweitete Kältewelle könnte alle Rekorde brechen - was ist mit der globalen Erderwärmung passiert?"
Trump bezieht sich dabei auf den extrem kalten Winter, der vor allem die Menschen in Chicago mit minus 40 Grad schwer getroffen hat. Dass es trotz Klimawandel immer noch sehr kalt werden kann, interessiert Trump nicht.
Dafür interessiert ihn etwas anderes umso mehr: Warum die USA eine Mauer zu Mexiko braucht, ist in Trumps Augen zudem völlig logisch.
"Nichts anderes wird helfen, das ist bereits seit Tausenden von Jahren so", kommentiert er die Kritik der Demokraten, die er "altbacken" findet und fügt ...
... noch hinzu: "Es ist wie das Rad, es gibt nichts Besseres." Und Trump muss es wissen, denn er kennt sich "in Technik besser aus als jeder andere ..."
Noch Fragen?
Dieses Bild wirkt am besten alleine. Nur so viel: Es geht um die Mueller-Affäre, in der Trump vorgeworfen wird, mit Russlands Hilfe den Wahlkampf 2016 beeinflusst zu haben. Auf den mystischen Rauchwolken (Nebel?) stehen die Worte "Keine Absprache" und "Keine Behinderung" und "Für die Hasser und die linksradikalen Demokraten ... das Spiel ist vorbei".
Wenn Trump gerade nicht twittert, telefoniert er gerne. Zum Beispiel mit Schwedens "talentiertem Ministerpräsident", um einen US-Rapper aus dem Gefängnis zu holen. Sie glauben mir nicht?
Falls Sie sich an den skurrilen Tweet erinnern können, wissen Sie ja auch, dass er dazu seinen guten Rapper-Freund Kanye West zu Rate gezogen hat. "Ich habe gerade mit Kanye West über die Inhaftierung seines Freundes A$AP Rocky gesprochen." Trump möchte dem Musiker helfen, denn "so viele Menschen möchten, dass das schnell aufgeklärt wird".
Nicht ganz mitgekommen? Der Rapper A$AP Rocky aus den USA ist in Schweden in eine Schlägerei geraten und dabei gefilmt worden, wie er auf einen Mann einschlägt. Er ist ...
... ein guter Freund von Rapper Kanye West. Wie eben auch Trump, dem allerdings viele vorwerfen, vor allem dann die "Kanye-Karte" zu ziehen, wenn er mal wieder wegen Rassismus in der Kritik steht.
Die nächste Twitter-Attacke richtet sich gegen vier demokratische Abgeordnete. Trump nennt zwar keine Namen, seine Bezugnahme auf "progressive demokratische Kongressabgeordnete" ist aber unschwer erkennbar auf junge Wortführerinnen der Demokraten wie ...
... Ayanna Pressley, Ilhan Omar, Rashida Tlaib sowie Alexandria Ocasio-Cortez (v.l.) gemünzt. Alle vier Frauen sind nicht weiß und haben einen Migrationshintergrund.
Trump wirft den Politikerinnen vor, den "Bürgern der Vereinigten Staaten, der größten und mächtigsten Nation der Erde, bösartig zu erzählen, wie unsere Regierung geführt werden muss". Diese Frauen stammen aus Ländern, "deren Regierungen eine völlige Katastrophe, die schlechtesten, korruptesten und unfähigsten" in der Welt seien. "Warum gehen sie nicht zurück und helfen dabei, die völlig kaputten und kriminalitätsverseuchten Orte, aus denen sie kommen, wieder aufzubauen?"
Neue Rassismus-Vorwürfe zieht auch ein Tweet über den afroamerikanischen Abgeordneten Elijah Cummings und die mehrheitlich von Menschen mit dunkler Hautfarbe bewohnte Stadt Baltimore nach sich, die teilweise zum Wahlkreis von Trump-Kritiker Cummings gehört.
Darin sagt Trump, dass "Cummings Wahlkreis ein widerliches, von Ratten und Nagern befallenes Drecksloch" sei. Er nennt es dazu den "schlimmsten" und "gefährlichsten" Ort der USA.
Der herablassende Tweet des Präsidenten macht die Menschen in Baltimore wütend. Im September 2019 lässt sich Trump in der US-Stadt blicken und wird von einer wütenden Menge von Demonstranten mit Plakaten empfangen, auf denen "Trump ist eine Ratte" und "Rassisten raus" steht.
Viele glauben an einen Scherz, als der US-Präsident im August dieses Jahres laut über den Kauf der zu Dänemark gehörenden Insel Grönland nachdenkt. Doch Trump meint es ernst und war ...
... sichtlich getroffen, als Dänemarks Regierungschefin das Angebot ablehnt und erklärt, dass Grönland nicht zu verkaufen sei. Daraufhin ...
... sagt Trump seine geplante Reise nach Dänemark kurzfristig ab. "Dänemark ist ein sehr besonderes Land mit unglaublichen Menschen", versichert Trump, aber "aufgrund der Aussage von Ministerpräsidentin Mette Frederiksen, dass sie kein Interesse an einem Gespräch über den Verkauf von Grönland habe, werde ich unser Treffen in zwei Wochen auf ein anderes Mal verschieben ..."
Auch vor Jugendlichen macht der US-Präsident nicht Halt. Sarkastisch kommentiert er ein Video der 16-jährigen Klimaaktivistin Greta Thunberg, in dem sie aufgebracht auf dem UN-Gipfel von den Nationen Taten fordert. "Sie wirkt wie ein sehr glückliches junges Mädchen, das sich auf eine strahlende und wunderbare Zukunft freut. So schön zu sehen!"
Der Witz geht jedoch für Trump nach hinten los. Thunberg ändert ihre Profilbeschreibung bei Twitter kurzerhand in die gewählten Worte des Präsidenten um und hat die Lacher auf ihrer Seite.
Bei der Wahl im kommenden Jahr hat der Demokrat Biden die besten Chancen, Herausforderer von Trump zu werden. Trump soll versucht haben, sich in der Ukraine Material zu beschaffen, ...
... das er im Wahlkampf gegen Biden einsetzen könnte. Für die Demokraten ein gravierender Amtsmissbrauch. Für Trump indes "die größte Hexenjagd aller Zeiten".
Aktuell häufen sich die Drohungen gegen die Türkei. Auf Trump'sche Art. Nach dem Rückzug von US-Truppen aus Nordsyrien twittert er: "Wenn die Türkei irgendetwas unternimmt, was ich in meiner großartigen und unvergleichlichen Weisheit für tabu halte, werde ich die türkische Wirtschaft vollständig zerstören und auslöschen."
Wir sind damit im Oktober 2019 angekommen und machen an dieser Stelle Schluss. Wie lange der Präsident ...
... sich noch im Amt hält und ob er 2020 wiedergewählt wird, steht aus. Doch wir werden, komme was wolle, weiterhin mit Tweets versorgt, denn nichts lässt darauf schließen, dass Trump in Zukunft ...
... Twitter nicht mehr als Tagebuch nutzen wird. (vmi)