

Es ist vorbei: Bundesliga-Dino Hermann und sein Hamburger SV sind erstmals aus der 1. Liga abgestiegen.
Als letztes Bundesliga-Gründungsmitglied muss sich der Uwe-Seeler-Klub nach 55 Jahren erstmals in die 2. Liga verabschieden.
Auch ein 2:1-Heimsieg am letzten Spieltag der Saison 2017/18 gegen Borussia Mönchengladbach ...
... konnte den Nimbus "Unabsteigbar" nicht retten, ...
... da der VfL Wolfsburg parallel mit 4:1 gegen Schlusslicht 1. FC Köln gewann und sich damit in die Relegation rettete.
Überschattet wurde der erstmalige HSV-Abstieg von Randale. Aus der Nordkurve wurden mehrere Rauchbomben auf den Rasen geworfen, die Partie musste kurz vor Schluss für 15 Minuten unterbrochen werden.
Der Blick auf das Schicksal der restlichen 15 Bundesliga-Gründungsmitglieder zeigt aber: Es gibt ein Fußballleben nach dem Premierenabstieg - zumindest meistens. Ein Überblick.
1. FC KÖLN
Der erste Bundesliga-Meister hieß 1. FC Köln - nur am 4. Spieltag führte der FC die Tabelle in der Premieren-Spielzeit nicht an. Im Bild: der Empfang bei Bundeskanzler Ludwig Erhard nach dem Titelgewinn.
Der souveräne Premierenmeister hielt sich bis 1998 ohne Unterbrechung in Liga eins.
Dann folgte erstmals der schmerzhafte Absturz in die 2. Liga.
Die Fans ertrugen ihn tapfer. Vielleicht ahnten sie, dass sich ihr Verein fortan zur Fahrstuhlmannschaft entwickeln würde.
In dieser Saison folgte nach einer mit sechs Punkten völlig verkorksten Hinrunde bereits Abstieg Nummer sechs.
Die großen Erfolge sind Kölner Vergangenheit: Den bislang letzten Titel feierte der Double-Gewinner von 1978 ...
... im Jahr 1983 mit dem Sieg im DFB-Pokal gegen den Stadtrivalen Fortuna.
MEIDERICHER SV
So gut wie in der Premieren-Saison, als 54er-Weltmeister Helmut Rahn für den MSV spielte, war der erste Bundesliga-Vizemeister nie wieder.
1982 ereilte den Revierklub, der seit 1967 MSV Duisburg heißt, der erste Abstieg.
Ab den 1990er Jahren ging es zwischen der Erst- und Drittklassigkeit hin und her ...
... mit einem ganz besonderen Rekord als Highlight: Nach dem 22. Spieltag der Saison 1993/94 führte Duisburg die Bundesliga-Tabelle an - mit einem negativen Torverhältnis.
EINTRACHT FRANKFURT
Die launische Diva vom Main feierte ihre größten Erfolge in den 1970er und 1980er Jahren - allerdings nicht in der Bundesliga, wo Platz 3 wie im Premierenjahr das beste Abschneiden blieb. Dafür gelangen vier Siege im DFB-Pokal (1974, 1975, 1981, 1988) ...
... und der Triumph im Uefa-Pokal 1980.
Tragisch war die am letzten Spieltag bei Absteiger Hansa Rostock verspielte Meisterschaft 1992 ...
... mit Stars wie Uwe Bein, Andreas Möller und Uli Stein.
Mehr Glück hatte die Eintracht beim sensationellen Klassenerhalt 1998/99 in sprichwörtlich letzter Minute, als man sich mit einem 5:1 gegen Kaiserslautern am letzten Spieltag noch rettete.
Seit dem ersten Abstieg 1996 ...
... entwickelten sich die Hessen zu Pendlern zwischen Ober- und Unterhaus.
BORUSSIA DORTMUND
BVB-Stürmer Timo Konietzka verewigte sich als erster Bundesliga-Torschütze in den Fußballannalen, er traf am 24. August 1963 bereits in der 1. Minute gegen Werder Bremen - das am Ende trotzdem 3:2 gewann.
In seinen ersten 100 Bundesligaspielen erzielte Konietzka 72 Tore für den BVB - das ist noch immer Ligarekord.
Ebenfalls legendär: Der 6:2-Erfolg im Nebelspiel 1966 gegen den Erzrivalen FC Schalke ...
... und die 0:12-Niederlage gegen Borussia Mönchengladbach 1978, die auch 40 Jahre später noch die höchste Pleite der Bundesliga-Geschichte ist.
Nach dem einzigen Abstieg der Vereinsgeschichte 1972 brauchte der BVB vier Jahre, um die Rückkehr in die 1. Liga zu schaffen.
Prost!
1985/86 rettete sich der BVB erst in einer dramatischen Relegation gegen Fortuna Köln vor dem Abstieg. Nach dem 0:2 im Hinspiel lagen die Dortmunder im Rückspiel zur Pause 0:1 zurück, erzwangen dann aber mit einem 3:1-Sieg durch ein Tor in der Nachspielzeit noch eine Entscheidungspartie.
Dort triumphierte Dortmund auf neutralem Platz mit 8:0 - und hielt die Klasse.
Ab Mitte der 1990er Jahre gewann die Borussia fünf deutsche Meisterschaften und ...
... 1997 die Champions League mit Trainer Ottmar Hitzfeld und dem Lupfer-Tor von Lars Ricken. 2005 ereilte den seit 1999 börsennotierten Verein fast der Ruin.
VFB STUTTGART
Grundsolide verlief die erste Bundesliga-Saison der Schwaben. Das blieb auch bis 1975 so, als der VfB erstmals absteigen musste - aber 1977 zurückkehrte.
Drei Meisterschaften folgten: 1984, 1992 und 2007.
Vor dem "Magischen Dreieck" mit Krassimir Balakow, Fredi Bobic und Giovane Elber brachte der VfB ...
... schon in Hansi Müller einen der ersten Bundesliga-Posterboys hervor.
2016 erwischte es den VfB nach 39 Jahren in der ersten Liga wieder. Es war ein Seuchenjahr für Stuttgarts Fußball, denn in dieser Saison stiegen auch die Stuttgarter Kickers sowie der VfB II aus der 3. Liga ab.
Nach dem direkten Wiederaufstieg könnte sich der VfB unter Retter-Trainer Tayfun Korkut direkt für die Europaliga zu qualifizieren.
TSV 1860 MÜNCHEN
Platz 7 in der Premierensaison und dazu den DFB-Pokal - das Abenteuer Fußball-Bundesliga ließ sich gut an für 1860 München.
Noch besser wurde es 1966, als die "Löwen" die Meisterschaft feierten. Das war es dann allerdings auch schon fast an erfolgreichen Ausschlägen nach oben.
Ansonsten ist die 1860-Historie von Abstürzen bis in die Bayernliga, finanziellem Chaos und Führungsschwäche geprägt.
In den 1990er Jahren prägten der bissige Trainer Werner Lorant ...
... und der selbstherrliche Präsident Karl-Heinz Wildmoser (r.) den Verein.
Derzeit tingeln die stolzen "Löwen" nach dem Fiasko mit Investor Hasan Ismaik durch die Regionalliga Bayern, haben aber die Chance, sich zumindest eine Liga weiter nach oben zu arbeiten.
FC SCHALKE 04
Bis 1981 hielt sich der FC Schalke zunächst in der 1. Liga, ehe die Königsblauen der erste von drei Abstiegen (danach noch 1983 und 1988) ereilte.
Die Vier-Minuten-Meisterschaft der Schalker im Mai 2001 gehört zum Tragischsten, was die Liga-Historie zu bieten hat.
Selbst Manager und Obermacho Rudi Assauer weinte bitterlich, Bundesliga-Meister waren die Schalker bislang noch nie.
Tränen waren auch beim ersten Bundesliga-Abstieg 1981 geflossen.
Die heißblütigen Schalker Fans durften sich danach aber auch über drei Pokalsiege (2001, 2002 und 2011) ...
... und natürlich den legendären Triumph der "Eurofighter" im Uefa-Cup 1997 freuen.
1.FC NÜRNBERG
Von den neun Meisterschaften des "Club" fiel nur eine in die Bundesligazeit: 1968.
Ein Jahr später stiegen die Franken als Meister ab - bis heute einmalig in der Bundesliga-Geschichte.
Nicht umsonst heißt es: "Der Glubb is a Depp."
Mit mit insgesamt acht Erstliga-Abstiegen ist Nürnberg unrühmlicher Rekordhalter der Liga.
Trost für die Franken: Dank der jüngst perfekt gemachten Bundesliga-Rückkehr ist Nürnberg aber auch Rekord-Aufsteiger der Liga.
WERDER BREMEN
Die Hanseaten sind bis auf den Abstiegs-Ausrutscher von 1980 ein Muster an Beständigkeit.
Trainer Otto Rehhagel etablierte den Meister von 1965 nach der Rückkehr in die Bundesliga ab 1981 in der Liga-Spitze.
Es folgten noch drei weitere Meisterschaften - 1988, 1993 und 2004, ...
... letztere noch garniert mit dem Pokalsieg.
Hinzu kamen fünf Pokalsiege (1991, 1994, 1999, 2004, 2009) und der Triumph im Europapokal der Pokalsieger 1991/92.
Die Zeiten als Dauergast in der Champions League sind allerdings länger vorbei.
EINTRACHT BRAUNSCHWEIG
Der Meister von 1967 ...
... verschwand nach dem dritten Abstieg 1985 für 28 Jahre aus der Bundesliga.
Erst 2013 folgte die Rückkehr, dann allerdings nur ein einjähriges Intermezzo in der ersten Liga.
Aber, Obacht: Den Niedersachsen kommt die Vorreiterrolle für Trikotwerbung zu, am 24. März 1973 schummelten die Braunschweiger als erstes Team einen Brustsponsor in die Bundesliga.
Auch ein einjähriges Gastspiel des Weltmeisters Paul Breitner sorgte für Aufsehen.
1. FC KAISERSLAUTERN
Die "Roten Teufel" nahmen einen langen Anlauf bis zum ersten Bundesliga-Titel.
1991 war es dann so weit.
Grund genug, der Schale ein Bad im Ermüdungsbecken zu gönnen.
1996 dann der große Schock: Nach 33 Jahren mussten die Pfälzer erstmals absteigen.
Der Pokalsieg, nur eine Woche nach dem verpassten Klassenerhalt, war nur ein kleiner Trost.
Ein Fußballmärchen wurde aus der Tragödie Abstieg aber 1998, denn nach dem direkten Wiederaufstieg gewann der FCK unter Trainer Otto Rehhagel sensationell seine zwei Bundesliga-Meisterschaft. Insgesamt war es Meistertitel Nr. 4.
Von Dauer war die Auferstehung nicht, der schleichende Niedergang des Vereins setzte sich fort ...
... und gipfelte in dieser Saison im erstmaligen Absturz in die 3. Liga.
KARLSRUHER SC
Die Badener hielten sich zunächst nur fünf Jahre in der Bundesliga. Jahre als Fahrstuhlmannschaft folgten.
Eine erfolgreiche Ära erlebte der KSC von 1986 bis 1998 mit Trainer Winfried Schäfer.
Als Wunder vom Wildpark ging 1993 der 7:0-Rückspielsieg im Uefa-Pokal gegen den FC Valencia nach einer 1:3-Hinspielniederlage ein. Vier Tore erzielte "Euro-Eddy" Schmitt.
HERTHA BSC
Auf dem drittletzten Platz, nur einen Punkt vor Absteiger Preußen Münster, ...
... beendeten die Berliner die Premierensaison.
Nur zwei Jahre nach der Bundesliga-Gründung musste die Hertha dann doch erstmals absteigen - zwangsweise, wegen unerlaubt hoher Gehälter und Handgelder.
1971 war die "Alte Dame" am Bundesliga-Bestechungsskandal beteiligt.
Insgesamt musste der Hauptstadtverein sechsmal hinunter, zuletzt nach der denkwürdigen Relegation gegen Fortuna Düsseldorf, und fehlte somit aufsummierte 20 Jahre im deutschen Oberhaus.
PREUSSEN MÜNSTER
Die Preußen erwischten es von den 16 Gründungsmitgliedern am bescheidensten. Schon nach einem Jahr stiegen sie wieder aus der Eliteliga ab - und kamen nie wieder zurück.
Selbst in die Viertklassigkeit ging es hinunter. Derzeit halten die Westfalen einen soliden Mittelfeldplatz in der 3. Liga.
1. FC SAARBRÜCKEN
Die Saarländer stiegen in der Premieren-Saison als Letzter ab. Der Klub schaffte es danach noch für insgesamt vier weitere Spielzeiten in die erste Liga - letztmalig 1992/1993.
Zum Aufstieg geschossen hatte Saarbrücken damals ein gewisser Michael Preetz. Der heutige Manager von Hertha BSC sicherte sich damals die Torjäger-Kanone der 2. Liga, Staffel Süd.
Als souveräner Meister der Regionalliga Südwest kämpft Saarbrücken gegen 1860 München um den Aufstieg in die 3. Liga. (cwo/dpa)