

Die 47. Bundesliga-Saison ist Geschichte.
Meister sind die Bayern, zum 22. Mal.
Künftig zweitklassig: Hertha BSC ...
... und der VfL Bochum, weil beide Mannschaften sich schon während der Saison nicht als erstligareif präsentierten.
Das gilt zwar auch für den 1. FC Nürnberg. Die Franken schafften es aber immerhin in die Relegation, sie dürfen noch hoffen.
13.004.717 Menschen pilgerten in die Bundesligastadien, im Schnitt sind das 42.499 Zuschauer pro Partie.
Sie sahen 236 Spieler, die in dieser Saison insgesamt 867 Tore erzielten.
54 Mal gab es einen Elfmeter, das waren 23 Strafstöße weniger als in der Vorsaison. Drin war der Ball 42 Mal. Die Erfolgsquote von 77 Prozent liegt leicht über dem Ligaschnitt von 74 Prozent, der seit 1963 verzeichnet wurde. Insgesamt wurden in der Bundesliga bislang 2981 von 4009 Elfmetern verwandelt.
Insgesamt unterliefen den 18 Teams in dieser Saison 23 Eigentore. Für ein Novum sorgte Hannover 96 am 16. Spieltag gegen Gladbach, als man beim 3:5 gleich dreimal ins eigene Netz traf. Karim Haggui war dabei doppelt erfolgreich.
22 Spieler flogen mit Gelb-Rot vom Platz, 20 Mal gab es direkt Rot.
Und natürlich gab es auch viele Tops und Flops in der 47. Bundesliga-Spielzeit. Eine nichtrepräsentative Übersicht, die beim neuen Meister beginnt.
Trainer der Saison: Im November schien die Zeit von Louis van Gaal als Trainer von Bayern München schon abgelaufen, inzwischen gilt der Niederländer beim Rekordmeister als "absoluter Glücksfall", wie Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge zuletzt einmal mehr betonte.
Er hat der Mannschaft mit akribischer Arbeit ein modernes System verordnet, eine Philosophie verpasst.
Van Gaal führte die Münchner zur 22. Meisterschaft ...
... sowie im Pokal und in der Champions League ins Finale.
Und er hat den Münchnern wieder diese typisch bayerische "Mia-san-Mia"-Mentalität eingeimpft.
Da ist es um so interessanter, was er nun der "Berliner Zeitung" erzählte.
Auf die Frage, wie das denn so gewesen sei beim FC Bayern, als es anfangs nicht so lief, sagte ...
... van Gaal: "Hier hat die Mannschaft mehr an mich geglaubt als der Vorstand."
Kleiner Seitenhieb in Richtung Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge.
Weder vergessen noch verziehen hat van Gaal offensichtlich den vergangenen November, als er vor der Entlassung stand.
Abgesehen davon: Macher der Saison ist trotzdem Felix Magath. Kein anderer Trainer der Fußball-Bundesliga hat in dieser Saison so viel aus seiner Mannschaft herausgeholt wie Felix Magath bei Schalke 04.
Das Motto auf Schalke lautete: Magath macht's möglich. Ein Team, das zwar von den Personalkosten, aber nicht vom Leistungsvermögen ganz weit oben in der Liga angesiedelt ist, hat mit Platz zwei und der Qualifikation für die Champions League das Maximum erreicht.
Fast alles, was Magath anpackte, klappte: Mit seiner berüchtigten Medizinball-Vorbereitung legte er die körperlichen Grundlagen, die sich mehrmals auszahlten.
Und er zauberte immer wieder neue Unbekannte aus dem Hut, die die Etablierten verdrängten und einen neuen Schalker Jugendstil entwickelten: Moritz, Schmitz und Matip belohnten den Mut des Trainers mit Leistungen, die ihnen kaum jemand zugetraut hatte.
Nur der ganz große Coup gelang nicht: Als er im Titelendspurt den Bayern Schwächen einreden wollte, schwächelte sein eigenes Team.
Torjäger der Saison: Im Vorjahr musste sich Edin Dzeko noch knapp seinem Teamkollegen Grafite geschlagen geben, nun gehört die Torjäger-Krone ihm.
Am letzten Spieltag entschied der bosnische Nationalstürmer das Kopf-an-Kopf-Rennen mit dem Leverkusener Stefan Kießling für sich und wurde als zweiter Spieler des VfL Wolfsburg in Folge Bundesliga-Torschützenkönig.
Vor allem seine Treffer-Quote in der Rückrunde war mit 15 seiner insgesamt 22 Tore überragend. Kein Wunder, dass der 24-Jährige auf den Wunschzetteln zahlreicher europäischer Topklubs steht.
Allerdings ist die Ablösesumme auf 40 Millionen Euro festgeschrieben. Deshalb hoffen die VfL-Fans immer noch, dass ihr Liebling seine Tore auch kommende Saison für die Wölfe schießt.
Aufsteiger der Saison: Als Bundestrainer Joachim Löw am Donnerstag sein Aufgebot für die Weltmeisterschaft bekannt gab, war es keine Überraschung mehr, dass der Name Thomas Müller auf der Liste stand.
Der 20 Jahre alte Offensivspieler von Bayern München, der schon mit seinem berühmten Namensvetter Gerd Müller verglichen wird, hat in den vergangenen Monaten genügend Argumente geliefert, ihn nach Südafrika mitzunehmen.
Der vielseitig einsetzbare Müller war in allen 34 Bundesligaspielen dieser Saison im Einsatz, erzielte dabei 13 Treffer und gab elf Vorlagen zu Toren - und dies in seiner ersten Saison als Profi.
Noch beeindruckender als diese Zahlen war aber die Abgeklärtheit und die Konstanz, mit der Müller seinen Dienst im Starensemble der Bayern verrichtete und damit auch gestandene Nationalspieler wie Mario Gomez oder Miroslav Klose in den Schatten stellte.
Flucht der Saison: Ein Weltmeister in Liga 3 - dieses ungewöhnliche Schauspiel lockte am 18. September 2009 immerhin 2900 Zuschauer ins Stadion an der Grünwalder Straße. Der ruhmreiche Luca Toni wurde zur Pause ausgewechselt - das 0:5 der Zweitvertretung von Bayern München gegen Jahn Regensburg konnte er nicht verhindern.
Der Umweg in die Niederungen der Drittklassigkeit sollte den Italiener zurück in die Stammelf führen. Doch er war nur ein weiterer Schritt weg vom FCB.
Toni und Louis van Gaal - das passte vom ersten gemeinsamen Arbeitstag der beiden großen Egos nicht zusammen.
Der Trainer wollte den Italiener nicht in seiner Truppe haben, zermürbte und vergraulte ihn wie einst Christo Stojtschkow beim FC Barcelona. Unter anderem, indem er Toni im Trainingslager vor den Teamkollegen am Ohr zog.
Der AS Rom empfing ihn mit offenen Armen. Toni kämpfte dort verzweifelt um sein Ticket für die WM in Südafrika. Und obwohl er in den ersten neun Spielen in der Serie A fünfmal traf, wird wohl auch dieser Traum platzen. Wo er in der kommenden Saison spielt, weiß er auch noch nicht - traurig.
Enttäuschung der Saison: Als Lukas Podolski nach drei Jahren im Münchner Exil nach Köln zurückkehrte, wurde er als "Heilsbringer" empfangen.
Die Ernüchterung folgte schnell.
Ganze zwei Tore erzielte der "kölsche Prinz" in dieser Saison, selbst bei den Bayern waren es trotz geringerer Einsatzzeiten immer mindestens doppelt so viele.
Der sonst fast schon kindlich-fröhliche Nationalspieler wirkte in den letzten Monaten denn auch frustriert und etwas zermürbt. "Man kann nicht glücklich sein, wie alles läuft", sagte er. Es seien "Dinge auf mich zugekommen, die vorher keiner ahnen konnte. Das habe ich sicher ein wenig unterschätzt."
Der Druck und die Erwartungen waren zu hoch, mit dem Spielsystem kam er nicht zurecht, die Chemie zwischen ihm und Sturmpartner Miliovje Novakovic stimmte weder auf noch neben dem Feld.
Nun darf sich Podolski – wie immer in den letzten Jahren – im Kreise der Nationalmannschaft neues Selbstbewusstsein holen. Dummerweise steht in diesem Jahr eine WM an.
Umschuler der Saison: Bastian Schweinsteiger hat im zentralen Mittelfeld seinen neuen Stammplatz gefunden. Seit der 25-Jährige an der Seite des erfahrenen Mark van Bommel den Rhythmus mitbestimmt, läuft es bei den Bayern.
"Schweini" gibt es nicht mehr.
Der Teenie-Schwarm des Sommermärchens ist erwachsen geworden und zum selbstbewussten Führungsspieler gereift.
Ebenfalls in die Herzen der Fans gespielt hat sich Arjen Robben.
Der Niederländer kam zu Beginn der Saison von Real Madrid ...
... und absolvierte die Saison seines Lebens.
Mit seinen Toren in der Bundesliga, im DFB-Pokal und vor allem in der Champions League sorge er dafür, ...
... dass nicht nur sein Trainer Louis van Gaal jetzt so richtig feiern kann.
Volltreffer der Saison: Den ersten Volltreffer landete die Dortmunder Borussia zu Beginn der Saison, als es allen Skeptikern zum Trotz den in Europa eher unbekannten Welttorjäger Lucas Barrios verpflichtete.
Inzwischen hat sich die Ablösesumme von 4,2 Millionen Euro in den gebürtigen Argentinier längst als großartig angelegte Investition erwiesen: 19 Tore erzielte der 25-Jährige in seiner ersten Bundesliga-Saison und leistete damit einen wesentlichen Beitrag zum Sprung des BVB auf einen Euopa-League-Platz.
"Wenn man die Statistik nimmt, da muss man bei uns schon bis zu Stephane Chapuisat zurückgehen. Und bei Lucas ist nicht einmal ein Elfmeter dabei. Er ist eine Tormaschine, ein Stürmer, der sich zu 99,3 Prozent über Tore definiert", sagte BVB-Sportdirektor Michael Zorc lobend.
Barrios, der im Jahr 2008 für den chilenischen Spitzenklub CSD Colo Colo in 38 Spielen 37 Tore erzielte, dürfte mit seinen Auftritten in der Bundesliga seine Chancen auf eine Nominierung für die WM 2010 als Nationalspieler von Paraguay, dessen Pass er seit Anfang April besitzt, verbessert haben.
Problemfall der Saison: Der einzige Volltreffer von Paolo Guerero in dieser Saison war ein Eigentor. Mit der Wasserflasche traf er mitten ins Gesicht eines Fans, der ihn zuvor beleidigt hatte.
Der Angreifer des Hamburger SV sorgte mit dieser gefährlichen Attacke nach dem Spiel gegen Hannover 96 am 29. Spieltag für einigen Wirbel. Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) sperrte ihn für fünf Spiele und damit bis Saisonende, der HSV sprach eine Rekordgeldstrafe aus.
Er pokerte um einen neuen Vertrag und rief dabei ein Jahresgehalt von vier Millionen auf, dann hatte er - und der HSV - Pech mit einem Kreuzbandriss. Nach der Winterpause blieb er in Peru, statt seine Reha in Hamburg zu vollenden. Angeblich hatte er unüberwindliche Flugangst.
Er will jetzt beim HSV bleiben, es soll aber auch Angebote aus Valencia und von Schalke geben. Ende: offen.
Irrtum der Saison: Der Hamburger SV hätte gewarnt sein müssen, die Signale aus Leverkusen waren eindeutig: Bruno Labbadia hatte bei Bayer am Ende ein komplett zerrüttetes Verhältnis zur Mannschaft.
Auch in Hamburg begann Labbadia äußerst erfolgreich, legte den besten Start in der Bundesliga-Geschichte des HSV hin.
Dennoch zahlte der HSV eine Ablöse von 1,3 Millionen für den Trainer. Ein teurer Irrtum.
Dann kamen Verletzungen von Schlüsselspielern, Niederlagen, Verunsicherung, und am Ende ging Labbadia den Spielern mit seiner pedantischen Art und angeblich langweiligem Training nur noch auf die Nerven.
Bei der 1:5-Niederlage in Hoffenheim "schoss" die Mannschaft den ungeliebten Trainer schließlich ab, dessen Karriere in der Bundesliga nun zumindest arg ins Stottern gekommen ist.
Tragödie der Saison: Am 10. November 2009 blieb für viele die Welt stehen. Selten waren in Deutschland mehr Menschen ehrlich erschüttert als nach der Nachricht vom Selbstmord des Nationaltorwarts Robert Enke.
Noch nie wurde ein derartig Prominenter so dramatisch zum Opfer seiner Krankheit, noch nie wurde die Fassade von den starken "Helden des Sports" so grausam eingerissen. Depressionen hatten dem Keeper von Hannover 96 den Lebensmut genommen.
Auch deshalb waren die spontanen Trauerbekundungen der Fans so bewegend. Die Erschütterung der Kollegen war ehrlich.
Kurz nach Enkes Selbstmord war viel von "Innehalten" und "Umdenken" beim Umgang miteinander die Rede. In der Praxis gingen diese Vorsätze dann schnell wieder verloren. Das Bundesligageschäft mit seinen Begleiterscheinungen hält nicht lange inne.
Abschied der Saison: Jens Lehmann hätte gerne noch ein paar Wochen drangehängt an seine Fußballer-Karriere. Doch Bundestrainer Joachim Löw hatte dann doch andere Pläne, im Kader für die WM in Südafrika war für den 40-Jährigen kein Platz.
Die selbsternannte Nummer 1 der Nation wird jetzt anstatt mit Trikot im deutschen Tor im Anzug und mit Mikrofon in der Hand als TV-Experte bei der WM dabei sein. Für Lehmann bleibt es bei 61 Länderspielen mit dem Höhepunkt WM 2006.
Mit dem Einzug in die Europa League hat er zumindest beim VfB Stuttgart den Abschied bekommen, den er sich gewünscht hatte. Die Liga verliert in ihm einen herausragenden Torhüter und einen echten Typen, manche würden sagen: einen eigenwilligen Kauz.
Brillenklau, Pinkelpause an der Bande, Zoff mit einem Balljungen - auch in seiner letzten Saison sorgte Lehmann für (unsportliche) Schlagzeilen. "Es war nicht immer einfach mit Ihnen", rief ihm Stuttgarts Präsident Erwin Staudt zum Abschied hinterher. Aber immer unterhaltsam.
Abstieg und Aufstieg der Saison: Jörn Andersen durfte den FSV Mainz als Nachfolger von Trainer-Legende Jürgen Klopp zwar in die 1. Liga führen, dort aber kein Spiel mehr leiten.
Nach dem Pokalaus in Runde 1 wurde Andersen noch vor dem 1. Ligaspieltag entlassen. Grund: Unüberbrückbare Differenzen mit der Mannschaft.
Andersens Rauswurf war das Glück von Thomas Tuchel, der kurzerhand vom Jugendtrainer zum Mainzer Chefcoach befördert wurde.
Der Schritt zahlte sich aus: Unter Tuchel spielten die Mainzer die beste Bundesligasaison ihrer Vereinsgeschichte.
Manche am Bruchweg sehen in Tuchel schon den nächsten Klopp.
Kopfschüttler der Saison: Kevin Kuranyi spielte unter Felix Magath ganz groß auf, schoss den Verein mit in die Champions League - und verabschiedet sich nun ins Mittelmaß der russischen Liga.
Für 6 Millionen Euro netto pro Jahr spielt er künftig in der Premier Liga.
In der Welt von Kevin Kuranyi macht der Wechsel Sinn. Schließlich verdiente er auf Schalke nur 3,8 Millionen Euro brutto pro Saison. Dieses Gehaltsgefälle kann für einen Vollblutfußballer auch Fußball in der "Königsklasse" nicht aufwiegen.
Pechvogel der Saison (I): Er sollte für Hertha BSC Berlin der große Hoffnungsträger werden, doch am Ende war er der Pechvogel der Saison und konnte den Abstieg des Hauptstadtklubs nicht verhindern: Gleich das Debüt von Florian Kringe im Hertha-Trikot endete mit einem Schock.
Der 27-Jährige humpelte bei seinem Einstand bei der 1:2-Niederlage am fünften Spieltag beim FSV Mainz 05 schon nach neun Minuten mit schmerzverzerrtem Gesicht vom Platz - die niederschmetternde Diagnose: Mittelfußbruch. Nach einer langen Zeit in der Reha kämpfte sich die Leihgabe von Borussia Dortmund pünktlich zur Rückrunde wieder ins Team.
Doch als er am 30. Spieltag gegen den VfB Stuttgart (0:1) nur drei Minuten nach seiner Einwechslung erneut einen Mittelfußbruch erlitt, war für Kringe die Saison gelaufen. Der Kämpfer ließ auf der Bank seinen Tränen freien Lauf. Kringes und Berlins Spielzeit war gekennzeichnet von Pleiten, Pech und Pannen - am Ende stand der Abstieg der "alten Dame".
Pechvogel der Saison (II): Herthinho war in der vergangenen Saison das bemitleidenswerteste Maskottchen der Liga.
Im Berliner Olympiastadion blieben Erfolgserlebnisse aus. Nur einen Sieg durfte Herthinho mit der Hertha besiegeln, am 1. Spieltag. Danach klappte daheim für die Hertha nix mehr.
Resultat: Der Abstieg aus der 1. Liga und die schlechteste Heimbilanz in der Bundesligageschichte.
Beförderung der Saison: Nach 30 Jahren als Bayern-Manager beförderte sich Uli Hoeneß Ende November 2009 quasi selbst - zum Nachfolger von Franz Beckenbauer als Präsident des Rekordmeisters.
Ein Glücksgriff: Seit Hoeneß Präsident ist, läuft es bei den Bayern wieder rund.
Wie rund, wissen Sie ja.