
Michael Jackson. Geboren am 29. August 1958. Gestorben am 25. Juni 2009.
Ein Multitalent, ohne Zweifel. Ein begnadeter Sänger und Komponist, ein großer Tänzer. Er hat die Pop-Musik geprägt wie kein zweiter Künstler, war Vorbild und Wegbereiter in Sachen Stil, Sound, Video.
Im Grunde aber weiß man wenig über ihn. Wenig über das, was er fühlte, was er dachte. Vor allem in den letzten Jahren.
Eine Zeit, die wahrscheinlich unglaublich schwierig war für ihn. Der große Erfolg war weg, Jackson überzeugte nicht mehr mit großartiger Musik, ...
... sondern machte mit Eskapaden, ...
... seinem verschwenderischen Leben, ...
... und seinem skurrilen, manchmal bizarren Auftreten auf sich aufmerksam.
Michael Jackson schien, vielleicht wegen seiner enorm schwierigen Kindheit, ein gebrochener Mann zu sein, körperlich wie psychisch, jeglicher Kreativität beraubt.
In der öffentlichen Wahrnehmung erschien Jackson wie ein Freak, gut für bunte Geschichten, aber nicht mehr für die Kunst.
Der Druck auf ihn, wenn es um sein Comeback ging, muss gigantisch gewesen sein.
Denn ein Jackson ohne Superlative - das hätte niemals funktioniert.
Vielleicht war es dieser Druck, der ihm am Ende zum Verhängnis wurde.
Der Tod hat die Kraft, alles zu relativieren.
Prozesse, Schlammschlachten, Spleens, Sucht, Selbstverstümmelung, Verschwendung.
Der Tod holt das Gute zurück in die Erinnerung. Die Musik, dass Jackson ein Mutmacher war für afro-amerikanische Künstler in den USA, dass er Millionen gegeben hat für Menschen in Not, ...
... dass er in seinen Stücken und Videos die Probleme dieser Welt thematisiert hat.
Dennoch brauchte es offenbar sein Sterben, um Michael Jackson zum letzten Mal ins Rampenlicht der ganz großen Bühne - der Welt - zu bringen.
Und während im Hintergrund schon der Kampf um Erbe und Sorgerecht für die Kinder ausgebrochen ist, trauern weltweit zahllose Fans, ...
... hinterlassen einen letzten Gruß, ...
... trösten und erinnern sich.
Die "Generation Michael Jackson" hat einen wichtigen Teil ihrer Vergangenheit verloren.
Jacksons Familie nimmt am Dienstagmorgen still Abschied.
Sie trifft sich am Forest Lawn Memorial Park, auf dem viele Stars beerdigt sind. Bette Davis gehört dazu, aber auch Andy Gibb, Buster Keaton und Telly Savalas.
Im Anschluss wird Jacksons goldener Sarg, drapiert mit üppigen Blumen, ...
... im Konvoi Richtung "Staples Center" nach Los Angeles gebracht.
Damit ist eines der großen Geheimnisse der Trauerfeier gelüftet: Jacksons Sarg wird während des Abschieds in der Halle sein.
Das Gebiet um das Staples Center ist weiträumig abgesperrt. Zugang hat nur, wer eines der begehrten 17.500 Tickets für die Trauerfeier bekommen hat.
Der Auflauf der Medien ist gewaltig. Aus aller Welt sind Reporter angereist, um zu berichten.
Millionen, vielleicht mehr als eine Milliarde Menschen, wollen Abschied von einem der größten Popstars nehmen.
Was sie zu sehen und zu hören bekommen, ist eine Art offener Gottesdienst, eine würdige Feier mit zahlreichen Freunden und Wegbegleitern des "King of Pop".
Mit der Verlesung einer Botschaft des südafrikanischen Ex-Präsidenten und Friedensnobelpreisträgers Nelson Mandela beginnt die Trauerfeier.
"Michael war ein Gigant und eine Legende in der Musikindustrie. Und wir trauern mit Millionen Fans weltweit", heißt es in dem Kondolenzschreiben Mandelas, das der US-Sänger Smokey Robinson vorliest.
Robinson verliest auch eine Trauerbotschaft der US-Sängerin Diana Ross, die nicht zu der öffentlichen Zeremonie erschien. Sie habe sich entschieden, "innezuhalten und zu schweigen", heißt es in ihrer Nachricht. "Das fühlt sich für mich richtig an."
Zum Gesang eines Gospelchors, des Andrae Crouch Choir, ...
... wird der Sarg in die Konzerthalle getragen.
Der mit zahllosen Blumen geschmückte Sarg wird direkt vor die Bühne gestellt.
Dann hält der Geistliche Lucious Smith eine kurze Ansprache, in der er sagt: "Wir erinnern uns an diesen Mann und an alles, was er an Liebe der Welt während eines halben Jahrhunderts gebracht hat." Weiter sagt er: "Solange wir uns an ihn erinnern, wird er bei uns sein."
Sängerin Mariah Carey trägt, genau passend dazu, ...
... gemeinsam mit dem Sänger Trey Lorenz das Lied "I'll be there" vor.
Sängerin und Schauspielerin Queen Latifah würdigt Jackson mit den Worten: "Michael war der größte Star auf Erden." Zuvor sagt sie, wenn "er tanzte, dann fühlten wir uns nie weit weg, sondern waren da, ganz nahe."
Nach dem Auftritt von Lionel Richie ...
... würdigt der Gründer der schwarzen Plattenfirma Motown, Berry Gordy, den Verstorbenen. "Wenn er seinen ikonischen Moonwalk macht, war ich schockiert: Es war Magie. Er entschwand in den Orbit und kam nie mehr zurück."
Mit Anekdoten aus dem Leben von Michael Jackson und anderen Pop-Größen bringt Gordy die tausenden Trauergäste in der Halle wiederholt zum Lachen. Er erinnert aber auch an die schlechten Zeiten, die der Star durchmachte.
Nach Gordys Rede wird ein Potpourri von Jackson-Hits mit wichtigen Szenen aus seinem Leben und seinen Videos eingespielt.
Dann tritt Stevie Wonder auf und setzt sich an einen Flügel.
Bevor er den Song "Never Dreamed You'd Leave In Summer" singt, sagt Wonder unter anderem: "Wir brauchen Michael eigentlich hier, aber Gott hat ihn wohl dringender gebraucht."
Die Basketball-Stars Kobe Bryant und Magic Johnson erinnern daran, was Michael Jackson für die Wahrnehmung der Schwarzen in der Gesellschaft bewirkt hat.
"Michael gab so viel an so viele von uns", sagt Bryant. Johnson schwärmt, dass er durch Jackson als Vorbild zu einem besseren Basketball-Spieler geworden sei.
Nach der Rede der Basketball-Stars singt die Sängerin Jennifer Hudson den Michael-Jackson-Song "Will You Be There".
Am Schluss des Liedes werden Original-Teile des Songs mit Jacksons Stimme eingespielt, was zahlreichen Zuschauern die Tränen in die Augen treibt.
In einem weiteren emotionalen Moment würdigt der schwarze Bürgerrechtler Al Sharpton Jacksons Verdienste für die Gesellschaft: "Es war Michael Jackson, der Schwarze, Weiße, Asiaten und Latinos zusammenbrachte."
Er habe die Rassenschranken niedergerissen. "Von seiner Kindheit bis heute lebte er seinen Traum und gab ihn niemals auf. Damit hat er die Welt verändert."
An Jacksons Kinder gerichtet, betonte er: "Euer Vater war nicht seltsam. Seltsam waren die Dinge, mit denen euer Vater umgehen musste." Nach der emotionalen, kraftvollen Rede wird Sharpton von Familienmitgliedern des "King of Pop" umarmt.
Nach einem musikalischen Auftritt von John Mayer mit dem Song "Human Nature" ...
... tritt die Schauspielerin Brooke Shields auf, die mit der Fassung kämpft und nur schwer ihre Tränen unterdrücken kann.
Gerührt erzählt sie, wie sie Jackson das erste Mal traf, als sie 13 war.
"Wir mussten beide früh erwachsen sein, aber wenn wir zusammen waren, waren wir kleine Kinder, die Spaß hatten."
Jermaine Jackson singt den Charlie-Chaplin-Song "Smile" - das Lieblings-Lied seines Bruders.
Jermaine trägt einen hellen Glitzerhandschuh an der rechten Hand.
Martin Luther King III und Bernice King, Kinder des schwarzen Bürgerrechtlers Martin Luther King, nennen Jackson ein "leuchtendes Licht". "Michael Jackson war wirklich der Beste in dem, was er tat", sagt King III. "Am 25. Juni standen Himmel und Erde für einen Moment still."
Die US-Kongressabgeordnete Sheila Jackson Lee aus Texas präsentiert eine posthume Urkunde für Michael Jackson, die ihn als "amerikanische Legende und musikalische Ikone" ehrt. Sie salutiert zum Ende ihrer Ansprache.
Anschließend singt Usher den Jackson-Hit "Gone too soon".
Und der zwölf Jahre alte Schüler Shaheen Jafargholi singt das Lied "Who's lovin' You".
Etliche Musiker, darunter Mitglieder der Jackson-Familie und dutzende Kinder, ...
... singen gemeinsam die Mega-Hits "We are the World" und "Heal the World".
An den Plätzen, auf denen die Show auf Leinwänden gezeigt wird, halten sich die Zuschauer an den Händen und wiegen sich im Takt.
Viele lassen ihrer Trauer freien Lauf.
Michael Jacksons elfjährige Tochter Paris sagt unter Tränen: "Daddy war der beste Vater, den man sich vorstellen kann. Ich wollte nur sagen, dass ich ihn so sehr liebe." Sicher der bewegendste Moment des Abends.
Zuvor betont Jacksons Bruder Marlon: "Als du gingst, ging ein Teil von mir mit." Er spricht von den Schattenseiten des Star-Lebens. Michael habe niemals über eine Straße gehen können, ohne sofort eine Menschenmenge um sich zu haben. Er sei mit Vorwürfen traktiert und kritisiert worden.
"Wie viel Schmerz kann ein Mensch ertragen. Michael, vielleicht lassen sie dich jetzt in Ruhe."
Schließlich wird Jacksons Sarg aus dem Saal gebracht.
Pastor Lucious Smith schließt die Trauerfeier mit einem Gebet. Darin dankt er Gott für Michael Jackson und sagt: ...
"Der König des Pop ist nun beim König der Könige." (Text: Jochen Müter, mit dpa)