"Nicht auf Knopfdruck öffnen" Lehrer dringen auf stufenweise Schulöffnung
07.02.2021, 09:09 Uhr
Kommt ab Mitte Februar wieder Leben in die Klassenzimmer? Die Mehrheit der Deutschen ist laut einer Umfrage dafür.
(Foto: picture alliance / Inderlied/Kirchner-Media)
Um die Sicherheit aller Beteiligten zu gewährleisten, fordern Lehrerverbände und Gewerkschaften einen Stufenplan für die Rückkehr zum Präsenzunterricht. Der soll vor allem eines sein: bundesweit einheitlich. Die meisten Deutschen befürworten eine Öffnung - nicht nur von Schulen - ab Mitte Februar.
Lehrerverbände und Gewerkschaften haben Bundeskanzlerin Angela Merkel und die Ministerpräsidenten aufgefordert, bei ihrer Sitzung am Mittwoch einen einheitlichen Stufenplan mit verbindlichen Kriterien für Schulöffnungen zu verabschieden. "Schulen sind nicht auf Knopfdruck zu öffnen", sagte die Vorsitzende des Deutschen Philologenverbandes, Susanne Lin-Klitzing, dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Sie forderte einen "vorsichtigen, klugen und klaren Stufenplan, der am Pandemiegeschehen und am Grad der Sicherheit für alle an den Schulen Beteiligten orientiert ist".
Zur Begründung sagte die Verbandschefin: "Wir brauchen endlich bundesweit einheitliche Kriterien für Schulöffnungen, damit Schulen zwar nicht alle zum selben Zeitpunkt, aber alle nach denselben Kriterien stufenweise wieder öffnen können." Notwendig sei unter anderem ein stabiler Inzidenzwert von deutlich unter 50 Neuinfektionen auf 100.000 Menschen am Schulort und in den Heimatorten und -landkreisen der Schüler.
Vor Beginn des Wechselunterrichts müsse außerdem dafür gesorgt werden, "dass die Schülerinnen und Schüler in nicht überfüllten Bussen und Bahnen zum Unterricht kommen können", sagte Lin-Klitzing. "Kriterien für weitere Schulöffnungen über Notbetreuung und Abschlussklassen hinaus sollten zum Beispiel auch ein stabiler R-Wert deutlich unter 1, eine nur mäßige Auslastung des Gesundheitssystems und die Impfquote in der Bevölkerung sowie insbesondere unter den Lehrkräften sein."
GEW-Chefin kritisiert "föderales Durcheinander"
Auch die Chefin der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), Marlis Tepe, forderte "einen bundesweit einheitlichen, verlässlichen Stufenplan". Damit hätten Länder, Kreise und Städte "dann mit Blick auf das Infektionsgeschehen vor Ort die Möglichkeit, flexibel zu agieren". Das "föderale Durcheinander" müsse endlich beendet werden, sagte Tepe dem RND. Liege der Inzidenzwert unter 50, sollten sich die Schulen auf Grundlage der Empfehlungen des Robert-Koch-Instituts wieder auf die Öffnung vorbereiten.
Die Gewerkschaftschefin warb zunächst für Wechselunterricht. "Entscheidend ist, dass die Zahl der Schülerinnen und Schüler in den Klassen halbiert wird und feste Gruppen gebildet werden", sagte sie. "So kann das Infektionsrisiko für Lehrkräfte, Lernende und deren Familien gesenkt werden. Gleichzeitig können die Lehrerinnen und Lehrer regelmäßig Kontakt zu allen Schülerinnen und Schülern halten."
Mehrheit der Deutschen für Öffnung von Geschäften
Auch der Vorsitzende des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE), Udo Beckmann, forderte einen eindeutigen Stufenplan: "Es muss für alle Beteiligten klar sein, ab welchem Inzidenzwert was passiert - und zwar bundesweit einheitlich, um nachvollziehbar argumentieren zu können", sagte er dem RND.
Die Mehrheit der Menschen in Deutschland befürwortet die Öffnung von Schulen ab Mitte Februar. Dies geht aus einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Kantar im Auftrag der "Bild am Sonntag" hervor. 78 Prozent der Befragten sprachen sich demnach für eine Öffnung von Schulen und Kitas aus, 20 Prozent dagegen.
Für eine Öffnung des Einzelhandels waren 73 Prozent der Befragten (25 Prozent dagegen), für eine Öffnung von Hotels und Gaststätten 62 Prozent (34 Prozent dagegen). Eine knappe Mehrheit von 51 Prozent sprach sich zudem dafür aus, Sportstätten wieder zu öffnen (46 Prozent dagegen). Lediglich Kinos, Theater und Museen will demnach eine Mehrheit von 56 Prozent geschlossen halten, 41 Prozent sind auch hier für eine Öffnung. Für die Umfrage befragte Kantar am 4. Februar 506 Menschen am Telefon.
Quelle: ntv.de, chf/AFP