Panorama

Wut über Spahns Maßnahmen Viele Ärzte im Saarland stellen Impfstopp in Aussicht

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So schnell gegen das Coronavirus impfen wie möglich, lautet die Devise. Damit haben Hausärzte im Moment alle Hände voll zu tun. Dass Gesundheitsminister Spahn die Biontech-Lieferungen begrenzt, bringt für viele das Fass zum Überlaufen. Im Saarland wollen Ärzte das Impfen einstellen.

Zahlreiche niedergelassene Ärzte im Saarland haben angekündigt, in ihren Praxen keine Corona-Impfungen mehr anzubieten. Das hat die Kassenärztliche Vereinigung des Saarlandes (KV) mitgeteilt. Grund dafür sei die Ankündigung von Gesundheitsminister Jens Spahn, die Liefermengen von Biontech auf 30 Dosen pro Woche und Arzt zu begrenzen. Damit "würgt der Bundesgesundheitsminister den Impfturbo ab und verursacht Chaos in den Praxen", so die KV.

In den saarländischen Praxen seien bereits "zigtausende" Impftermine für die kommenden Wochen vergeben. Sowohl die Praxen als auch die Impfwilligen gingen davon aus, dass der breit akzeptierte Impfstoff von Biontech eingesetzt werde. Die Kassenärztliche Vereinigung befürchtet, dass nun bundesweit Millionen Menschen angerufen werden müssen und Millionen unerfreuliche, konfliktbeladene Gespräche drohen.

Das Bundesgesundheitsministerium hatte am Freitag für die nächsten Wochen Begrenzungen bei Bestellmengen für den Biontech-Impfstoff angekündigt. Dafür soll das Präparat von Moderna bei den Auffrischungsimpfungen vermehrt zum Einsatz kommen. Zur Begründung wurde auch darauf verwiesen, dass andernfalls eingelagerte Moderna-Dosen zu verfallen drohten. Aktuell mache der Impfstoff von Biontech über 90 Prozent der Bestellungen aus.

Die Ankündigung hatte heftige Kritik ausgelöst. Spahn bedauerte die Irritationen und stellte wenig später klar, dass in Deutschland genügend Vakzine für die anstehenden Impfungen zur Verfügung stünden. Die Begrenzung der Biontech-Lieferungen hänge mit der Verfügbarkeit des Vakzins zusammen. Die Nachfrage sei wahnsinnig gestiegen in den vergangenen zwei Wochen, dadurch laufe "unser Biontech-Lager gerade leer", sagte Spahn im ZDF.

Auf die Impfärzte kommt mit Spahns Ankündigung ein enormer zusätzlicher Aufwand zu. "Bei uns stehen die Leute bis auf die Straße hinaus, um beraten zu werden", sagte Hausarzt Thomas Aßmann gegenüber ntv. "Und wenn ich jetzt bei jedem nochmal diskutieren muss, warum Moderna und nicht Biontech - also ich weiß gar nicht mehr, wie wir das schaffen sollen." Die Situation sei "extrem schwierig und herausfordernd", sagte Aßmann. "Wenn ich sage 'Bei uns ist die Hölle los', ist das an sich noch untertrieben."

Quelle: ntv.de, chf/dpa

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