Abschiebungen erleichtern? Wut in Österreich über Mord an 13-Jähriger
30.06.2021, 20:59 Uhr
In dieser Wohnanlage soll das Mädchen zu Tode gekommen sein.
(Foto: picture alliance/dpa/APA)
Nach dem Tod einer 13-Jährigen in Wien fordern Regierungspolitiker in Österreich die schnelle Abschiebung von Straftätern auch in Herkunftsländer wie Afghanistan oder Syrien. Das Mädchen wurde unter Drogen gesetzt, missbraucht und erstickt. Ihre Leiche lag in einer Grünanlage.
Nach der Tötung einer 13-Jährigen in Wien wollen Österreichs regierende Konservative Abschiebungen ins Ausland beschleunigen. Die beiden 16 und 18 Jahre alten Verdächtigen aus Afghanistan wurden am Nachmittag aus der Polizeihaft in eine Justizanstalt überstellt. Nach Ermittlungen der Polizei ging das Mädchen freiwillig in die Wohnung des 18-jährigen Flüchtlings mit. Dort sei sie unter Drogen gesetzt und sexuell missbraucht worden. Es sei Ecstasy im Spiel gewesen, um sie sexuell gefügig zu machen. Was sich danach abspielte, sei im Detail noch unklar, teilte die Wiener Polizei mit. Gerichtsmediziner stellten den Tod durch Ersticken und viele Blutergüsse fest. Die Leiche des Mädchens wurde am Samstag auf einem Grünstreifen in einer Wohngegend in Wien entdeckt.
"Menschen, die von uns Schutz wollen und unsere Werte mit Füßen treten und das auch noch in Taten zum Ausdruck bringen, haben bei uns nichts verloren", sagte Kanzleramtsministerin Karoline Edtstadler von der ÖVP. Nach dem "barbarischen Mord" werde man über Änderungen bei Abschiebungen nachdenken.
Der 18-Jährige war wegen Drogendelikten und Diebstahls vorbestraft. Deshalb wurde ihm sein Status als subsidiär Schutzberechtigter aberkannt. Der 16-Jährige war Asylbewerber. Spur der Tatverdächtigen war die Polizei durch einen Zeugen aus dem Bekanntenkreis der Verdächtigen gekommen. Nach Informationen der österreichischen Nachrichtenagentur APA wurde inzwischen ein Verfahren zur Aufenthaltsbeendigung eingeleitet.
Suche nach weiterem Verdächtigen
Die Polizei ermittele zu weiteren möglichen Tatverdächtigen, sagte ein Sprecher. Zu Berichten über einen flüchtigen jungen Mann sagte er aus ermittlungstaktischen Gründen nichts. Laut der "Kronen Zeitung" soll sich ein dritter Mann in der Tatwohnung befunden haben, als das Mädchen zu Tode kam. Bei ihm handelt es sich ebenfalls um einen mehrfach vorbestraften, jungen Afghanen, gegen den bereits einige Verfahren in mehreren Ländern liefen. Er sei den Behörden namentlich bekannt und befinde sich auf der Flucht, schrieb das Blatt.
Kanzleramtsministerin Edtstadler verwies darauf, dass der 18-Jährige trotz dreier Verurteilungen gegen seine Abschiebung Berufung einlegen konnte. Österreichs Kanzler Sebastian Kurz sprach sich gegen ein Überdenken von Abschiebungen in das Krisenland Afghanistan aus, das die mitregierenden Grünen gefordert hatten. "Einen Abschiebestopp nach Afghanistan wird es mit mir nicht geben", sagte der ÖVP-Politiker.
Quelle: ntv.de, mau/dpa