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Internationale Reaktionen Selenskyj: Nawalny wurde wegen Putin getötet - "wie andere Tausende"

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Mit Alexej Nawalny ist der bekannteste Oppositionelle in Russland gestorben. Auch wenn er seit Langem in einer Strafkolonie gefangen ist, ist seine Strahlkraft enorm. Internationale Politiker sind entsprechend bestürzt - und machen dem Kreml heftige Vorwürfe.

In einer ersten Reaktion hat der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj als "sehr bedauerlich" bezeichnet. Bei einer Pressekonferenz mit Kanzler Olaf Scholz sagte er, er gehe davon aus, dass Nawalny getötet worden sei. "Wie andere Tausende, die zu Tode gequält wurden wegen dieses einen Menschen", ergänzte er. "Putin ist es egal, wer sterben wird. Hauptsache, er bleibt bei seiner Position", so Selenskyj. "Und deshalb sollte er auch alles verlieren. Er sollte verlieren, er sollte alles verspielen, und er sollte dann auch zur Verantwortung gezogen werden für die Verbrechen."

Der britische Premierminister Rishi Sunak bezeichnete den Tod des russischen Kremlkritikers Alexej Nawalny als "schreckliche Nachricht". "Als schärfster Verfechter der russischen Demokratie hat Alexej Nawalny sein Leben lang unglaublichen Mut bewiesen", schrieb der Regierungschef auf X. "Meine Gedanken sind bei seiner Frau und dem russischen Volk, für das dies eine gewaltige Tragödie ist."

NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg ist nach eigenen Worten "tief betroffen und beunruhigt" über die Berichte zum Tod Nawalnys. "Wir müssen alle Fakten klären", so Stoltenberg. Russland müsse alle Fragen zu den Todesumständen klären.

EU: Kreml allein ist für Nawalnys Tod verantwortlich

Die Europäische Union macht Russland für den Tod Nawalnys verantwortlich. "Alexej Nawalny hat für die Werte der Freiheit und der Demokratie gekämpft", schrieb EU-Ratspräsident Charles Michel auf X. "Für seine Ideale hat er das höchste Opfer gebracht. Die EU macht das russische Regime allein für diesen tragischen Tod verantwortlich."

Frankreichs Außenminister Stéphane Séjourné nannte Nawalny ein Opfer des Widerstands. Nawalny habe "seinen Widerstand gegen ein System der Unterdrückung mit dem Leben bezahlt", schrieb Séjourné im Onlinedienst X. "Sein Tod in der Strafkolonie zeigt uns die Realität des Regimes von Wladimir Putin", hieß es weiter. Der französische Außenminister drückte der Familie und dem russischen Volk sein Beileid aus.

Russische Oppositionelle sprechen von "Mord"

Der Kreml hat nach den Worten des lettischen Präsidenten Edgars Rinkevics Nawalny auf dem Gewissen. "Was auch immer Sie über Alexej Nawalny als Politiker denken, er wurde einfach vom Kreml brutal ermordet", schreibt er auf X. "Das ist eine Tatsache und etwas, das man über die wahre Natur des gegenwärtigen russischen Regimes wissen sollte." Sein Beileid gelte der Familie und den Freunden Nawalnys.

Sein litauische Amtskollege Gitanas Nauseda schrieb auf X: "Alexej Nawalny starb nicht im Gefängnis, er wurde durch die Brutalität des Kremls und dessen Ziel getötet, die Opposition um jeden Preis zum Schweigen zu bringen". Das "russische Regime" müsse dafür zur Rechenschaft gezogen und vor Gericht gestellt werden, teilte der litauische Staatschef mit.

Tschechischer Außenminister erinnert an Nemzow

Der tschechische Außenminister Jan Lipavsky macht Russland für den Tod Nawalnys in einer sibirischen Strafkolonie verantwortlich. "Er wurde gefangengehalten und zu Tode gefoltert, weil er sich (dem russischen Präsidenten Wladimir) Putin entgegengestellt hatte", schrieb der Politiker bei X. Russland verhalte sich gegenüber seinen eigenen Bürgern genauso wie in seiner Außenpolitik gegenüber anderen Staaten, so der 38-Jährige. "Es hat sich zu einem Gewaltstaat entwickelt, der Menschen wie Nemzow oder jetzt Nawalny tötet, die von einer besseren Zukunft träumen." Der Oppositionspolitiker Boris Nemzow wurde 2015 in Moskau in der Nähe des Kremls auf offener Straße erschossen. Der Mord wirft noch immer viele Fragen auf.

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Der russische Friedensnobelpreisträger Dmitri Muratow bezeichnete den Tod Nawalnys als "Mord". Er sei der Ansicht, dass die Haftbedingungen zu Nawalnys Ableben geführt hätten, sagte der Journalist zur Nachrichtenagentur Reuters.

Schachweltmeister und Gegner Putins, Gary Kasparow schrieb auf X, Putin habe versucht, Nawalny mit Gift zu ermorden und sei damit gescheitert. "Nun hat er ihn langsam und öffentlich im Gefängnis ermordet. Er wurde getötet, weil er Putin und seine Mafia als die Gauner und Diebe entlarvt hat, die sie sind."

Quelle: ntv.de, als/dpa/AFP/rts

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