"Es ist eine traurige Reise" Franziskus besucht Flüchtlinge auf Lesbos
16.04.2016, 12:04 Uhr
4100 Flüchtlinge leben zurzeit auf Lesbos - Menschenrechtsorganisationen sprechen von einem "Internierungslager".
(Foto: AP)
Als Zeichen gegen die rigorose Flüchtlingspolitik der EU besucht Papst Franziskus das Aufnahmelager Moria auf der griechischen Insel Lesbos. Hunderte Menschen hoffen mit seiner Hilfe auf einen Ausweg aus dem "Internierungslager" - zehn haben Glück.
Papst Franziskus hat das Flüchtlingslager Moria auf der griechischen Insel Lesbos besucht. Im Anschluss an den Empfang durch den griechischen Ministerpräsidenten Alexis Tsipras habe er Dutzende minderjährige Migranten begrüßt, berichtet das griechische Fernsehen. Die meisten von ihnen hätten die gefährliche Überfahrt von der Türkei zu den griechischen Inseln auf eigene Faust gewagt.

Papst Franziskus möchte mit seinem Besuch ein Zeichen setzen für mehr Menschlichkeit.
(Foto: REUTERS)
In dem Lager warteten Hunderte Menschen auf Franziskus. Viele trugen Plakate mit dem Spruch "Wir wollen Freiheit" und "Du bist unsere Hoffnung". Unter ihnen waren Jesiden, Pakistaner und Kurden. Eine Frau flehte den Papst an, er solle sie mitnehmen.
"Es ist eine traurige Reise. Wir treffen auf die größte humanitäre Katastrophe seit dem Zweiten Weltkrieg", hatte Franziskus schon während des Hinflugs gesagt. Er erwarte "viele Menschen, die leiden, die nicht wissen, wohin, die fliehen mussten".
Zehn Flüchtlinge begleiten Franziskus nach Rom
Der Patriarch der Orthodoxen Kirche von Konstantinopel, Bartholomaios I., und der orthodoxe Erzbischof Hieronymus II. begleiten den Papst bei seinem Besuch. Er hält sich nur kurz auf Lesbos auf, am Nachmittag ist bereits der Rückflug nach Rom geplant. Vorher wollen sie am Hafen von Mytilini aber noch gemeinsam mit Tausenden Menschen an die Flüchtlinge erinnern, die die Überfahrt aus der Türkei nicht überlebt haben.
Zehn Flüchtlinge werden den Papst anschließend nach Rom begleiten. Das griechische Fernsehen berichtete, es handele sich um acht syrische und zwei afghanische Staatsbürger. Sie seien auf Lesbos angekommen, bevor der EU-Flüchtlingspakt mit der Türkei in Kraft getreten sei - deshalb müssten sie nicht zurückgeführt werden.
Kommentatoren interpretierten die Geste als Zeichen der Unterstützung für Griechenland und als Kritik an der Politik der Abgrenzung und geschlossenen Grenzen in Europa. Auf Lesbos leben derzeit etwa 4100 Flüchtlinge. Die meisten von ihnen sollen nach dem Inkrafttreten des EU-Paktes mit der Türkei dorthin zurückgebracht werden. Menschenrechtsorganisationen vergleichen Moria mit einem Internierungslager.
Quelle: ntv.de, chr/dpa