Politik

Anschlag auf Schiiten-Moschee IS attackiert Saudi-Arabien

Verzweifelte Trauer: Mit dem Anschlag zielt der IS offenbar darauf ab, die gesamte Region tiefer in den Krieg zu ziehen.

Verzweifelte Trauer: Mit dem Anschlag zielt der IS offenbar darauf ab, die gesamte Region tiefer in den Krieg zu ziehen.

(Foto: REUTERS)

Die tödliche Sprengstoffladung trifft schiitische Gläubige an einem hohen Feiertag: Mit brutaler Gewalt weiten die Fanatiker des "Islamischen Staats" ihren Glaubenskrieg auf Saudi-Arabien aus. Das Attentat offenbart die tiefe Spaltung der arabischen Welt.

Bei einem Selbstmordanschlag auf eine schiitische Moschee im Osten des sunnitisch geprägten Königreichs Saudi-Arabiens sind 21 Menschen getötet worden. Weitere 81 wurden verletzt, wie die Nachrichtenagentur SPA unter Berufung auf das Gesundheitsministerium berichtete. Zwölf Verletzte schwebten noch in Lebensgefahr.

Ein Selbstmordattentäter war während des Freitagsgebets in der Ali-Ibn-Abi-Taleb-Moschee in Kudeih (Qudaih) eingedrungen und hatte dort inmitten der Betenden einen Sprengstoffgürtel gezündet. Zu dem Angriff bekannte sich die sunnitische Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS).

Es war das erste Mal, dass sich die Extremistengruppe offiziell zu einem Anschlag in Saudi-Arabien bekannte. Kudeih liegt in der Region Al Qatif an der Küste zum Persischen Golf unweit der wichtigsten Ölmetropole Saudi-Arabiens, Dammam. Hier liegen Schätzungen zufolge bis zu einem Viertel der weltweiten Ölreserven.

Die Terrormiliz IS kontrolliert bislang nur weite Teile des Nord- und Westirak sowie große Gebiete im Osten Syriens. Zuletzt konnten die Extremisten allerdings sowohl in Syrien als auch im Irak weitere Geländegewinne erzielen und mit Ramadi und Palmyra auch zwei größere Städte einnehmen - und das, obwohl eine internationale Allianz mit militärischer Unterstützung der USA Luftangriffe gegen IS-Stellungen fliegt.

"Ketzer und Ungläubige"

Das Attentat von Kudeih offenbart die rohe Brutalität der Extremisten: In seiner Bekennerbotschaft beschimpft der IS die Opfer des Anschlags als "Ketzer und Ungläubige". Das Terrornetz hängt einer fundamentalistischen Ideologie an, die die geringste Abweichung von einem verklärten sunnitischen Ur-Islam als "Abfall vom wahren Glauben" brandmarkt.

Praktisch zeitgleich zum Anschlag im Osten Saudi-Arabiens explodierte in Sanaa, der Hauptstadt des südwestlichen Nachbarlandes Jemen, ein Sprengsatz vor einer schiitischen Moschee. Zehn Menschen hätten Verletzungen erlitten, teilten Augenzeugen mit. Auch zu diesem Anschlag bekannte sich der IS.

Teheran meldet sich zu Wort

Der schiitisch geprägte Iran verurteilte den Selbstmordanschlag gegen die schiitische Moschee scharf. "Die Verantwortlichen für den Tod der unschuldigen Gläubigen sollten schnellstens gefunden und bestraft werden", sagte die iranische Außenamtssprecherin Marsieh Afcham.

Gleichzeitig kritisierte sie auch die saudischen Angriffe auf die vom Iran unterstützten Huthi-Rebellen in Jemen. Alle Staaten in der Region sollten gemeinsamen die Terrormiliz Islamischer Staat bekämpfen, so die Sprecherin laut Nachrichtenagentur IRNA. Im Irak kämpfen schiitische Milizen an der Seite der irakischen Regierungstruppen gegen den Vormarsch des IS auf Bagdad. Inwieweit sich der Iran am Krieg im Jemen beteiligt, ist umstritten.

"Der IS muss besiegt werden"

Der UN-Sicherheitsrat reagierte mit ungewohnt deutlichen Worten auf den Terroranschlag in Saudi-Arabien. Die Verantwortlichen für die Bluttat müssten zur Rechenschaft gezogen und die Terrormiliz IS müsse besiegt werden, forderte das Gremium. Den Angehörigen der Opfer sprachen die Vertreter der 15 Mitgliedsländer laut einer von den Vereinten Nationen in New York verbreiteter Mitteilung ihr Beileid aus.

Zugleich zeigte sich der Sicherheitsrat tief besorgt um das Schicksal tausender Bewohner im syrischen Palmyra. Zivilisten müssten in Sicherheit aus der historischen Karawanenstadt fliehen können, forderten die Ratsmitglieder in einer gemeinsamen Mitteilung. Die Einnahme von Palmyra und die anderen "barbarischen Terrorakte" des IS verurteilte der Sicherheitsrat scharf.

Krieg gegen alle anderen

Die Islamisten dürften Wortmeldungen aus New York kaum aufhalten: In der nordirakischen Stadt Mossul zerstörten IS-Kader am Freitag eine schiitische Moschee und ein jesidisches Heiligtum. Zudem gebe es Hinweise darauf, dass Extremisten in der Stadt die Kreuze an der Außenfassade einer syrisch-orthodoxen Kirche abgeschlagen hätten, berichtet die Gesellschaft für bedrohte Völker unter Berufung auf Informanten vor Ort.

In Saudi-Arabien bilden die Schiiten eine Minderheit, die konzentriert in der Region Al-Katif lebt. Im Jemen hängt die Gemeinschaft der Huthis einer schiitischen Strömung an. Der Irak ist in Teilen mehrheitlich schiitisch. In den IS-kontrollierten Gebieten müssen die Schiiten allerdings - so wie Christen und Jesiden auch - als verfolgte Minderheit mit Unterdrückung und Angriffen auf Leib und Leben rechnen.

Im ölreichen Osten von Saudi-Arabien kommt es immer wieder zu Spannungen zwischen den Schiiten und der sunnitischen Mehrheit im Land. Im vergangenen November hatten Attentäter in eine Menge schiitischer Gläubiger geschossen und sieben Menschen getötet. Der Schia-Islam entstand als eigene Variante des Islam im 7. Jahrhundert. Die Schiiten begingen am Freitag den Geburtstag des Imams Hussein, den sie als Heiligen verehren.

Quelle: ntv.de, mmo/AFP/dpa

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