Politik

Der Kriegstag im Überblick Mariupol meldet mehr als 2100 tote Zivilisten - ​Fortschritte bei Verhandlungen in Sicht

Der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba bezeichnete die Lage in Mariupol als "größte humanitäre Katastrophe auf dem Planeten".

Der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba bezeichnete die Lage in Mariupol als "größte humanitäre Katastrophe auf dem Planeten".

(Foto: picture alliance/dpa/AP)

Belagerung, Bombenhagel und kein rettender Ausweg: Die Hilferufe aus der ukrainischen Hafenstadt Mariupol werden dramatischer. Laut Bürgermeisteramt sind bereits mehr als 2100 Zivilisten getötet worden. Im Ringen um eine Verhandlungslösung äußern sich beide Seiten derweil vorsichtig optimistisch. Der 18. Kriegstag im Überblick.

Raketen treffen Militärbasis bei Lwiw nahe Polen

Unweit der Grenze zu Polen ist die ukrainische Militärbasis in Jaworiw nach Angaben lokaler Behörden Ziel eines russischen Luftangriffs geworden. "Die Besatzer haben einen Luftangriff auf das Internationale Zentrum für Friedenssicherung und Sicherheit gestartet", teilte die regionale Militärverwaltung von Lwiw mit. Wie ukrainische Behörden mitteilten, sind bei dem Angriff mindestens 35 Menschen getötet und 134 weitere verletzt worden. Nach ersten Erkenntnissen seien acht Raketen abgefeuert worden. Auf der Basis sollen auch ausländische Militärausbilder gearbeitet haben, erklärte der ukrainische Verteidigungsminister Olexij Resnikow.

Der nur rund 20 Kilometer von der polnischen Grenze entfernte Stützpunkt wurde demnach als Ausbildungszentrum für ukrainische Soldaten genutzt, die Ausbilder kamen in der Vergangenheit aus Ländern wie den USA und Kanada. Er diente auch als Basis für gemeinsame Übungen ukrainischer Soldaten mit NATO-Soldaten.

PolitikUkraine-Videos vom 13. März 2022

Kiew hält Vormarsch russischer Truppen stand

Parallel zu ihren landesweiten Attacken verstärkten die russischen Streitkräfte am Wochenende den Druck auf Kiew. Befürchtet wurde eine unmittelbar bevorstehende Umzingelung der Stadt, am Sonntag waren nur noch die Straßen im Süden Kiews offen. Ein Berater von Präsident Wolodymyr Selenskyj sagte, Kiew bereite sich auf eine "erbitterte Verteidigung" vor. An den Westen appellierte Selenskyj erneut, sein Land stärker zu unterstützen.

US-Journalist bei Angriff in Irpin getötet

Im Vorort Irpin nordwestlich von Kiew wurde ein US-Journalist getötet. Sein verletzter Kollege Juan Arredondo berichtete, ihr Auto sei nach dem Passieren eines ukrainischen Checkpoints beschossen worden. Während er und der ukrainische Fahrer verletzt worden seien, sei sein Kollege, ein 50-jähriger Fotograf und Kameramann, getötet worden.

Ukrainische Behörden: 2187 Zivilisten in Mariupol getötet

Weiterhin besonders dramatisch war die Lage in der seit knapp zwei Wochen von der russischen Armee belagerten Hafenstadt Mariupol, wo laut Bürgermeisteramt mehr als 2100 Bewohner starben. Der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba bezeichnete die Lage in der Großstadt am Asowschen Meer als "größte humanitäre Katastrophe auf dem Planeten". Auch die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen warnte vor einer "unvorstellbaren Tragödie", ähnlich äußerte sich das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK). Am heutigen Sonntag wurde ein von orthodoxen Priestern begleiteter Hilfskonvoi mit 90 Tonnen Lebensmitteln und Medikamenten in Mariupol erwartet, der nach Angaben der ukrainischen Vize-Regierungschefin Iryna Wereschtschuk am Samstag mehr als fünf Stunden an einer russischen Straßensperre aufgehalten worden war. Versuche, die Hunderttausenden eingeschlossenen Zivilisten aus Mariupol über Fluchtkorridore in Sicherheit zu bringen, scheiterten bereits mehrfach.

Ukraine wirft Russland Einsatz von Phosphorbomben vor

Russische Truppen sollen bei einem Angriff im Osten des Landes nach Angaben eines örtlichen Polizeivertreters Phosphorbomben eingesetzt haben. Die Ortschaft Popasna rund hundert Kilometer westlich von Luhansk sei in der Nacht von der russischen Armee angegriffen worden, schrieb Polizeichef Oleksij Bilotschyzky auf Facebook. Dabei seien auch Phosphorbomben eingesetzt worden. Es gebe "unbeschreibliches Leid und Brände". Die Angaben konnten von unabhängiger Seite zunächst nicht überprüft werden. Phosphorbomben enthalten ein Gemisch aus weißem Phosphor und Kautschuk. Ihre Dämpfe sind hochgiftig und verursachen schon bei geringem Hautkontakt schwer heilende Verletzungen.

Moskau und Kiew rechnen mit Annäherung

Im Ringen um eine Verhandlungslösung im russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine haben sich beide Seiten zurückhaltend optimistisch geäußert. "Wenn wir die Positionen der beiden Delegationen heute mit denen zu Beginn vergleichen, werden wir deutliche Fortschritte feststellen", sagte der russische Außenpolitiker Leonid Sluzki im Staatsfernsehen. Er gehört der Delegation an, die mit der Ukraine seit zwei Wochen verhandelt, bislang aber ohne Durchbruch.

Nach Auffassung Sluzkis könnten sich beide Seiten "schon in den nächsten Tagen" auf eine gemeinsame Position verständigen und dies in entsprechenden Dokumenten unterzeichnen. Der ukrainische Präsidentenberater Mychajlo Podoljak rechnete ebenfalls "in wenigen Tagen mit konkreten Ergebnissen". Er sagte in einem bei Twitter veröffentlichten Video, Russland stelle bei den Verhandlungen keine Ultimaten, sondern höre den ukrainischen Vorschlägen zu. Laut der russischen Tageszeitung "Kommersant" wird die vierte Verhandlungsrunde Anfang kommender Woche erwartet.

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Quelle: ntv.de, jki/AFP/dpa

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