US-Außenminister in Russland Moskau bereitet Tillerson eisigen Empfang
12.04.2017, 12:48 Uhr
Zwei Gesichter sagen mehr als tausend Worte.
(Foto: dpa)
Der Syrien-Krieg sorgt weiter für Spannungen zwischen den Großmächten USA und Russland: US-Außenminister Tillerson muss sich bei seinem Antrittsbesuch in Moskau harsche Kritik anhören. Vor allem Präsident Putin macht der Trump-Regierung Vorwürfe.
Im Zeichen schwerer Spannungen wegen Syrien hat US-Außenminister Rex Tillerson erstmals Gespräche mit der russischen Regierung in Moskau geführt. Der russische Außenminister Sergej Lawrow warnte gleich zu Beginn des Treffens mit Tillerson vor weiteren US-Militärschlägen in Syrien. "Wir halten es für einen wichtigen Grundsatz, solche Risiken und zukünftige Wiederholungen solcher Aktionen nicht zuzulassen", sagte Lawrow.
Moskau wolle erfahren, was die Strategie der USA im Syrien-Krieg sei. US-Präsident Donald Trump hatte vergangene Woche eine syrische Militärbasis beschießen lassen als Vergeltung für einen mutmaßlichen Giftgasangriff der Regierungstruppen auf die eigene Bevölkerung.
Tillerson sprach nach russischen Agenturberichten von "scharfen Meinungsverschiedenheiten" mit Moskau. Sein Besuch solle aber dazu dienen, die unterschiedlichen Ansichten besser zu verstehen und nach Wegen zu suchen, sie zu überbrücken, sagte er.
Putin: "Sie nicken wie chinesische Götzenbilder"
Der ehemalige Ölmanager mit langjährigen Kontakten nach Moskau ist das erste Mitglied von Trumps Führung, das Russland besucht. Ob Tillerson auch von Putin empfangen wird, war unklar. Ein solches Treffen sei möglich, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow.
Bei seiner Ernennung zum US-Außenminister war erwartet worden, dass Tillerson engere Beziehungen zu Moskau aufbaut. Als Chef des Energiekonzerns ExxonMobil hatte er zuvor eng mit dem Kreml zusammengearbeitet.
Putin kritisierte derweil, dass sich die Nato-Mitgliedsländer bei dem US-Angriff in Syrien hinter Trump gestellt hätten. "Sie nicken wie chinesische Götzenbilder", sagte Putin in einem Interview des Fernsehsenders Mir. Er hielt an der Moskauer Linie fest, dass es für eine syrische Schuld an dem Chemiewaffenangriff keine Beweise gebe. "Aber die Verletzung des Völkerrechts gibt es. Das ist Fakt", sagte er. Seit Trumps Amtsantritt habe sich das Verhältnis beider Länder verschlechtert.
Bei dem mutmaßlichen Einsatz des Nervengases Sarin in der von Rebellen kontrollierten Kleinstadt Chan Scheichun waren am Dienstag vergangener Woche 87 Menschen getötet worden.
Die Nato-Länder und die Siebenergruppe führender Industrienationen (G7) hatten Verständnis für Trumps Vorgehen geäußert. Das ist auch die Haltung in Berlin. Tillerson hatte vor dem Besuch angekündigt, er wolle Russland dazu bringen, die Unterstützung für den syrischen Staatschef Baschar al-Assad einzustellen.
Diese Haltung sei kontraproduktiv, sagte die Sprecherin des russischen Außenministeriums, Maria Sacharowa. "Es sollten längst alle verstanden haben, dass man nicht mit Ultimaten zu uns kommen kann", sagte sie dem TV-Sender Doschd. Demonstrativ hat Moskau für Freitag ein Außenministertreffen mit seinen Verbündeten Syrien und Iran einberufen.
US-Verteidigungsminister Jim Mattis hatte am Dienstag gesagt, es gebe "keinen Zweifel" daran, dass die syrische Regierung für den Angriff in Chan Scheichun verantwortlich sei. Für einen weiteren Chemiewaffeneinsatz werde Damaskus einen "sehr, sehr hohen Preis bezahlen", sein Land werde "nicht passiv" dabei zusehen.
Der UN-Sicherheitsrat sollte nach Angaben aus Diplomatenkreisen am Mittwoch über einen neuen Resolutionsentwurf abstimmen, in dem eine Untersuchung des Angriffs in Chan Scheichun gefordert wird. Diplomaten rechnen damit, dass Russland sein Veto gegen den Entwurf einlegt, den die USA, Frankreich und Großbritannien eingelegt hatten.
Quelle: ntv.de, shu/dpa/AFP