Berlin bestellt Botschafter ein Nordkoreas Atomtest empört die Welt
09.09.2016, 11:59 Uhr
Passantin in Tokio: Die Nachbarstaaten Nordkoreas wollen Pjöngjang von seinem Atomprogramm abbringen.
(Foto: imago/AFLO)
Pjöngjang verkündet, einen neuartigen Atomsprengkopf getestet zu haben. Die internationale Gemeinschaft verurteilt den Schritt - auch die Bundesregierung reagiert. In Südkoreas Hauptstadt Seoul geht das Leben indes unverändert weiter.
Nordkorea hat mit einem erneuten Atomtest heftige Reaktionen in der internationalen Gemeinschaft ausgelöst. Im benachbarten Südkorea wurde der Nationale Sicherheitsrat einberufen. Präsidentin Park Geun Hye kritisierte den jüngsten Atomtest als "klaren Verstoß von UN-Resolutionen und als große Herausforderung für die internationale Gemeinschaft". Seoul werde "alle möglichen Mittel" ergreifen, um Pjöngjang zum Verzicht auf sein Atomprogramm zu zwingen, sagte Park. Sie warf der Führung des Nordens "manische Rücksichtslosigkeit" vor, mit der sie "ihren Weg zur Selbstzerstörung" beschleunigte.
In Seoul, das nur wenige Kilometer von der Grenze zu Nordkorea entfernt liegt, nahmen die Menschen die Nachricht von dem Atomtest derweil gelassen auf. "Es gibt keine Panik und keine Hamsterkäufe", sagte der Leiter des Büros der Friedrich-Naumann-Stiftung in der südkoreanischen Hauptstadt, Lars-André Richter, n-tv.de. Die Südkoreaner seien eine solche Situation angesichts des nun schon zehn Jahre dauernden Atomprogramms gewohnt. Laut Richter wurde von vielen ein weiterer Test erwartet: "Die Sicherheitslage hat sich Anfang des Jahres schon angespannt, ich rechne nicht mit einer akuten Verschlechterung."
Botschafter einbestellt
Die Bundesregierung bestellte den Botschafter des kommunistischen Landes ein. Regierungssprecher Steffen Seibert verurteilte den Test "mit aller Entschiedenheit". Nordkorea versuche offensichtlich, "in unverantwortlicher Weise eine weitere Destabilisierung in Nordostasien herbeizuführen". Zugleich forderte Berlin die Regierung in Pjöngjang auf, den verschiedenen UN-Resolutionen Folge zu leisten.
Russlands Außenminister Sergej Lawrow verurteilte derweil den Test. Die Beschlüsse der Vereinten Nationen zu Nordkorea müssten genau eingehalten werden, sagte er laut Interfax. In Moskau sagte ein Vertreter des Außenministeriums, der Test zeige, dass Sanktionen kein Allheilmittel seien. "Man muss eine Lösung für das Atomproblem auf der koreanischen Halbinsel viel breiter angehen unter aktiver Nutzung aller politisch-diplomatischen Mittel."
Das chinesische Außenministerium versicherte Pekings "entschiedenen Widerstand" gegen den unterirdischen Versuch, wie die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua berichtete. China dränge Nordkorea, seine Verpflichtungen für eine koreanische Halbinsel ohne Atomwaffen und für Frieden und Stabilität in Nordostasien einzuhalten. Das Umweltministerium begann einen Notfallplan und Messungen von Radioaktivität an der Grenze zum Nachbarland.
Japan legt "scharfen Protest" ein
Die japanische Regierung kündigte die Entsendung von Spezialflugzeugen an, die Luftproben entnehmen und auf Radioaktivität prüfen sollten. "Ein nordkoreanischer Atomtest ist für Japan nicht hinnehmbar", sagte Japans Ministerpräsident Shinzo Abe. "Wir müssen schärfsten Protest einlegen." Nordkoreas atomare Entwicklung "wird zu einer immer schwereren Bedrohung der Sicherheit Japans und untergräbt den Frieden und die Sicherheit in der Region", sagte Abe.
Die USA äußerten sich zunächst noch zurückhaltend. Das Weiße Haus in Washington erklärte, ihm lägen Informationen über seismische Vorkommnisse in Nordkorea vor, die nun geprüft wurden. Die US-Erdbebenwarte USGS hatte zuvor erklärt, die gemessenen Erdstöße könnten von einer "möglichen Explosion" herrühren. Südkoreanische Geologen sprachen von einem "künstlichen Erdbeben", das "fast identische Merkmale mit den Erdstößen bei früheren Atomwaffentests in Nordkorea aufweise.
Die Internationale Atomenergiebehörde IAEA bezeichnete den mutmaßlichen Atomwaffentest als "zutiefst beunruhigenden und bedauerlichen Akt". "Dies ist eine klare Verletzung zahlreicher Resolutionen des UN-Sicherheitsrats und eine vollständige Missachtung der wiederholten Forderungen der internationalen Gemeinschaft", erklärte IAEA-Direktor Yukiya Amano.
Das nordkoreanische Staatsfernsehen hatte von einem erfolgreichen Test berichtet. Dabei sei ein "neu entwickelter Atomsprengkopf" zur Explosion gebracht worden. Der Test habe den Beweis erbracht, dass Nordkorea in der Lage sei, einen verkleinerten Atomsprengkopf auf eine Trägerrakete zu montieren, berichtete die Staatsagentur KCNA.
Quelle: ntv.de, jog/dpa