Politik

Militärparade mit Superpanzer T-14 ist ein Symbol für Russlands Aufbruch

Fast 100 Kilometer pro Stunde ist der neue T-14 schnell. Am meisten protzt das 55 Tonnen schwere Fahrzeug aber mit seinen Waffensystemen.

Fast 100 Kilometer pro Stunde ist der neue T-14 schnell. Am meisten protzt das 55 Tonnen schwere Fahrzeug aber mit seinen Waffensystemen.

(Foto: picture alliance / dpa)

Russland präsentiert am "Tag des Sieges" seinen neuesten Panzer. Dabei handelt es sich nicht nur um eine plakative Drohgebärde im Ost-Westkonflikt.

Radar und Feuerleitsystem des T-14 ermöglichen es, 40 Ziele am Boden und 25 Ziele in der Luft zu erfassen - in einem Umkreis von 100 Kilometern. Die 125-Millimeter Glattrohr-Kanone kann Lenkraketen abfeuern. Und die Panzerung der Besatzungskapsel ist undurchdringbar für alle derzeit auf dem Markt verfügbaren Geschütze. So heißt es zumindest in Kreml-treuen Medien. Der neue T-14 Panzer, auch "Armata" genannt, steht bei der Feier des Sieges über Nazi-Deutschland vor 70 Jahren im Mittelpunkt der Militärparade durch Moskau. Der Panzer ist aber nicht nur der ganze Stolz der russischen Armee. Er ist ein Symbol für einen militärischen Neuanfang.

Militärische Innovationen in Russland waren rar seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion. Der derzeit neuste Panzer des Landes, der T-90, wurde in den späten 1980er Jahren entwickelt. Und bei diesem Modell hielten sich die Innovationen im Vergleich zum T-80 aus den 1970er-Jahren in Grenzen. Das ist beim neuen "Armata" anders. Schneller, wendiger, optimiert für den modernen Bodenkrieg - dem deutschen Leopard II aus den 1970er-Jahren und dem amerikanischen M1 Abrams aus den 1980er-Jahren dürfte er überlegen sein, zumindest wenn stimmt, was über den T-14 geschrieben wird. Russland drängt militärisch und in der Rüstungswirtschaft wieder an die Weltspitze.

Kreml-Chef Wladimir Putin will bis zum Jahr 2020 rund 350 Milliarden Euro in die maroden Streitkräfte des Landes stecken. Der T-14 ist nicht das einzige neue Rüstungsprojekt. Ebenfalls auf der Parade in Moskau zu sehen sein wird das Nachfolgemodell des Sturmgewehrs AK47 (Kalaschnikow). Kadetten zweier renommierter Marine-Schulen sollen die AK-74M vorstellen. Laut Herstellerangaben feuert sie auf 300 Meter 1,5 Mal genauer als das Vorgängermodell. Sie verfügt zudem über neueste optoelektronische und laserbasierte Zielsysteme. Auch den neuen Kampfjet Suchoi T-50 wollte der Kreml auf der Parade präsentieren. Die Prototypen der Maschine, deren Tarnfähigkeiten angeblich unübertroffen sind, haben wegen noch nicht gelöster technischer Mängel aber keine Freigabe für den Luftraum.

Der Anteil solch moderner Waffentechnik an den russischen Streitkräften soll, so der Wunsch des Kreml, bis 2020 von 10 auf 70 Prozent steigen. Allein vom T-14, Stückpreis rund sieben Millionen Euro, sollen bis dahin 2300 im Dienst sein. Zum Vergleich: Die Bundeswehr verfügt über etwas mehr als 200 Leopard-II-Panzer.

Eine gewaltige Werbemaßnahme

Ob Moskau das angestrebte Ziel wirklich erreicht, ist ungewiss. Auch aufgrund der internationalen Sanktionen wegen der Annexion der Krim und dem Konflikt in der Ostukraine ist der russische Staatshaushalt unter Druck. Und da der Ölpreis niedrig ist, wirft Moskaus wichtigste Einnahmensquelle nicht mehr so viel ab. In dieser Situation Milliarden in die Rüstung zu investieren, ist ein heikles Unterfangen. Die T-14-Bauer klagten bereits über die "armseligen Summen", die man ihnen zur Verfügung stelle. Damit lasse sich nicht einmal ein "Rollstuhl mit Motor" bauen. Bei der Generalprobe zur großen Parade blieb ein T-14 dann noch prompt liegen und wurde abgeschleppt. Russischen Medien zufolge habe es sich dabei um eine Übung gehandelt - was angesichts der Symbolik - ein Hightech-Panzer am Abschleppseil - aber mehr als fraglich erscheint.

Finanzierung hin oder her - Moskau geht es nicht nur darum, die russischen Streitkräfte technisch wieder auf den neuesten Stand zu bringen. Der Kreml sieht die Investitionen in Waffensysteme auch als Investition in die russische Wirtschaft. Schon jetzt gehört Russland nach Angaben des Stockholmer Friedensforschungsinstituts Sipri mit einem Marktanteil von 27 Prozent am weltweiten Verkauf von Rüstungsgütern zur Spitze. Nur die USA liegen mit einem Marktanteil von 29 Prozent davor. Auf Platz drei folgt mit 7 Prozent die Bundesrepublik Deutschland. Die Parade in Moskau mit "Armata" und AK-74M ist auch eine gewaltige Werbemaßname in einem pompösen Ambiente. Schon bei der Generalprobe nahmen 16.000 Soldaten, 200 Panzer und 15 Kampfflugzeuge und Hubschrauber teil - die größte Waffenschau in der Geschichte des Landes. Das dürfte auch auf zwei der Ehrengäste Eindruck machen: Xi Jinping aus China und Pranab Mukherjee aus Indien, die Staatschefs der beiden größten Waffenimporteure.

Quelle: ntv.de

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