USA und China im Nordkorea-Konflikt Ein Anruf könnte helfen
14.04.2013, 09:29 Uhr
Die nordkoreanische Flagge weht über der Botschaft des Landes in Berlin.
(Foto: dpa)
US-Außenminister Kerry bemüht sich in Asien um eine Beilegung des Konfliktes mit Nordkorea. Sein wichtigster Gesprächspartner ist China. Allerdings zeigt schon ein kurzer Rückblick, dass es sinnvoll wäre, auch mit Diktator Kim Jong Un zu sprechen. Eine Erkenntnis, die wohl auch in Kerry reift.
Bündnisse zwischen Rivalen entstehen oft dadurch, dass ein akutes Problem zu lösen ist, welches beide betrifft. So ist es gerade auch im Fall USA und China. Das gemeinsame Problem heißt Nordkorea. Der Hungerstaat unter dem jungen Diktator Kim Jong Un provoziert seit Wochen die Welt mit bizarren Kriegsdrohungen. Der Zweck: Kim will seine Macht festigen, er benutzt dabei die Angst vor Amerika, die das Land über Jahrzehnte geprägt hat. Weil die Rhetorik kaum noch von echten Absichten zu unterscheiden ist, müssen die USA und China handeln.
US-Außenminister John Kerry ist deswegen auf Asienreise. Der Nachfolger von Hillary Clinton besucht neben China natürlich Südkorea und Japan. Die wichtigsten Gespräche jedoch führt er in Peking, denn hier liegt der Schlüssel zu einer Lösung. Zwar zeigt Nordkorea dafür, dass es wirtschaftlich komplett abhängig ist von China, eine erstaunliche Ignoranz gegenüber den Mahnungen der dortigen Regierung. Fakt aber bleibt: Dreht China den Geldhahn zu, ist der Kim-Clan am Ende.
Kerry macht gute Fortschritte bei den Chinesen. Er bringt den höchsten Außenpolitiker des Landes, Staatsrat Yang Jiechi, dazu, eine gemeinsame Forderung zu formulieren. "Wir rufen Nordkorea auf, von Provokationen abzusehen", so Kerry nach den Gesprächen. Und Ministerpräsident Li Keqiang formuliert poetisch über weitere Drohungen aus Pjöngjang: "Das wäre so, als wenn man einen Stein anhebt, um ihn auf seinen eigenen Zeh fallen zu lassen." Im Gegenzug für die deutlichen Worte der Chinesen erwägt Kerry nun, die Sechser-Gespräche mit Nordkorea, China, Südkorea, Japan und Russland wieder aufzunehmen. Auch seien bilaterale Gespräche mit Kim Jong Un denkbar.
Beides wäre richtig. So sehr es auf den ersten Blick schockierend und angsteinflößend ist, wie sich Nordkorea verhält, so sehr wird auf den zweiten Blick klar, dass die USA nicht ganz unbeteiligt sind an den Problemen. Das betrifft natürlich nicht nur den Korea-Krieg Anfang der 50er Jahre, sondern vor allem den späteren diplomatischen Umgang mit dem Land. Es war US-Präsident George W. Bush, der mit wenigen Worten zerstörte, was Amtsvorgänger Bill Clinton mühsam aufgebaut hatte. Clinton hatte sogar seine damalige Außenministerin Madeleine Albright zu Kim Jong Il geschickt, um Entspannungspolitik zu betreiben. Und zwar mit Erfolg: Der Diktator zog seine Atombombenpläne zurück, ließ sich lieber wirtschaftlich helfen. Legendär ist, wie Kim sich freute, als er einen Brief von Clinton bekam. Tagelang habe er freudestrahlend von nichts anderem erzählt, berichten Vertraute des einstigen "Geliebten Führers".
Erst als Bush dann Nordkorea auf die "Achse des Bösen" setzte und mit jeglicher Entspannungspolitik brach, waren die alten, tiefen Gräben wieder geöffnet, standen sich die Ideologien erneut feindselig gegenüber. Und Kim ließ sein Atomprogramm wieder aufleben, scharte die Militärs um sich, nahm von inneren Reformplänen Abstand. Auch China tut gut daran, auf Kommunikation zu setzen. Das Land nutzt Nordkorea lange schon als Pufferzone. Und hält das Land dabei so knapp, dass es kaum Strom gibt und jährlich zehntausende Menschen verhungern.
Ja, Nordkorea ist ein seltsames, ein kurioses Land, das durchaus gefährlich ist in seiner Abgeschlossenheit. Doch auch mit einem solchen Problemfall muss gesprochen werden. Erst der Dialog miteinander sorgt für Verständnis füreinander. Kerry und US-Präsident Barack Obama sollten das anerkennen und sich – gerne still und leise – eine Telefonleitung nach Pjöngjang freischalten lassen.
Quelle: ntv.de