Kein Durchblick? Augenoptikerketten im Test
28.07.2011, 10:16 Uhr
(Foto: Gisela Peter/pixelio)
Irgendwann sind alle dran. Viele merken es beim Autofahren, wenn sie Schilder nicht mehr frühzeitig richtig erkennen können, oder im Alter werden beim Lesen die Arme zu kurz. Es ist Zeit für eine Brille. Die Stiftung Warentest hat großen Optikerketten unter die Gläser geschaut.
Seit für Erwachsene mit normaler Sehschwäche die Krankenkasse quasi nichts mehr zur Brille beisteuert, sparen sich viele den Weg zum Augenarzt und gehen gleich zum Optiker. Dagegen ist prinzipiell nichts einzuwenden.
Der Augenoptiker trägt dadurch eine höhere Verantwortung. Die Stiftung Warentest hat deshalb Testkäufer in 45 Filialen neun großer Ketten geschickt. Dabei spielt nicht nur eine Rolle, ob die Brille ordentlich gefertigt wurde, sondern auch, ob sie optimal zu den Bedürfnissen des Kunden passt. Um das herauszufinden, müsste der Optiker viele Fragen stellen - nach dem Einsatzgebiet, besonderen Hobbys, sportlichen Aktivitäten, dem Arbeitsplatz, die Sehkraft beeinflussende Krankheiten und dem letzten Augenarztbesuch. Da manche Optiker aber nicht so wissbegierig sind, empfehlen die Tester dem Kunden, von sich aus möglichst viel zu erzählen.
Sehtest wie beim Augenarzt
Der Optikerbesuch beginnt in der Regel mit einem Sehtest. Die Fehlsichtigkeit wird in der Regel - ähnlich wie beim Augenarzt - mit zwei Methoden festgestellt. Zunächst wird mit dem Autorefraktometer gemessen, danach werden Messbrille oder Phoropter eingesetzt. Im Test hat dies auch gut geklappt. Nur bei Fielmann und Binder Optik gab es Ausreißer.
Nach dem Sehtest folgt die Suche nach einem passenden Brillengestell. Die Fassung sollte natürlich einerseits gefallen, andererseits aber auch zum Gesicht passen und richtig sitzen. Wichtig ist vor allem, dass sie gerade sitzt, nicht rutscht und nicht auf die Nase, die Schläfen oder hinter den Ohren auf das Schläfenbein drückt. Wer eine stärkere Brille benötigt, sollte um Tageslinsen oder Fotos zur Auswahl der Fassung bitten, damit man auch etwas erkennen kann.
Gläser machen Brillen teuer
Anschließend muss entschieden werden, welche Gläser in die Fassung sollen. Hier werden viele Extras angeboten, die letztlich den Endpreis in die Höhe treiben können. Grundsätzlich stellt sich die Frage, ob Glas oder Kunststoff eingesetzt werden soll. Glas ist zwar dünner und kratzfester, dafür wiegt Kunststoff weniger und hält höhere Belastungen aus. Bei Kinder- und Sportbrillen kommt daher eher Kunststoff zum Einsatz.
Je größer die Fehlsichtigkeit ist, desto dicker wird das Glas. Hier schaffen hochbrechende Brillengläser Abhilfe. Stiftung Warentest empfiehlt in diesen Fällen, alternativ auch auf kleinere Fassungen zu setzen, wodurch die Gläser weniger dick ausfallen.
Härtung und Entspiegelung
Während Brillengläser aus Glas keine Härtung benötigen, sollten Kunststoffgläser gehärtet werden, damit sie nicht so leicht zerkratzen. Normale Brillengläser werfen einen Teil des Lichts zurück. Dadurch entstehen störende Reflexionen und der Kontrast sinkt. Diese Effekte lassen sich durch eine Entspiegelung verringern, die in drei Stufen angeboten wird. Die mittlere Entspiegelung reicht nach Angaben der Stiftung Warentest in den meisten Fällen aus.
Oft ist auch eine leichte Tönung der Gläser mit im Angebot. Sie soll beispielsweise bei Autofahrten in der Nacht Blendungen reduzieren und zu einer schöneren Ästhetik beitragen. Die Tester halten diese Tönungen für unnötig. Sie empfehlen stattdessen eine kräftig getönte Sonnenbrille mit Sehkorrektur und UV-Schutz als Zweitbrille.
Alle Ketten auf Augenhöhe
Ob eine Optikerkette gut berät, lässt sich pauschal nicht beantworten. Das Urteil steht und fällt hier mit dem Personal der einzelnen Filialen. Das Testfeld liegt daher eng beieinander. Die Noten der Stiftung Warentest reichen von 2,3 bis 3,3.
Optiker Bode erhält im Test als einziger die Gesamtnote "gut". Er überzeugte die Tester durch die beste Brillenqualität und eine sehr gute Fertigung. Die Beratung und Kundenorientierung war hingegen nur befriedigend.
Die größte Kette im Test, Apollo Optik, muss sich mit einem "befriedigend" begnügen. Zur Abwertung haben hier schlechte Noten bei der Fassungsanpassung beigetragen. Fielmann schafft es nur auf den vorletzten Platz. Schuld sind hier nur mäßige Noten bei der Bestimmung der Fehlsichtigkeit, der Zentrierung und der Brillenfertigung.
Übrigens: Menschen mit Augenkrankheiten oder starker Fehlsichtigkeit sollten immer auch zum Augenarzt gehen und auch, wer selbst keine Probleme feststellen kann, sollte den Augenarzt alle paar Jahre aufsuchen.
Quelle: ntv.de