Tenhagens Tipps Das macht die Kfz-Versicherung günstiger
07.09.2016, 13:02 Uhr
Einen Rabatt für Frauen dürfen die Versicherer nicht mehr anbieten.
(Foto: imago/Westend61)
Was kostet die Autoversicherung? Das hängt nicht nur vom Wagen ab, sondern vor allem davon, wer damit fährt und wie er damit fährt. Finanztip-Chef Tenhagen erklärt, welche Kriterien den Beitrag beeinflussen und wie stark.
n-tv.de: Finanztip hat ja unter anderem untersucht, wie Kinder den Kfz-Versicherungsbeitrag senken. Was können Eltern denn da erwarten?
Hermann-Josef Tenhagen: Leider nicht so viel. Man ist ja bislang davon ausgegangen, dass sich kleine Kinder positiv auf den Versicherungsbeitrag auswirken. Einfach weil anzunehmen ist, dass Eltern mit Kindern auf der Rückbank vorsichtiger fahren. Das scheinen Versicherer heute aber nicht mehr so zu sehen. Wir haben bei 40 Anbietern die Rabattkriterien untersucht, und nur fünf von ihnen haben überhaupt einen Preisnachlass für Kleinkinder gewährt. Das waren Cosmos Direct, DEVK, Europa, Hanse Merkur und Helvetia. Hier war der Rabatt aber auch nicht besonders hoch, im Schnitt haben Eltern gerade mal 3,4 Prozent gespart.
Welche Kriterien bringen denn mehr als Kinder?
Beamter zu sein, bringt was. Angeblich fahren Beamte vorsichtiger Auto. Im Schnitt zahlen sie deshalb 7,5 Prozent weniger als der Rest der Bevölkerung. In der Spitze waren es 34 Prozent bei der WGV Optimal. In unserem Modellfall hieß das, statt fast 1500 Euro im Jahr nur knapp 1000 Euro. Das war zwar am Ende noch nicht der günstigste Tarif, aber doch ganz spannend. Insgesamt hat uns das Sparpotential bei den Beamten schon überrascht.
Was auch hilfreich ist, um die Kosten zu drücken, ist eine eigene Immobilie. Verteilt über die ganzen 40 Versicherer gibt es hier durchschnittlich 3 Prozent Rabatt, maximal waren 11 Prozent drin. Bei einem Haus mit eigener Garage finde ich den Nachlass ganz einleuchtend, da steht das Auto ja auch sicherer. Davon abgesehen ist mir allerdings noch nicht ganz klar, warum Eigenheimbesitzer bessere Autofahrer sein sollen.
Und welche Kriterien drücken sonst noch den Beitrag?
Natürlich das Alter bzw. wie lange man schon unfallfrei unterwegs ist. Die Schadenfreiheitsklasse ist ein ganz wichtiger Faktor. Auch die Fahrleistung ist interessant: Wer nur wenige Jahreskilometer macht, zahlt weniger als Vielfahrer. Was auch viel bringt, ist, wenn das Auto nur von einem einzigen Fahrer bewegt wird. Wer auch junge Fahrer unter 24 Jahren ans Steuer lässt, zahlt dagegen kräftige Aufschläge. Früher gab es dann auch noch den Frauenrabatt, aber der ist jetzt nicht mehr erlaubt.
Wenn man die Beiträge online vergleicht, findet man ja oft sogenannte Basistarife. Was hat es damit auf sich?
Versicherer wollen in den Preisvergleichen natürlich ganz oben auftauchen. Um bei diesem Wettlauf mitzumachen, werden die Leistungen so weit wie möglich zusammengestrichen. Die Tarife umfassen also meist nur das gesetzlich festgelegte Minimum. Ich würde das nicht empfehlen, sondern lieber nach einem ordentlichen Versicherungsschutz suchen und davon dann eben den preiswertesten nehmen.
Und worauf sollte man achten, wenn man einen ordentlichen Tarif haben möchte?
Auf das richtige Auto, wenn man ein neues kauft. Abhängig vom Modell variieren die Versicherungskosten erheblich, Kleinwagen ist für die Versicherer keineswegs gleich Kleinwagen.
Abseits vom Auto selbst, sollte man bei der Deckungssumme nicht knausern. In unserer Studie hat sich gezeigt, dass hohe Deckungssummen inzwischen Usus sind. Die meisten Tarife enthalten erhöhte Deckungssummen von 50 oder 100 Millionen Euro, sodass auch schwerste Unfälle versichert sind. Bei der Haftpflicht ist auch eine Mallorca-Police ganz hilfreich. Im Ausland sind die Deckungssummen für Mietwagen oft ziemlich niedrig und die Mallorca-Police hebt sie auf deutsches Niveau. Außer in ein paar Basistarifen ist der Schutz heute Standard.
Bei der Kaskoversicherung kann es einiges an Scherereien ersparen, wenn der Versicherer auf die Einrede der groben Fahrlässigkeit verzichtet. Auch das ist bei den meisten Tarifen inzwischen normal. Was manchmal ein wenig Aufschlag kostet, ist die Versicherung von Folgeschäden von Marderbissen. Empfehlenswert ist es außerdem, "erweiterte Wildschäden" zu versichern. Dann zahlt die Kasko nicht nur, wenn ein Reh oder Wildschwein vors Auto läuft, sondern beispielsweise auch, wenn man mit einer Kuh zusammenstößt. In ländlichen Gegenden ist das ganz sinnvoll. Bei vielen Tarifen ist das aber auch schon inklusive.
Was meistens extra kostet, ist der Rabattschutz. Dann rutscht man nach einer Schadensmeldung nicht in eine teurere Schadenfreiheitsklasse. Statistisch lohnt sich das für die Haftpflicht, wenn der Aufschlag deutlich unter 100 Euro liegt. Bei der Vollkasko sollten es weniger als 200 Euro sein.
Mit Hermann-Josef Tenhagen sprach Isabell Noé
Quelle: ntv.de