Kein Alleingang gegen Weichmacher Dildos sind EU-Problem
18.07.2011, 17:04 UhrManche Vibratoren stinken so stark nach Chemie, dass einem schon beim Auspacken jegliche Lust verfliegt. Die Grünen wollten jetzt genau wissen, welche gefährlichen Stoffe in Sexspielzeug stecken - und was die Regierung tut, um Anwender besser zu schützen. Jetzt ist die Antwort des Verbraucherministeriums da.
Die Bundesregierung plant keinen nationalen Alleingang gegen riskante Weichmacher in Dildos, Vibratoren und anderem Sexspielzeug. "Die Verwendung von gefährlichen Stoffen für die Herstellung von Erotikartikeln ist kein auf Deutschland begrenztes Problem", heißt es in der Antwort auf eine Anfrage der Grünen. Mit nationalen Alleingängen könnten auch kaum Internetbestellungen und Importe geregelt werden. Deutschland unterstütze dagegen ein harmonisiertes europäisches Vorgehen bei gefährlichen Stoffen.
Die Grünen hatten unter Berufung auf eine Studie des Magazins "Öko-Test" aus dem Jahr 2006 darauf hingewiesen, dass in allen der untersuchten Vibratoren Phthalate als Weichmacher gefunden wurden. In knapp der Hälfte wurden zudem polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe entdeckt. Auch weitere mögliche Inhaltsstoffe werden als gefährlich genannt. Zu den Risiken zählten Hormonstörungen, Diabetes und Krebs. Sexspielzeug bestehe laut der Studie bis zu 58 Prozent aus Weichmachern.
Ab 2015 wird es strenger
Gesundheitsgefahren könnten weit mehr als eine kleine Randgruppe treffen. Die Grünen zitieren eine Studie des Kondomherstellers Durex, nach der jeder fünfte erwachsene Bundesbürger Sexspielzeug nutzt. Daten zur Bewertung des Risikos dieser Produkte gebe es kaum, teilte das Bundesverbraucherministerium in seiner Antwort mit. Zunächst müssten Hersteller und Importeure in eigener Verantwortung dafür sorgen, dass ihre Produkte sicher seien. Allerdings unterlägen Stoffe in Verbraucherprodukten der REACH-Verordnung der EU für chemische Stoffe. Einige der Phthalate seien bereits in das Regelwerk aufgenommen worden - sie dürften ohne spezielle Zulassung nur bis Anfang 2015 verwendet werden. Danach habe die Industrie auch für eine Verwendung in Erotikartikeln extra Zulassungsanträge zu stellen.
2009 hatte "Öko-Test" in einer weiteren Untersuchung 18 Vibratoren ins Labor geschickt. Zwölf Massagestäbe erhielten die Note "sehr gut" - fünf wegen der Schadstoffe lediglich "befriedigend" oder "ungenügend". Als schadstoffarm stellten sich vor allem harte, unflexible Vibratoren heraus. Auch flexible Vibratoren seien aber meist unbelastet. Weiche Vibratoren wiesen dagegen viele der riskanten Weichmacher auf. Teils sollen diese aber bereits aus dem Programm genommen worden sein.
Zehn Wochenstunden sind okay
Dänemarks Regierung hatte im vergangenen Jahr Vorschläge für ein EU-Verbot von Phthalaten in Sexspielzeug angekündigt. Die Stoffe könnten letztlich die Samenqualität bei Männern vermindern, zu Missbildungen an den Geschlechtsorganen männlicher Nachkommen führen und bei Mädchen den Beginn der Pubertät beschleunigen. Nach Angaben niederländischer Warenprüfer könnten Vibratoren aus Kunststoff bis zu zehn Stunden pro Woche gefahrlos benutzt werden. Bei längerem Gebrauch könnten die Weichmacher die Nieren sowie andere Organe schädigen.
Quelle: ntv.de, dpa