Mit Öko-Test beim Frühstück Eier von Aldi sind "mangelhaft"
21.03.2024, 07:15 Uhr Artikel anhören
In Sachen Tierwohl sieht es mitunter düster aus.
(Foto: dpa)
Deutschland köpft, pellt und schlägt auf, was das Zeug hält. Anders lässt sich der hohe Eierkonsum hierzulande nicht erklären. Wogegen grundsätzlich gar nichts einzuwenden wäre. Wenn denn die Qualität stimmt. Öko-Test stellt schon mal fest, dass es mit der Gleichberechtigung im Hühnerstall nicht weit her ist.
In Deutschland wurden im Jahr 2022 nach vorläufigen Angaben pro Kopf durchschnittlich 230 Eier verbraucht. Womit man hierzulande deutlich über den neuen Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) läge. Denn die hält nur noch den Verzehr eines Eies pro Woche für vertretbar. Denn gesunde Ernährung und Umwelt müssten von nun an zusammen gedacht werden, so die Fachgesellschaft.
Ernährungswissenschaftler sehen die Empfehlung allerdings kritisch. Schließlich handelt es sich beim Ei um eines der vollwertigsten Lebensmittel überhaupt. Denn es enthält alle essenziellen Aminosäuren (Eiweiß) und alle Vitamine außer Vitamin C. Vor allem aber ist es ein guter Lieferant von Eisen, der Vitamine A, B2, B12 und D sowie von Folsäure.
Das Gute an den Ratschlägen der DGE ist aber, dass sich niemand daran halten muss und jeder, der mag, weiterhin köpfen, pellen und aufschlagen kann, was das Zeug hält. Obwohl es sicherlich gute Gründe dafür gibt, den Verzehr von tierischen Lebensmitteln dem Klima und dem Tierwohl zuliebe einzuschränken.
Letzterer Kriterien hat sich, neben der Qualität und Schadstoffbelastung der Eier, Öko-Test angenommen. Dazu wurden in Bioläden, Supermärkten und Discountern 20 frische Eier eingekauft - acht Eiermarken aus Freilandhaltung und zwölf aus ökologischer Landwirtschaft - einige mit Verbandszertifizierungen von Naturland, Bioland und Demeter.
Keine Schadstoffe
Die Schadstoffprüfung umfasste eine Untersuchung auf Salmonellen, sowohl auf der Schale als auch im Inneren des Eies, Prüfungen auf Dioxine, dioxinähnliche und nichtdioxinähnliche polychlorierte Biphenyle, auf das Insektizid Fipronil, auf per- und polyfluorierte Chemikalien (PFAS) sowie eine zunächst qualitative und bei positivem Befund auch quantitative Analyse auf Tierarzneimittel. Die gute Nachricht: In keinem der Eier wies das mit der Untersuchung beauftragte Labor bedenkliche Mengen dieser Substanzen nach.
In Sachen Tierwohl sieht es jedoch düsterer aus. Seit rund zwei Jahren dürfen männliche Küken in Deutschland nicht mehr nach dem Schlüpfen geschreddert werden. Als das Gesetz 2019 den Bundestag passierte, wurde es als großer Schritt für mehr Tierwohl gefeiert. Doch die Realität ist oft noch weit entfernt vom idyllischen Idealbild artgerechter Haltung für beide Geschlechter. Denn mit In-Ovo-Geschlechtsbestimmung wird erkannt, ob der Embryo im Ei weiblich oder männlich ist. Ist letzteres der Fall, wird die Bebrütung zwischen dem neunten und zwölften Tag abgebrochen. Was Tierschützer kritisieren, da nicht klar ist, ab wann ein Hühnerembryo Schmerzen empfinden kann.
Öko-Test interessierte aber auch das Schicksal der Legehennen. Anhand von Fragebögen sollten alle Hersteller den Lebensweg der Tiere von der Brüterei bis zum gekauften Ei darstellen: Wie oft werden die Hennen hin und her transportiert? Wie viel Platz müssen sie sich teilen, steht ihnen Beschäftigungsmaterial und artgerechtes Futter zur Verfügung?
Insgesamt fünf Produkte "sehr gut"
Bezüglich der Qualität wurde geprüft, ob die Eierschalen Risse oder Beschädigungen aufweisen, mit Kot oder Ei-Rückständen beschmutzt sind, ob sich Blutflecken im Ei befinden und ob es so viel wiegt, wie die angegebene Gewichtsklasse vorgibt. Neun Eiermarken zeigten hier geringe Auffälligkeiten.
Insgesamt fünf Produkte wurden mit "sehr gut" bewertet, alle davon sind Bio. Bei zwei von ihnen werden sogenannte Zweinutzungsrassen eingesetzt - aufgrund des gesunden Gleichgewichts von Legeleistung und Fleischansatz können beide Geschlechter gleichwertig aufwachsen. Das hat jedoch seinen Preis: Bei den "'Ne Runde Sache 6 Bio-Eier" von Naturland kostet ein Ei 62 Cent, bei den "Lindengut 6 frische Bio Eier" aus dem Hühnermobil von Demeter sind es 72 Cent.
Die "Vom Land Frische Eier aus Freilandhaltung 10 Stück" von Netto (23 Cent pro Stück) wiesen hingegen deutliche Qualitätsmängel auf. Es wird die In-Ovo-Geschlechtsbestimmung durchgeführt, die Besatzdichte im Stall ist sowohl bei Jung- als auch Legehennen hoch. Gesamturteil: "ausreichend".
Mit "mangelhaft" wurden die "Landfreude Frische Eier aus Freilandhaltung 10 Stück" von Aldi (23 Cent pro Stück) bewertet. Die Qualität ist zwar in Ordnung, ansonsten gelten die gleichen Kritikpunkte wie bei den Netto-Eiern - und laut Öko-Test wurde die Lieferkette nicht belegt. Aldi gab allerdings an, inzwischen nicht mehr von dem Hersteller der getesteten Eier beliefert zu werden.
Quelle: ntv.de, awi/rka