Trickserei bei Betriebsrenten Ergo findet neue "Auffälligkeiten"
27.07.2011, 13:13 UhrWenn Versicherungen mit Unternehmen Betriebsrenten-Verträge aushandeln, lohnt sich das für die Mitarbeiter meistens. Einige Vertreter der Ergo sollen die Rahmenverträge aber einfach ignoriert und den Angestellten schlechtere Policen verkauft haben. Dafür habe es mehr Provision gegeben.
Der Versicherungskonzern Ergo steht erneut wegen Geschäftspraktiken seiner Vertreter in der Kritik. Bei 160 von insgesamt 20.000 Kundenverträgen mit Unternehmen zur betrieblichen Altersvorsorge sei es zu "Auffälligkeiten" gekommen, bestätigte jetzt ein Ergo-Sprecher. "Die schauen wir uns nun alle einzeln an."
Das "Handelsblatt" zitiert einen "langjährigen Generalvertreter der Ergo", der den Vorwurf erhebt, dass Ergo-Mitarbeiter Kunden beim Abschluss derartiger Verträge gezielt getäuscht hätten. Demnach handelte die Versicherung zunächst günstige Kollektivverträge mit Unternehmen für deren Mitarbeiter aus. Im Einzelgespräch hätten die Ergo-Vertreter den Angestellten dann aber Verträge zu den normalen, teureren Konditionen verkauft.
Fragwürdiges Anreizsystem
Der Zeuge begründet das Vorgehen mit dem Provisionssystem: Für einen Vertrag im Großunternehmen habe es "vielleicht 150 Euro" gegeben, für einen Einzelvertrag hingegen bis zu 1000 Euro. Bei der Ergo sind die Vorwürfe schon bekannt, wie Ergo-Sprecher Alexander Becker gegenüber dem Handelsblatt bestätigte: "Unsere Task-Force hat dieses Problem vor einigen Wochen identifiziert"
Das Unternehmen wolle nun prüfen, ob "solche Praktiken System hatten und ob das geduldet war" heißt es im aktuellen Statement. Abweichungen bei den betreffenden Verträgen müssten aber nicht zwingend durch Täuschungsmanöver der Vertreter zustande gekommen sein. "Wenn wir feststellen, dass etwas nicht korrekt gelaufen ist, werden wir es korrigieren oder Vorschläge zur Korrektur machen", sagte der Sprecher.
Korrekturarbeiten leistet Ergo derzeit bereits bei rund 12.000 Riesterverträgen. Im Juni war bekannt geworden, dass die 2010 in der Ergo aufgegangene Hamburg-Mannheimer (HMI) im Jahr 2005 solche Verträge falsch berechnet hatte. Auf den Antragsformularen hatte die Versicherung niedrigere Verwaltungskosten ausgewiesen, als sie tatsächlich kassiert hatte. Der Fehler kostet das Unternehmen eigenen Angaben zufolge bis zu sechs Millionen Euro. Zuvor war Ergo im Mai in die Kritik geraten, als öffentlich wurde, dass im Jahr 2007 HMI-Vertreter auf Unternehmenskosten an einer Feier mit Prostituierten in Budapest teilgenommen hatten.
Quelle: ntv.de, ino/AFP