Ratgeber

Schulden beim Jobcenter Immer mehr Hartz-IV-Bezieher brauchen Kredit

Die Grundsicherung mag zum Leben reichen, sparen ist normalerweise aber nicht mehr drin. Bei Bedarf kann man sich Geld vom Jobcenter leihen. Immer mehr Menschen sind auf diese Kredite angewiesen - und nehmen dafür Kürzungen beim Regelsatz in Kauf.

Die Erstausstattung des Haushalts bezahlt normalerweise das Jobcenter. Doch wenn Dinge kaputtgehen, muss man selbst für Ersatz sorgen.

Die Erstausstattung des Haushalts bezahlt normalerweise das Jobcenter. Doch wenn Dinge kaputtgehen, muss man selbst für Ersatz sorgen.

(Foto: imago/Westend61)

Mehr und mehr Langzeitarbeitslose sind auf Darlehen für Waschmaschine, Kühlschrank, Kleidung oder andere Dinge angewiesen. Im vergangenen Jahr gewährten die Jobcenter pro Monat durchschnittlich rund 18.700 Hartz-IV-Beziehern einen solchen Kredit. Das geht aus der Antwort der Bundesarbeitsagentur auf eine Anfrage der Linken-Bundestagsabgeordneten Sabine Zimmermann hervor. Im Vergleich zu 2013 mit rund 17.800 Darlehen pro Monat war das ein Anstieg um gut fünf Prozent. 2010 waren es im Schnitt noch 15.500 pro Monat. Seither ist die Zahl demnach um fast 21 Prozent angestiegen.

Jobcenter räumen Darlehen ein, wenn es einen besonderen, sogenannten unabweisbaren Bedarf zur Sicherung des Lebensunterhaltes gibt. Betroffene müssen eine Notsituation nachweisen. Das gewährte Darlehen muss dann allerdings von ihnen getilgt werden, indem monatlich zehn Prozent von der Hartz-IV-Regelleistung abgezogen werden.

Nicht nur die Zahl der Darlehen ist in den letzten Jahren gestiegen, sondern auch ihre Höhe. Im letzten Jahr bekamen die Betroffenen im Schnitt 365 Euro, 2013 waren es 341 Euro, 2010 lag der Betrag noch bei 259 Euro. 2014 wurden monatlich Darlehen von im Schnitt insgesamt rund 6,8 Millionen Euro gewährt. 2013 waren es rund 6 Millionen Euro. 2010 waren es reichten noch 4 Millionen Euro pro Monat.

Zimmermann fordert als Konsequenz eine Anhebung der Hartz-IV-Sätze. "Die Menschen müssen auf Darlehen zurückgreifen, da es unmöglich ist, aus der monatlichen Hartz-IV-Regelleistung Rücklagen bilden zu können, um lebensnotwendige Anschaffungen für den Alltag zu tätigen", bemängelte die arbeitsmarktpolitische Sprecherin der Linksfraktion. "Durch die steigende Gewährung der Darlehen erbringt das Hartz-IV-System selber den Beweis, dass die Regelleistung prinzipiell viel zu niedrig angesetzt ist."
Unabdingbare Anschaffungen wie etwa ein Kühlschrank müssten ohne Verschuldung geschultert werden können, ergänzte Zimmermann. "Dies ist auch eine Frage der Würde und des Anstands gegenüber den Betroffenen." Zudem verschärfe die monatliche Tilgung die prekäre Situation der Betroffenen.

Quelle: ntv.de, ino/dpa

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