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Spätestens im November Nutri-Score kommt - das sollten Sie wissen

Mit einer eindeutigen farblichen Kennzeichnung ließe sich auf einen Blick erkennen, was so drinsteckt.

Mit einer eindeutigen farblichen Kennzeichnung ließe sich auf einen Blick erkennen, was so drinsteckt.

(Foto: imago/Reporters)

Für Verbraucher im Supermarkt ist kaum zu erkennen, welches Nahrungsmittel mehr oder weniger Zucker, Fett und Co. enthält. Dabei gibt es hierfür ein einfaches System, die sogenannte Lebensmittel-Ampel oder auch Nutri-Score.

Es hat eine Weile gedauert, bis sich Bundesernährungsministerin Julia Klöckner für das farbige Logo Nutri-Score als klarere Kennzeichnung von Zucker, Fett und Salz in vielen Lebensmitteln ausgesprochen hat. Doch nun hat das Bundeskabinett eine Verordnung zur Einführung der freiwilligen "Nutri-Score"-Kennzeichnung beschlossen. Die Verordnung soll spätestens im November 2020 in Kraft treten. Mithilfe der Nährwert-Ampel vom grünen A bis zum roten E sollen Verbraucher zukünftig auf den ersten Blick erkennen können, ob das entsprechende Lebensmittel zu einer gesunden Ernährung beiträgt oder eher nicht.

Doch wie genau wird der Nutri-Score berechnet? Und was sind die Vor- und Nachteile der Lebensmittel-Ampel? Eigentlich sollte ja ein Blick auf die Zutatenliste und die Nährwerttabelle eines Lebensmittels helfen. Leider sind diese aufgrund der vielen Fachbegriffe für viele Menschen nur schwer verständlich. "Allein für Zucker gibt es rund 70 verschiedene Begriffe", erklärt Ernährungswissenschaftlerin Nora Rieder. Dies erschwere es Verbrauchern, zu erkennen, ob es sich tatsächlich um ein empfehlenswertes oder weniger gesundes Produkt handelt. "Zudem sind viele Verbraucher unsicher, ob 15 Gramm Zucker pro 100 Gramm Fruchtjoghurt nun viel oder wenig sind", so Rieder weiter.

Einfacher Vergleich verschiedener Produkte

Damit sich dies ändert, hat das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) bereits im Sommer 2019 rund 1600 Verbraucher im Rahmen einer Studie zwischen vier Nährwertkennzeichnungen wählen lassen. Dabei stimmten 90 Prozent der Befragten für den Nutri-Score. Er wurde überwiegend als "schnell und intuitiv verständlich" bewertet. 85 Prozent der Befragten gaben an, dass er "gut beim Vergleich verschiedener Produkte" helfe.

Allerdings ist eine verpflichtende nationale Einführung der Lebensmittelampel nach geltendem EU-Recht laut Ernährungsministerin Julia Klöckner nicht möglich. Das heißt, die Verwendung des Nutri-Scores ist freiwillig und es bleibt den Lebensmittelherstellern überlassen, ob sie ihre Lebensmittel mit dem Nutri-Score kennzeichnen oder nicht. Klöckner kündigte aber an, während der deutschen EU-Ratspräsidentschaft auf eine europaweite Einführung hinzuwirken.

Dabei soll der Nutri-Score jedoch nicht die Nährwerttabelle auf der Rückseite der Produkte ersetzen. Er ist vielmehr als zusätzliche Information gedacht. Ob ein Lebensmittel in die Kategorie A, B, C, D oder E eingeteilt wird, hängt von folgenden Nährstoffen ab:

Als negativ (-) gewertet wird ein hoher Gehalt an Inhaltsstoffen, von denen wir täglich wenig zu uns nehmen sollen, da sie beispielsweise viel Energie, aber kaum oder keine Nährstoffe liefern. Dazu zählen

  • Zucker
  • Salz
  • Fett
  • gesättigte Fettsäuren
  • Kalorien

Positiv (+) gewertet wird hingegen ein hoher Gehalt an Inhaltsstoffen, die für eine gesunde Ernährung empfohlen werden. Dazu gehören

  • Ballaststoffe
  • Eiweiß
  • Gemüse
  • Obst
  • Nüsse

Aus den Plus- und Minus-Punkten wird dann eine Gesamt-Punktzahl berechnet, indem die positiven Punkte von den negativen abgezogen werden und das Ergebnis in die Nutri-Score-Tabelle umgewandelt wird. Somit spiegelt die Einteilung in die Kategorie A, B, C, D oder E die Nährstoffzusammensetzung wider, die entweder gut (A oder B), neutral (C) oder schlecht (D oder E) ist. "Somit erkennen die Verbraucher im Supermarkt oder Discounter direkt, von welchen Lebensmitteln sie viel essen und auf welche sie eher verzichten sollten", erklärt Ernährungsexpertin Nora Rieder.

Die Vorteile

Das Ampelsystem kann dabei helfen, Zuckerbomben beispielsweise auf den ersten Blick zu erkennen, diese entsprechend zu meiden und sich somit langfristig gesünder zu ernähren. Dadurch kann Übergewicht und die damit einhergehenden Erkrankungen wie Herz-Kreislauferkrankungen, Diabetes Typ 2 und Fettstoffwechselstörungen vorgebeugt werden.

Der Nutri-Score erleichtert außerdem den Vergleich gleichartiger Produkte verschiedener Hersteller miteinander. So können Verbraucher leichter erkennen, welcher Keks oder welcher Joghurt der gesündere ist. "Bestenfalls führt der Nutri-Score dazu, dass die Lebensmittelhersteller ihre Rezeptur überdenken und den Gehalt der als schlecht bewerteten Zutaten einschränken zugunsten von gesünderen Zutaten", erläutert die Ernährungsexpertin.

Die Nachteile

Doch es gibt auch Nachteile: So wird der Gehalt an Vitaminen, Mineralstoffen und ungesättigten Fettsäuren bei der Berechnung des Nutri-Scores kaum berücksichtigt. Die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen bemängelt außerdem, dass durch die Berechnung des Nutri-Scores aus der Bewertung jedes einzelnen Inhaltsstoffes an sich gut bewertete Lebensmittel dennoch zu viel Zucker oder Fett enthalten können. Das läge daran, dass sich schlechte Werte in manchen Bereichen durch gute Werte in anderen ausgleichen ließen.

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Zudem gibt die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen zu bedenken, dass der Nutri-Score auf Produkten, die aus nur einer Zutat bestehen (wie beispielsweise Olivenöl oder Fruchtsaft), nicht sinnvoll ist. "Das kann dazu führen, dass beispielsweise Olivenöl aufgrund des hohen Fettgehaltes in die Kategorie D eingeteilt wird", erläutert Rieder. Dabei bestehe das Pflanzenöl aus vielen einfach und mehrfach ungesättigten Fettsäuren, die - in Maßen - durchaus positiv zu werten seien.

Daher eignet sich der Nutri-Score vor allem für stark verarbeitete und komplex zusammengesetzte Lebensmittel. "Hier kann der Nutri-Score tatsächlich einen guten Beitrag zu einer gesünderen Lebensweise leisten", fasst Rieder zusammen.

Quelle: ntv.de, awi

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