Risiko Null-Prozent-Finanzierung Regierung will rechtliche Lücken stopfen
15.04.2015, 22:08 UhrZinslose Darlehen sind eine schöne Sache - zu schön für unvorsichtige Käufer, schließlich muss man sich auch die Raten auf Dauer leisten können. Jetzt will die Bundesregierung an den Bedingungen für Null-Prozent-Finanzierungen schrauben.
Smartphone, Möbel oder Waschmaschine – die Hemmschwelle, Waren auf Kredit zu finanzieren, sinkt, wenn man dafür keine Zinsen bezahlen muss. Während die Hausbank meist zwischen drei und sechs Prozent verlangt, bieten viele Händler, bzw. deren Partnerbanken, Darlehen zum Nulltarif. Doch Verbraucherschützer warnen vor den Risiken der sogenannten Null-Prozent-Finanzierungen. Nun will die Politik Bürger besser vor möglicher Abzocke schützen. Das Ministerium für Justiz und Verbraucherschutz prüfe derzeit gesetzliche Änderungen, sagte ein Ministeriumssprecher und bestätigte damit einen Bericht der "Saarbrücker Zeitung". Kunden sollten im Laden durch die Finanzierungsangebote "nicht überrumpelt" werden, sagte er.
Hintergrund des Vorhabens ist eine rechtliche Besonderheit: Bei Null-Prozent-Finanzierungen gibt es kein Widerrufsrecht. Weil der Kredit unverzinst ist, handelt es sich nicht um einen normalen Verbraucherdarlehensvertrag. Kunden, die durch ein Finanzierungsangebot im Laden geködert vorschnell einen Vertrag abschließen, können also nicht zurücktreten, wenn sie feststellen, dass sie sich "übernommen" haben, befürchtet das Ministerium unter anderem. Nun werde geprüft, ob zum Beispiel Widerspruchsfristen, die bei Kreditverträgen gelten, auch auf die Null-Prozent-Finanzierungen übertragen werden können. Außerdem ist dem Bericht zufolge eine Stärkung von Gewährleistungsansprüchen bei auftretenden Produktmängeln im Gespräch.
Solange Kunden den Überblick über ihre Finanzen behalten, können Null-Prozent-Finanzierungen eine sinnvolle Sache sein. Verbraucherschützer entdecken aber auch immer wieder unechte Null-Prozent-Angebote mit versteckten Kosten. So sollten Kunden vor Abschluss des Vertrags genau prüfen, ob nach Ablauf der Ratenzahlungen tatsächlich die ganze Summe beglichen ist. Bei manchen Anbietern zahlt man nur in den ersten Monaten keine Zinsen, danach drohen mitunter zweistellige Zinssätze. Außerdem sollten Verbraucher darauf achten, dass sie nicht versehentlich eine teure Restschuldversicherung dazu buchen.
Die Bereitschaft, auf Gratis-Kredite zurückzugreifen, steigt, wie kürzlich eine Studie der Gesellschaft für Konsumforschung ergeben hat. Über die Hälfte der Befragten hätte demnach einen Kauf nicht abgeschlossen, wenn es nicht die Möglichkeit einer Ratenfinanzierung gegeben hätte.
Quelle: ntv.de, ino/AFP