Finanzämter setzen auf neue Software Reiche Rentner im Visier
19.07.2012, 18:41 UhrRentner, die viel Geld im Ausland angelegt haben, sollten sichergehen, dass sie auch alle Einnahmen korrekt versteuert haben. Auch solche Auslandseinkünfte bleiben dem Fiskus jetzt nicht mehr verborgen. Beim Aufspüren hilft neue Software, die in immer mehr Finanzämtern zum Einsatz kommt.

Für Mieteinnahmen und Kapitalerträge steht Rentnern ein Freibetrag zu, der sogenannte Altersentlastungsbetrag.
(Foto: picture alliance / dpa)
Die Zeiten, in denen Rentner vom Fiskus weitgehend unbehelligt lebten, sind vorbei: Seit 2005 müssen Ruheständler mindestens die Hälfte ihrer Renten besteuern, andere Einkünfte wie Mieteinnahmen oder Zinsen sowieso. Nun verschaffen sich die deutschen Steuerbehörden offenbar sich immer tiefere Einblicke in die Finanzen reicher Rentner. Das Wirtschaftsmagazin 'Capital' berichtet in seiner neuesten Ausgabe von einer neuen Software, die seit kurzem in einigen Finanzämtern zum Einsatz kommt, um Zinszahlungen an Senioren auszuwerten.
Die Software könne auch auf die Meldungen zugreifen, die ausländische Banken im Rahmen der EU-Zinsrichtlinie in Deutschland abgeben müssen, wie ein Mitarbeiter des Bundesfinanzministeriums dem Magazin bestätigte. Vorreiter beim Einsatz der neuen Software sei Bayern. Dort überprüften Finanzbeamte bereits seit Anfang Juni ausländische Zinserträge von Rentnern. Nordrhein-Westfalen nutzt das Computerprogramm ebenfalls schon in sechs Finanzämtern. In den kommenden Monaten soll das elektronische Analyseprogramm, das erstmals Daten aus Rentenbezugsmitteilungen, Freistellungsaufträgen und den EU-Zinsinformationen zu einem Datenpaket zusammenführt, nach und nach flächendeckend in ganz Deutschland eingeführt werden, schreibt "Capital".
Schweiz und Österreich nicht betroffen
Schon seit einiger Zeit müssen Rentner mit Nachforderungen vom Fiskus rechnen, wenn sie bislang keine Steuererklärung abgegeben haben, obwohl sie es hätten tun müssen. Dabei können die Finanzämter auf lückenlose Quellen zurückgreifen: Die Zentrale Zulagenstelle für Altersvermögen (ZfA) hat einen genauen Überblick über die Rentenbezüge der Deutschen und leitet diese Daten auch an die Finanzbehörden weiter. Gespeichert sind neben den staatlichen Renten auch private Renten, etwa von Lebensversicherern oder Fondsgesellschaften sowie aus der betrieblichen Altersvorsorge.
Mit der neuen Software geraten nun auch die Zinseinkünfte aus Auslandskonten ins Visier der Steuerbehörden. Insbesondere Ruheständler mit hohen Ersparnissen im Europäischen Ausland sollten dringend prüfen, ob sie steuerpflichtig sind und notfalls ihre Einkünfte nachmelden, rät "Capital". Konten in der Schweiz, Österreich und Luxemburg werden allerdings nicht erfasst.
Quelle: ntv.de, ino