Ratgeber

Nach schlechtem Warentest-Urteil Ritter Sport hat "in den Abgrund geschaut"

Im Streit um das Aroma in seiner Vollnuss-Schokolade schlägt Ritter Sport scharfe Töne an: Unternehmenschef Alfred Ritter kritisiert die schlechte Bewertung der Stiftung Warentest als "Anschlag" auf den Schokoladenhersteller.

Ritter Sport setzt das Vanillearoma Piperonal ein. Strittig ist, ob der Stoff natürlich oder künstlich hergestellt wird.

Ritter Sport setzt das Vanillearoma Piperonal ein. Strittig ist, ob der Stoff natürlich oder künstlich hergestellt wird.

(Foto: dpa)

Im Streit um das Vanille-Aroma in Ritter-Sport-Schokolade macht Unternehmenschef Alfred Ritter der Stiftung Warentest schwere Vorwürfe. "Das war ein echter Anschlag auf ein über 100-jähriges Familienunternehmen", sagte Ritter dem "Handelsblatt". Die Tester hatten die Vollnuss-Schokolade des Herstellers wegen des Aromenstoffs Piperonal mit mangelhaft bewertet - das Vanille-Aroma sei anders als angegeben nicht natürlichen Ursprungs. Dagegen hatte sich Ritter Sport gerichtlich erfolgreich gewehrt. Der Streit dauert aber an.

Die Warentester wiesen die Kritik des Schoko-Hersteller zurück. "Von einem Anschlag kann nicht die Rede sein", sagte eine Sprecherin. Darüber hinaus wollte sie sich jedoch nicht äußern. Auch Cheftester Holger Brackemann hält sich während des laufenden Verfahrens zurück: "Ein Verstoß gegen die einstweilige Verfügung könnte teuer werden". Abgesehen von der mutmaßlichen Falschdeklaration hatte die Nussschokolade im Test "gut" abgeschnitten.

Kein Umsatzeinbruch, aber Imageschaden

Dem "Handelsblatt" gegenüber klagte Ritter, die Marke Ritter Sport habe durch das negative Testurteil "ganz klar einen Imageschaden" erlitten. Zwar seien die Umsätze nicht eingebrochen. "Aber unser Wachstum hat sich vorübergehend abgeflacht." Wäre Ritter Sport nicht vor Gericht gezogen, hätte das Unternehmen ihm zufolge dichtmachen müssen.

"Hätte sich die Stiftung Warentest durchgesetzt, wäre das unser Ende gewesen", sagte er dem Blatt. "Man kann die Aromenverordnung kritisieren. Aber man kann sich nicht gegen ein Unternehmen wenden, das sich voll im Rahmen bewegt."

Die Stiftung Warentest hatte in einem Test behauptet, das von Duftstoffhersteller Symrise gelieferte Vanille-Aroma sei nicht natürlichen Ursprungs und daher auf der Schokolade falsch deklariert. Diese Aussage wurde der Stiftung vom Landgericht München per einstweiliger Verfügung und einem angedrohten Ordnungsgeld von 250.000 Euro untersagt.

Beweisführung wird schwierig

Die Stiftung will den Rechtsstreit weiterführen und hat Berufung gegen die Entscheidung eingelegt. Ritter Sport selbst erwägt indes Schadensersatzforderungen gegen die Stiftung. "Was realisierbar ist, ist natürlich das Thema Imagebeeinträchtigung", sagte ein Unternehmenssprecher. Denkbar sei es etwa, diese anhand regelmäßiger Reputationsmessungen nachzuweisen. Einen Zusammenhang zwischen Wachstumseinbußen und dem Testurteil zu beweisen, werde aber eher schwierig.

Ritter hatte dem "Handelsblatt" gesagt, Kunden hätten zunächst sogar Hamsterkäufe getätigt, weil sie fürchteten, es gebe die Schokolade bald nicht mehr. Immerhin blieb dem Unternehmen das Schicksal vieler Schokoladenhersteller erspart, deren Adventskalender 2012 kurzerhand vom Handel ausgelistet worden waren, nachdem die Stiftung Warentest Mineralölrückstände moniert hatte. Kein Händler habe die Ritter-Sport-Tafeln aus den Regalen genommen, so Ritter. "Aber wir haben ganz tief in den Abgrund geschaut." Bevor Ritter Sport tatsächlich Forderungen geltend macht, will das Unternehmen aber den Fortgang der aktuellen Rechtsstreitigkeiten abwarten.

Quelle: ntv.de, ino/dpa

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen