Snapchat-Fieber Bilder mit beschränkter Haltbarkeit?
12.05.2014, 18:30 Uhr
Die Welt um uns herum wird immer smarter. Bilder werden immer öfter nur noch online gespeichert oder verschickt, Nachrichten gehen per Messenger an die Empfänger. Klingt alles ganz toll und einfach. Aber leider ist das Dank NSA und Hackern nicht alles so smart und vor allem sicher, wie wir es gern hätten. Apps wie "Snapchat" wollen da Abhilfe schaffen. Aber funktioniert das wirklich?
Alle machen mit beim Selfie-Trend: Millionen Fotos werden täglich durch soziale Netzwerke wie Twitter, Facebook und Instragram gejagt. Doch einmal hochgeladen, besteht die Gefahr, dass sie sich wie ein Lauffeuer verbreiten. Genau das will Snapchat verhindern. Mit der App können Bilder verschickt werden, die sich nach kurzer Zeit wie von Geisterhand selbst löschen sollen.
Das Prinzip ist einfach: Der Knipsende wählt ein Foto aus, dass er verschicken will. Vor dem Senden kann man die Lebenszeit der Schnappschüsse einstellen - maximale Haltbarkeit: zehn Sekunden. Danach ist das Bild weg. Genau wegen dieses Versprechens fühlen sich Nutzer besonders sicher - und verschicken sogar unbesorgt intime Bilder. Sexting nennt sich dieser neue Trend. Ein Kunstwort - bestehend aus Sex und Texting. In den USA hat es schon jeder dritte Jugendliche ausprobiert.
Dass private Bilder plötzlich öffentlich werden, das will Snapchat ja eigentlich verhindern - und versieht die Fotos mit einem Verfallsdatum. Doch ist nach einigen Sekunden wirklich alles endgültig aus dem Netz verschwunden?
Kann Snapchat geknackt werden?
Wir wollen es genauer wissen und lassen den Sicherheitsexperten Stefan Tomanek vom Institut für Internet-Sicherheit kommen. Er hat schon viele vermeintlich gelöschte Daten zurückgeholt - doch funktioniert das auch bei Nachrichten, die sich selbst zerstören? Kann Snapchat wirklich geknackt werden?
Dafür schließt Stefan Tomanek das Handy an seinen Laptop an. Wir sind gespannt, ob er die Bilder findet. Die Überraschung: Noch bevor der Countdown gestartet wurde, hat er die Bilder vom Handy-Speicher abgefisht. Theoretisch ist es auch möglich bereits geöffnete Bilder auf dem Handy zu finden. Man könnte einfach den gesamten Speicher auslesen und da wären auch die bereits gelöschten Daten drin, erklärt der Experte.
Apps die Snapchat austricksen
Aber nicht nur das geht: Mittlerweile gibt es sogar spezielle Apps, die Snapchat austricksen. Snap-Seaker zum Beispiel. Ist solch eine App auf dem Handy installiert, wird automatisch alles gespeichert. Und auch diese App funktioniert in unserem Experiment einwandfrei.
Man braucht aber nicht unbedingt das Profi-Wissen eines Sicherheitsexperten, um versendete Bilder abzufischen. Das einfachste wäre ein Screenshot, den kann man ja mit jedem Handy ganz einfach machen, während man sich das Bild anschaut.
Snapchat sagt im Falle eines Screenshots zwar Bescheid, aber für manch einen ist dann es schon zu spät. Das Internet vergisst eben doch nicht - trotz vermeintlich selbstzerstörender Nachrichten.
Quelle: ntv.de