"Ratgeber Geld" vom 12.12.2012 (Wdh. 13.12.) Reich mit Patenten
12.12.2012, 18:30 Uhr
Die Deutschen sind ein erfinderisches Völkchen. Rund 60.000 Tüfteleien melden sie jedes Jahr im Patentamt an. Und haben die Hoffnung mit den Ideen richtig Geld zu verdienen. Doch worauf sollten Erfinder achten und welche rechtlichen Hürden müssen genommen werden? Wer könnte diese Fragen besser beantworten, als Bastler, die mit ihren Geistesblitzen bereits große Erfolge erzielt haben.
Die besten Ideen kommen Christian Peitzner-Lloret morgens kurz vorm Aufstehen. Dann greift er zu seinem Ideenbuch , fertigt kleine Skizzen an und notiert kurze Beschreibungen.
Christian Peitzner-Lloret: "Im Schlaf hat man ja keine bewussten Zensursysteme, das ist so reines im Unterbewusstsein geborene Fantasien sozusagen, und die sind vielfach einfach ja so Ideen, die mich selbst begeistern und von denen ich dann so fasziniert bin, dass ich sie dann einfach aufschreibe."
Was sein Unterbewusstsein offenbar sehr beschäftigte, war das Bügeln seiner Hemden. Vom Ergebnis dieser zeitraubenden Tätigkeit war er regelmäßig frustriert.
Christian Peitzner-Lloret: "Ich habe meine Hemden seit jeher selbst gebügelt, und da ist mir aufgefallen, dass der schwierigste Teil des Hemds ist natürlich der Ärmel, weil da liegt der Stoff doppelt."
Und weil Christian Peitzner-Lloret Erfinder ist, suchte er auf seine Art nach einer Lösung für das Problem. Schlief ein paar Nächte darüber, ließ sich von seinen Träumen inspirieren und zeichnete morgens drauflos. Entstanden ist der "Bügel-Clou" für den eiligen Haus- und Geschäftsmann: ein Federbügel, den man in den Hemdsärmel hineinführen kann.
Christian Peitzner-Lloret: "...und da kann man wunderbar in einem Zug den Ärmel optimal durchbügeln und braucht noch nicht mal mehr das Hemd zu wenden, das ist dann schon von sich aus glatt."
Und damit man den Bügel-Clou nicht erst irgendwo in der Wohnung suchen muss, kann man ihn mit einer Metallklemme am Bügelbrett befestigen.
Nicht ganz so ordentlich zu ging es mit der Erfindung von Stephan Landschütz. Zusammen mit seinem Bruder Michael hat er das Sitzen sportlich weiterentwickelt.
Stephan Landschütz: "Ich sitze gerade auf einem Sporthocker und damit kann man natürlich eins: nämlich sehr bequem drauf sitzen. Aber man kann auch sehr, sehr viele Tricks machen; das ist wie ‚ne Art Mischung aus Breakdance Jonglage und Skateboarding und natürlich Sitzen."
Der Sporthocker ist also eine Kombination aus Möbelstück und Sportgerät.
Stephan Landschütz: "... wir haben normale Hocker und damit Tricks gemacht. Daraufhin sind die natürlich aber alle kaputtgegangen, und wir haben sie dann modifiziert mit Gaffertape und Alustreben. Und trotzdem sind sie alle kaputtgegangen, und daraufhin haben Micha und ich, mein Bruder, den Sporthocker entwickelt um diese Sportart wirklich betreiben zu könne und jetzt ist es das Sportgerät für den Sport "hockern".
Die beiden Brüder sind mittlerweile erfolgreich mit ihrer Erfindung und verkaufen sie in ihrem eigenen Laden in Berlin. Und auch der Bügel-Clou hat es auf den Markt geschafft.
Produkte wie diese kann man im Berliner "Erfinderladen" entdecken. Ob diebstahlsichere Geheimverstecke für wertvollen Schmuck, ein Bungee-Seil fürs Handy oder Apparate zum Herstellen von Regenbögen - hier gibt jede Menge Nützliches und Skurriles.
Marijan Jordan hilft Erfindern nicht nur, ihre fertigen Produkte zu verkaufen und zu vermarkten. Sein Unternehmen begleitet sie schon bei der Entwicklung ihrer Ideen.
Marijan Jordan: "Wichtig ist es zum Beispiel Patentrecherchen zu machen, markttechnische Überprüfungen zu schauen, was existiert wo? Löse ich damit wirklich ein Problem? Oder ist es ein Problem, was nur ich hab‘ zum Beispiel? Passiert auch oft, wo der Markt nicht dann existent ist, und das muss man dann im Voraus prüfen das Ganze halt."
Wenn es einen Markt gibt, dann sollte man seine Erfindung so schnell wie möglich schützen lassen, bevor sie jemand klaut.
Marijan Jordan: "Ich sag immer, bevor ich kein Schutzrecht habe würde ich nicht rausgehen, bevor ich nicht eine Geheimhaltungserklärung unterzeichnet habe mit jemandem, würde ich das nicht vorstellen."
Der bekannteste und wichtigste Schutz für eine Erfindung: das Patent.
Eva Franke, Deutsches Patent- und Markenamt: "Ein Patent ist ein staatlich erteiltes Schutzrecht zur alleinigen Verwertung einer Erfindung. Das bedeutet, dass der Erfinder seine Erfindung nach eigenem Gutdüngen verwerten, verkaufen und selber benutzen kann und damit hoffentlich Geld verdient."
Das erste deutsche Patent wurde 1877 angemeldet - im Berliner Patent- und Markenamt kann man noch heute den Eintrag im Original lesen.
Wer ein Patent anmelden will, sollte sichergehen, dass seine Idee nicht schon längst von jemand anderem erfunden worden ist. Denn für ein Patent muss eine Erfindung neu und erfinderisch sein, also einen wirklichen Fortschritt zum aktuellen Stand der Technik darstellen und gewerblich nutzbar, also wiederholt herstellbar sein.
Unsere beiden Erfinder haben ihre Erfindungen jedenfalls patentieren lassen.
Christian Peitzner-Lloret: "Ich möchte nicht, dass jemand anderes dann auf ‘ne identische oder sehr, sehr ähnliche Idee kommt und ich dann eben der zweite am Markt bin, was nicht so gut wäre, und deswegen habe ich das Patent angemeldet, um diese Idee zu schützen."
In der Datenbank des Patentamts können Erfinder wie er recherchieren, ob es die eigene Idee schon längst gibt – also wie originell eine Bügelhilfe oder ein Sporthocker tatsächlich sind.
Wichtig ist: Meldet man ein Patent an, ist es damit noch nicht geschützt. Dazu muss man erst eine Patentprüfung beantragen. Die Kosten insgesamt: etwa 400 Euro. Der Patentschutz reicht 20 Jahre lang.
Eva Franke, Deutsches Patent- und Markenamt: "Ab drittem Jahr müssen Jahresgebühren gezahlt werden, die beginnen bei 70 Euro, und steigen dann im 20. Jahr ungefähr 2.000 Euro. Und diese Jahresgebühren kann ich halbieren, wenn ich eine sogenannte Lizenzbereitschaftserklärung abgebe, wenn ich als Erfinder erkläre, ich erlaube jedermann gegen eine entsprechende Gebühr, diese Erfindung zu benutzen."
Eine mögliche Alternative oder auch Ergänzung zum Patent ist der so genannte Gebrauchsmusterschutz: Der ist schneller zu haben, gilt aber nur für Gegenstände und nicht für Verfahren und schützt nur 10 Jahre lang.
Der Fehler, der unerfahrenen Erfindern am häufigsten unterläuft:
Eva Franke, Deutsches Patent- und Markenamt: "Ganz schwer wird es, wenn die Patentansprüche nicht genau formuliert sind und nicht vollständig offenbart sind. Dann hat der Patentanmelder ein Problem in der Patentprüfung, denn dort darf eine Anmeldung nicht erweitert werden. Also, er darf keine Merkmale zur Erfindung hinzufügen."
Das ist kompliziert, und deshalb hat Christian Peitzner-Lloret, selbst Jurist, sich zur Sicherheit einen Patentanwalt dazu geholt:
Christian Pitzner-Lloriet: "Ja, das habe ich für notwendig erachtet, weil ich zwar ganz gut schon die Patentschriften interpretieren kann, aber doch nicht kompetent genug bin, um die Feinheiten natürlich rauszulesen, und da läuft man dann große Gefahr, dass man dann möglicherweise etwas übersieht."
Vorgeschrieben ist das übrigens nicht; das Patentamt bietet auch kostenlose Erstberatungen an. Trotz der Hürden, die Daniel Düsentriebs überwinden müssen, ist man im Erfinderladen optimistisch:
Marijan Jordan: "Jeder von uns ist ein Erfinder und hat Ideen, und zu uns kommen Leute, wirklich ganz bunt, wie ein Blumenstrauß, sag‘ ich mal, von Hausfrauen, Müttern bis ganz normaler Arbeiter, die sich einfach sich Gedanken gemacht haben, was gibt's noch, was mir hilft im Alltag, oder wo ist mein Problem, und wie kann ich das lösen?"
Und wer einmal angefangen hat, erfolgreich Ideen zu entwickeln, hört so schnell nicht wieder damit auf….
Quelle: ntv.de