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Unterricht wird digital Tablets & Co. in der Schule

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Wenn man sich heute auf einem Schulhof umschaut, hat man den Eindruck, dass die Kids mit ihrem Handy untrennbar verbunden sind. Im Unterricht allerdings liegen auf den Tischen nach wie vor hauptsächlich Hefte und Bücher. Digitale Technik bildet eher die Ausnahme. Die soll aber als Lehrmittel in die Klassenzimmer einziehen. In sechs Pilotprojekten passiert das jetzt zurzeit - zum Beispiel in Berlin und Hamburg.

Schulbücher waren gestern, heute dominieren iPads den Unterricht, könnte man denken. Goethe ist zwar immer noch präsent -  im Jahr 2013 aber auch in digitaler Form.  Die 11. Klasse des Kurt-Körber-Gymnasiums in Hamburg arbeitet seit einem halben Jahr mit dem iPad: das Projekt nennt sich *paducation* und bedeutet in der Praxis: Texte digital lesen, digital bearbeiten und digitale Dokumente den Mitschülern in einer Dropbox schnell zur Verfügung stellen.

Bislang nur Pilotprojekte

Finanziert wurden die Tablets von der Behörde und einer Stiftung. Der vorherige Jahrgang wurde komplett mit den Geräten ausgestattet, für den jetzigen gab es nicht genügend finanzielle Mittel, so dass einige Eltern einspringen mussten. So aber konnte die Schule in Hamburg das Pilotprojekt fortsetzen. Lehrerin Edda Oltmann muss sich noch an die neue Unterrichtssituation gewöhnen und macht Ihre Notizen lieber auf dem Papier. Die Deutschlehrerin sieht aber auch die Vorteile der neuen Unterrichts-Technik.

Edda Oltmann, Lehrerin: "Ich habe immer noch meine kleine Reclam-Version. Was an dieser digital Version sehr gut ist, man kann Schlagwortsuche machen. Also die bietet einfach noch Vorteile, die das Buch nicht bietet. Es ist eine Gewöhnungssache, teilweise dauert es länger, da muss man sich mit der Technik schon gut auskennen, damit dass auch schnell geht."

USA ist Vorreiter

Während sich Schüler und Lehrer an deutschen Schulen noch in der Entwicklungsphasen befinden, sind die digitalen Medien in den USA seit Jahren ein beliebtes Unterrichtsmittel: Angefangen hat es mit Laptops und Tablet-PCs von Microsoft Windows! 2010 gelang Apple dann der Durchbruch an den Universitäten mit den Tablets und lässt die Konkurrenz im Bildungsbereich hinter sich.

Kai Zantke, Computer Bild: "Im Bildungssektor gibt es natürlich viele Firmen, die sich da tummeln, u.a. gibt noch Dell, die auch Partnerprogramme anbieten für ihre Laptops. Aber man muss schon sagen, dass Apple mit dem iTunes Store gerade mit der direkten Verbindung zu den Tablets einen ganz klaren Vorsprung hat.“

Und das war auch das Ziel von Steve Jobs, der den Bildungssektor zum neuen Geschäftsfeld von Apple machte. Und so lässt sich unser komplexes Sonnensystem - einfach veranschaulicht - mit Hilfe einer App erklären.

Michale Tchao,  Apple: "Ich kann mehr über den Saturn erfahren, einige Statistiken, ich kann mir sogar den Aufbau des Planten anschauen. Zunächst gibt es über 140.000 Apps für das iPad. Da gibt es alles von Büchern und interaktiven Büchern, Videos: Also eine große Bandbreite von Inhalten und Möglichkeiten und Lehrer können diese Anwenden und ihren Unterricht vorbereiten oder sie durch andere Technologien wie Air-Play auf große Fernseher zu übertragen, um sie einer Klasse vorzutragen, um sie einer ganzen Klasse vorzuführen.“

In den USA belegen Untersuchungen, dass die Studenten zu einem großen Prozentsatz tatsächlich effizienter und besser lernen als mit einem Buch. In Deutschland gibt es noch keine empirischen Belege, aber einige Lehrer, Eltern und auch Schüler sehen das iPad im Unterricht- zumindest in Hamburg - durchaus auch kritisch, weil die Ablenkung zu groß sei.

Nicht besser lernen - sondern anders

Christina Schwalbe von der Universität Hamburg betreut das Projekt *paducation* am Kurt-Körber-Gymnasium. Die Wissenschaftlerin untersucht, was genau passiert, wenn das iPad als Unterrichtsmittel genutzt wird.

Christina Schwalbe, Universität Hamburg: "Ein Zwischenergebnis ist auf jeden Fall, dass das Gerät, das im Alltag ein cooles Gerät ist, so ein bißchen normaler geworden ist, dass die Verführung sich ablenken zu lassen durch die sozialen Netzwerke besser geworden ist. Dass die Schüler besser lernen kann man nicht sagen, sie lernen anders."

Denn mit dem iPad wird das eigenverantwortliche Arbeiten und die Selbstorganisation, zum Beispiel bei der Dokumentenverwaltung, gefördert.

Am Poelchau-Gymnasium in Berlin nutzen die Schüler ebenfalls das iPad und hier ist es für alle eine echte Erleichterung. Denn an der Eliteuniversität für Sport sind die Abwesenheitszeiten der Schüler durch die Wettkampfphasen und Trainingslager hoch und durch das iPad werden sie problemlos mit dem Unterstoff versorgt.

Angelika Münch,  Poelchau Gymnasium Berlin: "Dass die eben die Chance haben in der Wettkampfpause den Stoff nachzuholen und damit ist gleichzeitig die schulische und sportliche Förderung gegeben."

Langfristiger Trend zu digitalem Lernen

Und da heute die Lebenswelt von Jugendlichen viel stärker durch neue Medien geprägt ist als früher, sind moderne Kommunikationsmittel im Schulunterricht eine positive Entwicklung.

Christina Schwalbe, Universität Hamburg: "Ich glaube schon, dass sich das langfristig in diese Richtung entwickelt wird. Und dass man versucht, die Schule auch so zu gestalten, dass man auf eine Gesellschaft, die sehr stark von diesen vernetzten Kommunikationsformen geprägt ist, dass man das auch versucht in der Schule so zu berücksichtigen, dass man auch Medienkompetenz entwickelt, die eben über das hinausgehen, was man aktuell in der Schule lernt."

Je nach Evaluations-Ergebnissen der einzelnen Pilotprojekte, könnte das iPad also auch in Deutschland Schule machen. Aber egal in welcher Form - mit Goethe werden sich die Schüler auch weiterhin beschäftigen müssen.

Quelle: ntv.de

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