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EZB fährt runter Was die erneute Zinssenkung für Sie bedeutet

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Geld wird noch mal günstiger.

Geld wird noch mal günstiger.

(Foto: imago images/Kirchner-Media)

Mit der Senkung des Einlagensatzes durch die EZB um 0,25 auf nunmehr 3,50 Prozentpunkte verschlechtert sich die Perspektive für Sparer weiter. Im Gegenzug werden aber Kredite etwas günstiger, ob sich das auch bei der Immobilienfinanzierung zeigen wird, bleibt hingegen fraglich.

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat auf die weiter gesunkenen Inflationsraten im Euroraum reagiert und den Leitzins, zu dem sich Geschäftsbanken Geld bei ihr besorgen können, im Euroraum um 0,60 Prozent auf nun 3,65 gesenkt. Parken Banken hingegen Geld bei der EZB, erhalten sie dafür künftig ebenfalls einen Viertel-Prozentpunkt weniger - nämlich 3,50 Prozent Zinsen.

Darauf, was die Zinssenkung für Verbraucher bedeutet, haben Vergleichsportale einen kritischen Blick geworfen. Betrachtet wurden die Bereiche Baufinanzierung, Geldanlage, Girokonto und Ratenkredite.

Festgeldkonten

Die EZB-Entscheidungen von Juli, September, Oktober und Dezember 2022 sowie Februar, März, Mai und Juli 2023 hatten für steigende Zinsen auf Festgeldkonten gesorgt. Damit ist es vorbei. Obwohl die Leitzinsen bis vor der erneuten Zinssenkung bei 4,25 beziehungsweise 3,75 standen, sind bereits vor dem EZB-Entscheid die Festgeldzinsen gesunken. Im November brachten Termingelder mit zwei Jahren Laufzeit im Schnitt noch 3,39 Prozent Zinsen, aktuell liegen sie bei 2,68 Prozent, wie eine Auswertung des Vergleichsportals Verivox zeigt. Im Schnitt gaben die Zinsen bundesweit verfügbarer Angebote demnach durchschnittlich um 0,71 Prozentpunkte nach. Allerdings ist die Inflationsrate im August mit 1,9 Prozent auf den tiefsten Stand seit März 2021 gesunken. Infolgedessen hat der Realzins einer durchschnittlich verzinsten zweijährigen Festgeldanlage mit 0,78 Prozent wiederum einen neuen Höchststand erklommen.

Für ein einjähriges Festgeld mit deutscher Einlagensicherung sind derzeit 3,084 Prozent Zinsen zu holen (Fordbank). Die Haitong Bank bietet via Weltsparen 3,534 Prozent mit einer gesetzlichen Einlagensicherung bis 100.000 Euro durch den portugiesischen Einlagensicherungsfonds. Der Durchschnittszins für Festgeld liegt laut FMH-Finanzberatung aktuell für ein Jahr bei 2,67 Prozent.

Auch bei Laufzeiten von drei Jahren bietet die Haitong Bank aus Portugal 3,534 Prozent. Ohne Vermittler bietet die französische Stellantis Direktbank 3,100 Prozent für drei Jahre. Deutsche Einlagensicherung gibt es für diesen Zeitraum bei der Ford Bank in Höhe von 3,084 Prozent. Und wer sein Geld aktuell für 10 Jahre entbehren kann, bekommt in Deutschland bei der Varengold Bank 3,15 Prozent Zinsen.

Wer sich die vergleichsweise noch hohen Zinsen sichern möchte, sollte laut der FMH-Finanzberatung zügig handeln, da sich auch die Festgeldkonditionen konstant verschlechtern dürften - denn durch jede - derzeit erwartete - Leitzinssenkung geht es weiter nach unten. Im aktuellen Umfeld können Sparer die Treppenstrategie nutzen. Hierbei liegt nicht das ganze Sparvermögen auf einem einzigen Festgeldkonto, sondern wird mit unterschiedlichen Laufzeiten auf verschiedene Konten aufgeteilt. Dadurch bewahren sich Sparer Flexibilität und binden nicht ihr gesamtes Kapital in beispielsweise nur langfristige Anlagen.

Festgeldkonten im Vergleich

Tagesgeld

Beim Tagesgeld haben sich die Zinsen im Marktdurchschnitt laut der Untersuchung in den letzten Wochen kaum von der Stelle bewegt. Bundesweit verfügbare Angebote werden mit durchschnittlich 1,68 Prozent sogar minimal höher verzinst als Anfang August (1,66 Prozent). Bei Sparkassen (0,61 Prozent) und den regionalen Genossenschaftsbanken (0,63 Prozent) liegen die Durchschnittszinsen mehr als einen Prozentpunkt niedriger. In beiden Marktsegmenten sind die Zinsen im letzten Monat geringfügig um jeweils 0,01 Prozentpunkte gesunken.

Den höchsten Zinssatz bieten derzeit laut FMH die deutsche XTB mit 4,215 Prozent (begrenzt auf drei Monate). Bei der schwedischen TF Bank sind 3,762 Prozent fix für drei Monate zu holen.

Tagesgeldkonten im Vergleich

Ratenkredite

Mit den noch immer recht hohen Zinsen für Sparer bleiben auch Verbraucherkredite teuer. Denn wenn die Festgeldzinsen auf hohem Niveau verbleiben, werden von jeher auch die Ratenkredite nicht wesentlich günstiger. Unerfreulich aus Sicht der Verbraucher, denn die Banken nutzen die Festgeld- und Tagesgeldanlagen zur Refinanzierung von Konsumentenkrediten. Lagen die Zinsen für ein solches Darlehen mit 60 Monaten Laufzeit im Januar 2022 noch bei mittleren 3,70 Prozent, waren es zum Jahresende 2022 bereits 5,95 Prozent. Derzeit liegen sie laut FMH im Schnitt bei 7,28 Prozent für den genannten Zeitraum.

Ein Vergleich der Konditionen lohnt sich aber. Denn die Spanne der Angebote liegt aktuell zwischen 5,10 - 12,67 Prozent.

Ratenkredite im Vergleich

Bauzinsen

Die Bauzinsen haben sich seit Jahresbeginn 2022 nahezu vervierfacht. Laut FMH liegt der Durchschnittszinssatz für ein Zehn-Jahres-Darlehen bei derzeit 3,38 Prozent. Je nach Anbieter schwankten diese zwischen 3,02 und 4,20 Prozent pro Jahr.

Dabei beeinflusst die EZB-Entscheidung die Bauzinsen nur indirekt. Wichtigster Indikator sind die Zinsen für zehnjährige Bundesanleihen. Denn sie bestimmen maßgeblich die Renditen für Pfandbriefe, die wiederum von Banken für die Refinanzierung von Immobilienkrediten genutzt werden.

Max Herbst, Inhaber der FMH-Finanzberatung, vermutet aber, dass Kreditnehmer in näherer Zukunft nicht zwangsläufig weniger für Ihre Baufinanzierung bezahlen müssen. "Denn wer wissen möchte, wie sich die Bauzinsen entwickeln, sollte nicht auf den Leitzins schauen, sondern auf die Inflationsrate. Da es die Aufgabe der EZB ist, die Werthaltigkeit des Euros zu gewährleisten, werden Investoren bezüglich akzeptabler Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe genau diese mögliche Entwicklung einpreisen. Das Inflationsziel der EZB liegt bei rund zwei Prozent und dies sollte auch so langfristig gehalten werden. Also wird sich die Rendite der Bundesanleihe auch langfristig etwas über 2,25 Prozent einpendeln - knapp über dem erwarteten Inflationsziel. Wenn die Rendite der Bundesanleihe sich nicht stark verändert, werden sich auch die Renditen der Pfandrief-Einstände nicht verändern und am Ende auch nicht die Bauzinsen. Dies ist keine euphorische Aussicht bei leicht steigenden Immobilienpreisen und relativ gleichbleibenden Bauzinsen", so Herbst.

Wer vor der Entscheidung für eine längere oder kürzere Zinsbindung steht, sollte sich überlegen, welche Zinsentwicklung er erwartet. Geht man davon aus, dass die Zinsen in fünf Jahren deutlich niedriger sein werden als heute, empfiehlt sich eine kurze Laufzeit. Geht man hingegen davon aus, dass sich die Zinsen eher nach oben bewegen, wäre eine langfristige Absicherung von 20 Jahren sinnvoll. Sicherheit kostet Geld, schafft aber langfristige Gewissheit über die eigene Belastung.

Baugeldzinsen im Vergleich

Dispozinsen beim Girokonto

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Wer gerade etwas klamm ist, überzieht nicht selten sein Konto und nutzt den Dispokredit, um den Engpass zu überwinden. Was meist keine gute Idee ist, vor allem aber in Zeiten hoher Zinsen nicht. Abgesehen davon bleiben auch die Dispozinsen trotz Zinssenkung hoch, da sich die Geldinstitute am EZB-Leitzins orientieren. So liegt der Durchschnittszins eines Dispokredits derzeit laut FMH bei 12,02 Prozent. Der Zins für die Überziehung des Disporahmens beträgt demnach 13,35 Prozent. Abgesehen davon sollte Schuldnern klar sein, dass der Dispokredit zum Girokonto meist der teuerste Kredit der Bank ist. Sie sollten ihn nur ausnahmsweise und für kurze Zeit in Anspruch nehmen.

Girokonto-Vergleich

Quelle: ntv.de

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