Ratgeber

"Sladda" rollt an Was taugt das Fahrrad von Ikea?

Gepäckträger, Korb und Anhänger sind optional. Fraglich ist,  wo hier noch ein fest installiertes Licht Platz hat.

Gepäckträger, Korb und Anhänger sind optional. Fraglich ist, wo hier noch ein fest installiertes Licht Platz hat.

Durchdachtes Design und bezahlbare Preise - mit diesem Konzept ist Ikea groß geworden. Neben Einrichtungsgegenständen und Haferkeksen will der Möbelschwede demnächst auch Fahrräder verkaufen. Das vorgestellte Modell wirkt robust, eignet sich aber nicht für jeden.

Das Bett: Malm. Die Wohnzimmerlampe: Knappa. Der Kleiderschrank: Pax. Das Fahrrad: Sladda. Im August will Ikea sein Sortiment erweitern. Neben Möbeln, Haushaltsgegenständen und Köttbullar will der schwedische Konzern dann erstmals Fahrräder anbieten. Genauer gesagt: Ein Fahrrad für alle. "Sladda" kommt mit Unisex-Alurahmen in einheitlichem Grau. Wahlmöglichkeiten haben die Käufer lediglich bei der Größe, hier gibt es eine Variante mit "normalen" 28-Zoll-Laufrädern und eine mit kleineren 26-Zoll-Reifen. Über einen höhenverstellbaren Lenker lässt sich die Größe variieren.

Das Rad ohne Zubehör kostet 699 Euro, die 26-Zoll-Version ist 20 Euro günstiger. Mit Kundenkarte gibt es Rabatt, Family-Mitglieder zahlen nur 500 Euro. Das ist ungefähr der Preis, den der durchschnittliche Fahrradkäufer in Deutschland bereit ist, für sein neues Gefährt auszugeben. Ist "Sladda" sein Geld wert? Zur Qualität der verbauten Teile ist noch nichts bekannt. Sicher ist aber: Das Schwedenvelo wird sich eher an lastentauglichen und gemütlichen Hollandrädern messen lassen müssen als an schnellen Urban-Bikes oder Trekking-Allroundern. Für sportliche Einsätze oder Langstrecken ist "Sladda" definitiv der falsche Begleiter.

Pflegeleichter Riemenantrieb

Dafür soll das Ikea-Rad vor allem eins sein: robust. Das fängt schon beim Lack an. Der ist zweilagig und widerstandsfähig gegenüber Schmutz, Salz und Kratzern – Allwetterradler werden sich freuen. Erst nach etwa 15.000 Kilometern werde die erste Wartung fällig, so das Versprechen. Ob das auch für die Reifen gilt, sei dahingestellt, der Antrieb könnte tatsächlich so langlebig sein. Statt der üblichen Schaltung mit Metallkette kommt bei Sladda ein strapazierfähiger Riemenantrieb zu Einsatz. Der arbeitet geräuschlos und muss zur Freude von Putzmuffeln auch nicht regelmäßig gereinigt oder gefettet werden.

Schalthebel am Lenker sucht man vergeblich. Das System hat nur zwei Gänge und die Automatix-Nabe von Sram wechselt ab einer bestimmten Geschwindigkeit automatisch. Das ist bequem, doch durch die Beschränkung auf zwei Gänge werden es Fahrer in hügeligen Regionen natürlich schwer haben.    

Ein Feature der Automatikschaltung ist die Rücktrittbremse, ein verschleißarmes System, an dem sich allerdings die Geister scheiden. Wer sonst auf etwas sportlicheren Rädern unterwegs ist, wird sich auf jeden Fall an die fehlende Bewegungsfreiheit nach hinten hin gewöhnen müssen, gerade an Ampeln, wo man die Pedale nicht ohne Weiteres in die richtige Anfahrtsposition bringen kann. Für kraftvolle Bremsmanöver steht vorn eine mechanische Scheibenbremse zur Verfügung. Ein Pluspunkt dieser Kombination: Beide Bremsen funktionieren unabhängig vom Wetter und beide beeinträchtigen die Felgen nicht. Es besteht also keine Gefahr, dass die Laufräder irgendwann "runtergebremst" sind.

Wo ist das Licht?

Über die technische Ausstattung ist damit das meiste gesagt. Auffallend ist, dass zumindest auf den Demo-Bildern abgesehen von Reflektoren keinerlei Beleuchtungsanlage zu sehen ist. Für ein Rad dieser Bauart ist das unüblich, bei Hollandrädern oder Citybikes ist ein Nabendynamo normalerweise Standardausstattung. Hier bleibt also abzuwarten, ob Ikea noch nachbessert und das Rad an die Anforderungen der Straßenverkehrsordnung anpasst.

Der Rahmen ist, wie eingangs erwähnt, auf beide Geschlechter ausgelegt. Das abgesenkte Oberrohr bringt mehr Stabilität als ein klassischer Tiefeinsteiger. Das ergibt Sinn, schließlich ist "Sladda" auch als Lastenesel konzipiert. Die Transportmodule müssen aber einzeln dazugekauft werden. Die Gepäckträgerauflage mit Packtaschenlasche gehört offenbar nicht zur Grundausstattung, ebenso wenig wie der mit Holz ausgelegte Korb, der an der Front montiert wird.  Auch ein Anhänger ist im Programm, am Hinterrad gibt es eine entsprechende Klick-Kupplung. Die soll auch Hänger anderer Hersteller aufnehmen. "Sladda" sei "wie ein Tablet mit Apps", sagte der Designer Oskar Juhlin. Man könne "endlos Accessoires hinzufügen", um es den eigenen Ansprüchen anzupassen.

Über die Preise der Komponenten ist noch nichts bekannt. In der Komplettversion mit Gepäckträger und Licht – so man das denn selbst nachrüsten muss - dürfte der Preis ohne Kundenkarte aber kaum unter dem von vergleichbaren Rädern mit ebenfalls wartungsarmer Nabenschaltung liegen. Es kann also nicht schaden, sich auch beim einen oder anderen Fahrradhändler umzusehen, bevor ein weiteres Ikea-Stück in den Haushalt einzieht.

Quelle: ntv.de, ino

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