Sparen bei der Kfz-Versicherung Wer nicht wechselt, zahlt drauf
16.10.2014, 14:32 UhrEin Viertel aller Autofahrer hat noch nie die Kfz-Versicherung gewechselt. Jahresrechnungen werden einfach bezahlt und dann abgeheftet. Doch Trägheit kommt teuer. Oft steigen die Prämien, ohne dass Kunden das merken.
In diesen Wochen verschicken die Kfz-Versicherer die Beitragsrechnungen fürs nächste Jahr. Die Versicherten sollten sie sich genauer durchlesen. Denn auch wenn es auf den ersten Blick nicht so aussieht, können sich die Preise erhöht haben. Dann wird es Zeit, sich nach Alternativen umzusehen, denn ein günstigerer Anbieter findet sich allemal. In der Regel könnten die Versicherten locker 100 Euro billiger wegkommen, schreibt die Stiftung Warentest, die aktuelle Tarife für verschiedene Modellkundenverglichen hat. Oft seien auch noch deutlich mehr Einsparungen drin - insbesondere wenn man berücksichtigt, dass gut ein Viertel der Verischerten noch nie den Anbieter gewechselt hat.
Mit der Kfz-Versicherung machen die Versicherer kaum Gewinne, die Ausgaben sind fast so hoch wie die Beitragseinnahmen, in der Vollkaskoversicherung lagen sie im letzten Jahr sogar darüber. Schwere Sommerunwetter verhageln in diesem Jahr auch die Teilkasko-Bilanz. Die Folge ist klar, die Beiträge werden vielerorts weiter steigen. Das merken aber in erster Linie die Bestandskunden. Neukunden werden nach wie vor mit günstigen Tarifen gelockt – insbesondere wenn sie zur begehrten Zielgruppe der Autofahrer mittleren Alters gehören.
Fahranfänger zwischen 18 und 24 versuchen einige Anbieter dagegen mit besonders hohen Prämien abzuschrecken. Bei der Concordia oder der Direct Line etwa sind junge Fahrer offensichtlich weniger erwünscht. Die Statistik gibt ihnen Recht: gerade mal acht Prozent der Führerscheininhaber sind im "gefährlichen" Alter, sie verursachen aber 22 Prozent der Unfälle, hat kürzlich eine Studie der Allianz ergeben. Auch im Alter nimmt das Risiko wieder zu, deshalb versuchen manche Versicherer auch Fahrer über 70 fernzuhalten.
Günstiger Schutz für Jung und Alt
Das ist aber kein Grund, den Kopf in den Sand zu stecken. Die Warentester haben auch diverse Tarife gefunden, die gerade für ältere oder junge Fahrer besonders günstig sind. In der Haftpflichtversicherung gilt das beispielsweise für den Basis-Tarif der Europa, die DA überzeugt darüber hinaus auch beim Kaskoschutz mit preiswerten Angeboten für alle Altersklassen. Junge Fahrer kommen außerdem bei der GVV, der Huk und ihrer Online-Tochter Huk24 gut weg, auch die Admiral Direkt macht attraktive Angebote. Senioren sollten unter anderem die Angebote von Axa easy und Allsecur in Erwägung ziehen.
Auch wenn man ein Auto erst kürzlich neu bei der Versicherung angemeldet hat, kann ein erneuter Vergleich sinnvoll sein. Denn pünktlich zur Wechselsaison, die am 30. November endet, werden die Karten neu gemischt und viele Versicherer kalkulieren neu. Der Konkurrenzdruck unter den rund 80 Gesellschaften ist in den letzten Jahren nicht weniger geworden, zusätzlich drängen diverse Autohersteller auf den Markt. Neuwagenkäufer bekommen etwa bei VW schon für knapp 20 Euro im Monat ein komplettes Versicherungspaket, Toyota ködert Aygo-Käufer mit Rundum-Schutz für 10 Euro, wenn sie den Wagen auch über die hauseigene Bank finanzieren. Solche Angebote sind für Wechselkunden zwar uninteressant, heizen den Wettbewerb aber weiter an.
Prämien steigen oft unbemerkt
Wenn eine Versicherung die Prämien erhöht, merken es die Kunden oft gar nicht. Denn sofern man im letzten Jahr unfallfrei unterwegs war, bekommt man automatisch mehr Rabatt durch eine höhere Schadenfreiheitsklasse. Die Versicherung müsste also jedes Jahr billiger werden, wenn der Grundbeitrag konstant bleibt. Steigt die Grundprämie, frisst sie den Rabattvorteil wieder auf. Eigentlich müssen die Versicherer Kunden informieren, wenn sie ihre Tarife erhöhen. Meist nennen sie dafür den sogenannten "Vergleichsbeitrag", das ist die Summe, die der Kunde hätte zahlen müssen, wenn der neue Schadensfreiheitsrabatt schon im Vorjahr gegolten hätte. Ist die neue Prämie höher als der Vergleichsbeitrag, sind die Preise gestiegen.
Doch nicht alle Versicherer schlüsseln ihre Rechnungen so transparent auf. Die Direct Line verzichtet laut "Finanztest" beispielsweise gleich ganz auf die Nennung des Vergleichsbeitrags, andere Anbieter verstecken ihn im Kleingedrucken oder auf der Rückseite.
Rabatte sind nicht alles
Egal ob die Versicherung die Preise erhöht hat oder nicht: Ein Blick auf die Konkurrenz schadet nicht. Wer Tarife online vergleicht, hat zahlreiche Möglichkeiten, Rabatte herauszuholen. Lässt man das Auto beispielsweise in Vertragswerkstätten der Versicherung reparieren, bringt das bis zu 36 Prozent Ermäßigung in der Kaskoversicherung, hat das Vergleichsportal Check24 kürzlich ausgerechnet. Auch wenn die Prämie nicht in Raten, sondern als Einmalbetrag überwiesen wird, kommt man teils deutlich billiger weg. Günstiger fallen die Beiträge auch für Wenigfahrer aus, wer beispielsweise 6000 statt 12.000 Kilometer als jährliche Fahrleistung angibt, kann teils mehr als 20 Prozent sparen. Zu Schummeleien lässt man sich aber besser nicht hinreißen, im Schadensfall schaut die Versicherung nämlich genauer hin. Außerdem machen hohe Rabatte allein noch keinen günstigen Beitrag, so das Fazit von Check24.
Am Ende ist es nicht nur die Prämie, die bei einer Versicherung zählt, sondern auch das Leistungsspektrum. Ein Klassiker ist der Rabattretter, mit dem Kunden bei einem Schaden eine Höherstufung in der Schadensfreiheitsklasse vermeiden. Er ist meistens gegen Mehrpreis erhältlich. Das Gleiche gilt für die Fahrerunfallversicherung. Zum Standard gehört oft die Mallorca-Police, die bei Mietwagen im Ausland die Deckungssumme auf das in Deutschland übliche Niveau erhöht. Für Familien könnten Tarife interessant sein, über die sich auch Fahrzeuge von Partnern oder Kindern in einer günstigen Schadensfreiheitsklasse versichern lassen. In der Kaskoversicherung sollte man gegebenenfalls auf die Versicherungsgrenzen für Sonderausstattung achten und darauf, wie lange die Versicherung im Schadensfall den Neupreis ersetzt.
Quelle: ntv.de, ino