Versicherungsbetrug Wo Kunden gern mal tricksen
12.07.2011, 14:33 Uhr"Autobumser", die Unfälle verursachen, um bei der Versicherung Kasse zu machen, sind die Ausnahme. Mehr als professionelle Betrüger fürchten die Gesellschaften jene Kunden, die mit kleinen Tricks Versicherungsleistungen erschleichen. Deshalb schauen Versicherungen inzwischen auch bei Bagatellschäden genauer hin.
Auffällig: Kommt eine neue Gerätegeneration auf den Markt, steigt die Zahl beschädigt gemeldeter Altgeräte, so die Erfahrung der Versicherer.
(Foto: www.paulhahn.de)
Das Fahrrad stand im Hof – jetzt ist es weg. Dass es nicht richtig angeschlossen war, muss die Hausratversicherung ja nicht wissen. Was für die Versicherungen ein klarer Fall von Betrug ist, halten viele Deutsche für ein Kavaliersdelikt. Über 20 Prozent sind der Meinung, dass es nicht weiter schlimm sei, wenn man die Versicherung einmal mehr bezahlen lässt, als es nötig wäre. Das ergibt zumindest eine Studie zum Versicherungsbetrug, die der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) von der GfK Finanzmarktforschung erstellen ließ.
Am anfälligsten ist demnach die private Haftpflicht- und die Hausratversicherung. Vierzig Prozent der Befragten glauben, in diesen beiden Sparten eine Versicherung verhältnismäßig leicht betrügen zu können - wenngleich die große Mehrheit damit nichts zu tun haben will. Vier Prozent der Haushalte gaben jedoch offen zu, in den letzten fünf Jahren Versicherungsbetrug begangen zu haben. Weitere sieben Prozent haben zumindest in ihrem unmittelbaren Umfeld bereits von einem Betrug erfahren.
Kleine Tricks statt organisiertem Betrug
Dass Schäden absichtlich herbeigeführt werden, um bei der Versicherung Kasse zu machen, ist aber die absolute Ausnahme. Derart organisierten Versicherungsbetrug findet man etwa bei den berüchtigten "Autobumsern", die absichtlich Unfälle herbeiführen. In den meisten Betrugsfällen gibt es tatsächlich einen Schaden, nur würde den die Versicherung nicht übernehmen. Deshalb wird der Schadensverlauf anders dargestellt. Da hat man dann etwa das Smartphone nicht selbst fallen gelassen, sondern der beste Freund war es.
Eine Faustformel der Branche besagt, dass jeder Zehnte, der Geld von seiner Versicherung will, den Schaden frei erfunden oder die Summe zu hoch angesetzt hat. Letzteres räumte immerhin ein Drittel der befragten Betrüger ein.
Versicherer sehen genauer hin
Die Wahrscheinlichkeit, bei einem Betrugsversuch vom Versicherer ertappt zu werden, sei gestiegen, warnt der GdV. Seit Jahren schulten die Versicherer ihre Mitarbeiter, um Anhaltspunkte für einen betrugsverdächtigen Schaden zu erkennen. Derzeit würden insbesondere Schadenmeldungen bei Elektronikartikeln wie Laptops, Smartphones und Flachbildschirmen eingehend geprüft. Dafür schalten die Gesellschaften auch Gutachter ein.
Darauf, dass kleine Schäden einfach reguliert werden, ist heute auch kein Verlass mehr. "Gerade die kleineren Betrügereien sind in der Summe ein großes Problem für die Versichertengemeinschaft" sagt GdV-Chef Jörg von Fürstenwerth. Grenzen in der Schadenhöhe, unterhalb derer keine Plausibilitätsprüfungen zu erwarten sind, gebe es inzwischen bei vielen Versicherern nicht mehr. Auch das neue Hinweis- und Informationssystem (HIS) soll helfen, Versicherungsbetrug zu verhindern und die Risikoprüfung effizienter gestalten. Lange Zeit hat der GDV selbst Datensätze über verdächtige Versicherungsfälle gesammelt. Seit diesem Frühjahr Jahres wird die Wagnisdatei von einem unabhängigen Unternehmen betreut. Verbraucherschützer stehen der Datenbank aber dennoch skeptisch gegenüber, Thorsten Rudnik vom Bund der Versicherten (BDV) sieht das HIS immer noch als "schwarze Liste".
Quelle: ntv.de, ino