Schumacher-Team bejubelt Punkte Verstappen wütet im Albtraum und Ferrari feiert Doppelsieg
20.03.2022, 17:41 Uhr
Funkenflug.
(Foto: IMAGO/Motorsport Images)
Der Auftakt in die 73. Saison der Formel 1 hält, was die Regel-Revolution versprochen hat. Mercedes ist lange chancenlos, an der Spitze duellieren sich Ferrari und Red Bull, bis nicht nur Weltmeister Max Verstappen aufgeben muss. Mick Schumachers Haas-Team gelingt Herausragendes.
Max Verstappen steuerte seinen Red Bull verzweifelt und wütend zurück in die Garage, Lewis Hamilton gratulierte mit einem Lächeln dem Triumph-Duo in der neuen roten Sieges-Göttin. Mit einem Doppelerfolg durch Charles Leclerc und Carlos Sainz hat Ferrari für einen packenden Auftakt in die lange Formel-1-Saison gesorgt. Lautstark sangen die jubelnden Mechaniker die italienische Hymne - 910 Tage hatten sie darauf warten müssen.
"Ich bin so glücklich, die letzten zwei Jahre waren so schwer für das Team", sagte Gewinner Leclerc und genoss das ohrenbetäubende Feuerwerk über dem Nachthimmel in der Wüste von Sakhir. "Genauso sollten wir diese Saison starten. Auf Eins und Zwei, Baby! Mamma Mia!", funkte Leclerc noch aus dem Auto seinem Team.
1. Charles Leclerc (Ferrari) / 1:37:33 Stunden / 26 Punkte
2. Carlos Sainz (Ferrari) / +5,598 Sekunden / 18
3. Lewis Hamilton (Mercedes) / +9,675 / 15
4. George Russell (Mercedes) / +11,211 / 12
5. Kevin Magnussen (Haas) / +14,754 / 10
6. Valtteri Bottas (Alfa Romeo) / +16,119 / 8
7. Esteban Ocon (Alpine) / +19,423 / 6
8. Yuki Tsunoda (Alpha Tauri) / +20,386 / 4
9. Fernando Alonso (Alpine) / +22,390 / 2
10. Guanyu Zhou (Alfa Romeo) / +23,064 / 1
11. Mick Schumacher (Haas) / +32,574
12. Lance Stroll (Aston Martin) / + 45,873
13. Alex Albon (Williams) / +53,932
14. Daniel Ricciardo (McLaren) / +54,975
15. Lando Norris (McLaren) / +56,335
16. Nicholas Latifi (Williams) / +61,795
17. Nico Hülkenberg (Aston Martin) / +63,829
Ausgeschieden: Sergio Perez (Red Bull), Max Verstappen (Red Bull), Pierre Gasly (Alpha Tauri)
"Riesen-Glückwunsch an Ferrari! Ich freue mich, dass es ihnen wieder gut geht", sagte der geschlagene, aber alles andere als unglückliche Hamilton. Dritter Platz für den Rekordchampion, Vierter für seinen neuen Teamkollegen George Russell. "So schnell ändert sich die Erwartungshaltung. Letztes Jahr wären wir tief betrübt gewesen mit Platz drei und vier", sagte Mercedes-Teamchef Toto Wolff. Diesmal profitierten sie vor allem auch vom Ausfall beider Red Bull.
Verstappen klagte über Lenkprobleme und musste dann in die Garage abbiegen. Platz zwei futsch. Teamkollege Sergio Perez drehte sich kurz vor Schluss und konnte nicht weiterfahren. Platz drei futsch. Red-Bull-Berater Helmut Marko sagte anschließend, beide Autos seien vom selben Problem betroffen: "Wir haben kein Benzin mehr vom Tank zum Motor gekommen. Wir wissen noch nicht, warum. Das ist noch nie aufgetreten."
Mick Schumachers berechtige Hoffnungen auf die ersten Punkte seiner Karriere erfüllten sich letztlich nicht. Er fuhr im Haas nach einem unverschuldeten frühen Zwischenfall zunächst hinten im Feld, durch eine späte Safety-Car-Phase rutschte er auf Rang zehn, konnte die Position aber mit alten Reifen nicht halten und wurde Elfter. Dafür raste Rückkehrer Kevin Magnussen als Fünfter sensationell auf Anhieb unter die Top Ten - er profitierte dabei auch von Red-Bull-Pech: Kurz nach Verstappens Aus drehte sich Sergio Perez noch auf Rang drei liegend und konnte nicht weiterfahren. "Das ist ein Sieg für uns! Das ist ein Sieg für uns!", twitterte das Haas-Team dazu wie im Rausch. Für Schumacher ist es trotz der knapp verpassten Punktepremiere die beste Platzierung seiner Karriere.
Hamilton setzt am Start ein erstes Zeichen
Sebastian Vettel dürfte bei der Leistung des neuen Aston Martin daheim in der Schweiz ordentlich mitgelitten haben. Der viermalige Weltmeister befindet sich in Corona-Quarantäne nach einem positiven Befund. Ersatz- und Landsmann Nico Hülkenberg wurde nach knapp der Hälfte der Renndistanz überrundet, wurde am Ende 17.
98 Tage nach dem Drama-Finale mit viel Diskussionen wollte es der Weltmeister es gleich zu Beginn in Bahrain wissen. Verstappen fuhr aber nicht gleich in der ersten Kurve der langen Saison volles Risiko. An Leclerc, der mit einem Topstart die zehnte Pole seiner Karriere souverän verteidigte, kam er nicht vorbei. Dahinter sah Sainz Startrang nach nur wenigen Metern schon den silbernen Mercedes von Hamilton im Rückspiegel.
Der siebenmalige Champion holte gleich beim Erlöschen der roten Ampeln einen Platz auf und ließ Sergio Perez im zweiten Red Bull hinter sich. Nicht umsonst hatte dessen Teamchef Christian Horner unmittelbar vor dem Rennbeginn betont: "Wir dürfen Lewis hinter uns nicht abschreiben."
Auch wenn der neue Silberpfeil noch nicht weltmeisterlich abgestimmt ist, kennt Hamilton in diesem Jahr nur ein Ziel: Achter WM-Titel und das bittere Finale am 12. Dezember 2021 mit dem gefühlt beraubten WM-Triumph durch den mittlerweile abgesetzten damaligen Rennleiter Michael Masi vergessen machen. Es dürfte ein langer Weg werden in diesem Jahr. "Für uns ist eigentlich wie ein eigener Test", betonte Teamchef Toto Wolff bereits. "Schadensbegrenzung", gab Hamiltons neuer Teamkollege Russell daher vorm Start schon als Ziel aus.
Verstappen motzt schon vor dem Ausscheiden
Fix konnte sich aber auch der Neuzugang, der in der Qualifikation nur Neunter geworden war, verbessern und lag nach Hamiltons erstem Boxenstopp bereits in der zwölften Runde auf fünf - direkt vor Magnussen. Nach den starken Eindrücken bei den Testfahrten und beim Training in Bahrain bestätigte der neue Haas-Rennwagen, dass er ein Punkteauto sein kann. Dass das für Mick Schumacher nicht der Fall war, lag an einem Dreher gleich zu Beginn - unverschuldet. Von Platz zwölf aus losgefahren, wurde der von Esteban Ocon mit dessen Alpine gerammt. Dreher, Schaden am Wagen. Der 22-Jährige konnte zwar weiterfahren, fiel zunächst weiter zurück.
Vorn versuchte es Verstappen mit einem früheren Reifenwechsel als Leclerc. Er kam zwar näher dran, aber es reichte nicht, um durch den Boxenstopp die Führung zu übernehmen. Dann aber: In der 17. Runde, die Funken sprühten auf der Start- und Zielgerade unterm Red Bull, Verstappen bremste spät, zog innen an Leclerc vorbei. Der Monegasse konterte umgehend, passierte Verstappen wieder. Nächste Runde, nächster Versuch, gleicher Ablauf, die Fans bekamen gleich Action geboten. Und es ging weiter, diesmal in der 18. Runde zog er wieder vorbei, verbremste sich aber, die Reifen qualmten. Leclerc dankte.
Zwei Siege schaffte der Fahrer aus dem Fürstentum erst. 2019 war das. Einmal beim Heimrennen der Scuderia in Italien, einmal in Belgien. Rivale Verstappen versuchte es auch beim zweiten Reifenwechsel wieder mit einem früheren Stopp. Ferrari reagierte aber umgehend, holte Leclerc ebenfalls rein. Es reichte.
Verstappen motzte mit dem eigenen Team und klagte nach dem zweiten Reifenwechsel auch noch über Lenkprobleme. Dann die Safety-Car-Phase, weil der Alpha Tauri von Pierre Gasly brannte. Nach dem Skandal von Abu Dhabi wurden die Regeln überarbeitet, die Rennleitung ersetzt. Und alles ging glimpflich aus. Leclerc verteidigte erneut seine Position gegen Verstappen und fuhr den ersten Sieg für Ferrari seit dem 19. September 2019 durch seinen damaligen Teamkollegen Sebastian Vettel in einer gleich spektakulären Schlussphase ein. Leclerc war damals Zweiter geworden.
Quelle: ntv.de, tsi/dpa