Fußball

6 Dinge, gelernt am 11. Spieltag Boateng klagt, Tuchel schwärmt, VfB tönt

Wohin mit dem Ball? Jérôme Boateng scheinbar allein in Frankfurt.

Wohin mit dem Ball? Jérôme Boateng scheinbar allein in Frankfurt.

(Foto: imago/Schüler)

Der FC Bayern ist angefressen, beim FC Arsenal haben sie deshalb Angst. Die Dortmunder Borussia glänzt, allen voran Mats Hummels. Mönchengladbach tritt in der Liga auf wie ein Spitzenteam - und in Stuttgart träumen sie.

1. Der FC Bayern ist ein wenig angefressen

Ein wenig sauer waren sie beim FC Bayern ja schon nach der Nullnummer bei der Frankfurter Eintracht. Auf sich, weil sie ihre gar nicht so zahlreichen Chancen nicht genutzt hatten. Aber auch auf den Gegner, der ihnen mit seinem ultradefensiven Auftreten zum Auftakt dieses elften Spieltags der Bundesliga den Spaß am Spiel verdarb. Arjen Robben hatte sich fünf Minuten vor dem Ende der Partie dummerweise gar im Frankfurter Strafraum fallen lassen - woraufhin ihm Schiedsrichter Daniel Siebert die Gelbe Karte zeigte.

"Das liegt natürlich auch immer an uns": Philipp Lahm, oben.

"Das liegt natürlich auch immer an uns": Philipp Lahm, oben.

(Foto: imago/Eibner)

"Wir haben wie eine Handball-Mannschaft spielen müssen", sagte Nationalspieler Jérôme Boateng. "Wenn man sieht, wie Frankfurt sich hinten reingestellt hat, dann ist das natürlich kein schöner Fußballabend." Am Ende stand die Erkenntnis, dass selbst die Münchner nicht jedes Spiel gewinnen. Nach zehn Siegen in Serie war es das erste Remis in dieser Saison. Oder wie es Trainer Josep Guardiola formulierte: "Fußball ist nicht immer das, was man sich wünscht." Er wird wissen, dass das in naher Zukunft des Öfteren der Fall sein dürfte. Zum Beispiel am Mittwoch, wenn es (ab 20.45 Uhr im Liveticker bei n-tv.de) in der Champions League gegen den FC Arsenal geht. Die Mannschaft aus London hatte die Bayern vor zwei Wochen mit 2:0 besiegt - indem sie defensiv spielte, aber anders als die Frankfurter dennoch zwei Tore schoss. Münchens Kapitän Philipp Lahm zeigt sich optimistisch, dass sein Team dieses Mal gegen Arsenals geballte Abwehrkraft erfolgreicher ist: "Das liegt natürlich auch immer an uns. Wenn wir nach vorne spielen, dann muss der Gegner nach hinten arbeiten." In London befürchten sie Schlimmes. "Sie werden wütend sein", spekuliert Innenverteidiger Per Mertesacker: "Wir waren die erste Mannschaft, die sie wirklich herausgefordert und geschlagen hat. Sie werden beweisen wollen, dass sie besser sind als wir."

2. Der BVB ist zurück in der Spur

Thomas Tuchel war einfach nur begeistert. Von der Atmosphäre in Bremen, was ihm prompt eine Job-Offerte von Werders Pressesprecher einbrachte. Und von der zweiten Halbzeit seines BVB in dieser tollen Bremer Atmosphäre, die den Rückstand auf den FC Bayern auf fünf Punkte schrumpfen ließ. "Ein dickes, dickes Kompliment an meine Mannschaft", strahlte Tuchel nach dem 3:1, in dem die Dortmunder den Bremer nach der Pause absolut keine Chance gelassen hatte: "Wie wir spielen, ist alles andere als selbstverständlich", schwärmte Tuchel: "Wir strahlen den Hunger aus, immer weiter zu gewinnen." Nach einer temporären Ergebniskrise, die in München in einem Krisenergebnis kulminiert war, ist der BVB zurück in der Spur und "schaut nach oben", wie Doppeltorschütze Marco Reus sagte. "Dortmund jagt Bayern, allein das zeigt, wieviel Qualität in ihnen steckt", stellte Werders Coach Viktor Skripnik nach der vierten Bremer Heimniederlage in Folge ernüchtert fest. Den offenkundigsten Beleg für diese Qualität sahen 42.100 Zuschauern im Stadion in der 44. Minute, als BVB-Abwehrchef Mats Hummels das 2:1 von Henrikh Mkhitaryan vorbereitete - mit einer Außenristflanke. Ja, richtig, Außenristflanke! Da war nicht nur Tuchel begeistert.

Die Quiz-Elf zum 11. Spieltag
Welche Serie für Bayern-Kapitän Philipp Lahm reißt, wissen Sie bestimmt. Aber wissen Sie auch, welchen Rekord Bremen gegen den BVB aufstellt? Und ob Schalkes Leroy Sané besser knipst als einst sein Vater Souleymane? Die Quiz-Elf zum 11. Spieltag verrät es.
3. Mönchengladbach spielt wie ein Topteam

Spiel in Berlin? Kein Problem, mögen sie sich bei der Mönchengladbacher Borussia gedacht haben. Also flogen sie in die Hauptstadt, standen am Samstag um 15.30 Uhr pünktlich auf dem Rasen des Olympiastadions. Als sie ihn um 17.20 Uhr wieder verließen, hatten sie mit 4:1 gewonnen - und den aufstrebenden Herthanern im Stil einer Spitzenmannschaft einen ordentlichen Dämpfer versetzt. Für die Gladbacher war es der sechste Sieg in Folge, oder anders ausgedrückt: Seit André Schubert das Team - interimsweise, wie es immer noch heißt - von Lucien Favre übernommen hat, gab's nach zuvor fünf Niederlagen nur noch Siege. Mit diesen 18 Punkten steht die Borussia mittlerweile auf Platz fünf und ist ganz nebenbei der einzige Klub in der Liga, der in dieser Saison noch nie unentschieden gespielt hat. Bleibt die Frage, wann Schubert das "Interims" vor dem "Trainer" streichen kann. Ihm selbst ist das egal. In Berlin antwortete er auf die Frage mit einem Satz, der sich auch in Stein gemeißelt gut machen würde: "Wir sind alle Interimstrainer, ich habe nur keinen Vertrag." Ansonsten gelte: "Ich mache das, so lange ich darf." Am Dienstag geht es in der Champions League gegen Juventus Turin. "Da bin ich wohl noch dabei."

4. Schiedsrichter schießen keine Tore

Rudi Völler wütete währenddessen und danach, Schiedsrichter Manuel Gräfe entschuldigte sich demütig vor gefühlt jeder Kamera und jedem Mikrofon, Fußball-Deutschland brach eine Debatte über Videobeweise vom Zaun - und Bernd Leno behielt den Überblick. Im Bezahlfernsehen kommentierte Leverkusens Keeper das irreguläre 1:0 für Wolfsburg, das Gräfe ermöglicht hatte, erstaunlich nüchtern. Natürlich hätte der Rückstand das eigene Spiel beeinflusst, klar.

Leno verzichtete anders als Völler dennoch darauf, erneut den Stab über den Schiedsrichter zu brechen, weil der den Fehler ja auch schon selbst eingeräumt habe. Leno sagte vielmehr: "Wir sollten nicht nur auf ihn schauen, sondern auf uns. Wolfsburg hat das Tor gemacht, wir nicht. Die Chancen waren da." Was Leno damit sagen wollte: Fußball lässt sich nicht mit der "Wahren Tabelle" abbilden, wo irregulär zu- und aberkannte Tore nach Spielende einfach addiert oder abgezogen werden. Schiedsrichterfehler sind immer ärgerlich, aber selten spielentscheidend, auch Leverkusen hatte noch 60 Minuten Zeit für die Korrektur. n-tv-Experte Rainer Holzschuh erinnerte in diesem Zusammenhang an eine Anekdote mit der deutschen Schiedsrichterlegende Walter Eschweiler. Dem sagte einst ein Spieler: "Du hast heute eine schöne Scheiße zusammengepfiffen." Eschweilers Antwort: "Und Du hast eine schöne Scheiße gespielt." Leno hat das nur diplomatischer formuliert.

5. Was zählt, ist nicht nur auf'm Platz

"Die denken bestimmt bei jeder Szene: Was macht der Heidel demnächst - und treten dann über den Ball. Ich befürchte, dass es so sein wird." Mit Galgenhumor, so reagierte der Mainzer Manager Christian Heidel auf das ebenso spektakuläre wie fehlerhafte Spiel seines FSV in Augsburg. In Schwaben reichte es nur zu einem dramatischen 3:3, was nach verspielter 2:0-Führung für die Mainzer angesichts des Last-Minute-Ausgleichs sogar noch als glücklicher Punktgewinn betrachtet werden muss.

Aber auch wenn Heidel hinterher darüber witzelte: Seit öffentlich wurde, dass der FC Schalke ihn zur neuen Saison gerne als Manager verpflichten würde, haben die Mainzer kein Spiel mehr gewonnen, nicht einmal im DFB-Pokal beim zweitklassigen und da in der Liga noch sieglosen TSV 1860 München. Der Zufall will es so, dass auch Schalke durch die Managerspekulationen aus dem Tritt geraten scheint. Am Tag nach den ersten Berichten reichte es noch zu einem Last-Minute-Sieg gegen Hertha, danach folgten vier sieglose Partien in Europaliga, Bundesliga und DFB-Pokal. Das 1:1 gegen Aufsteiger FC Ingolstadt gehört zur Kategorie "schmeichelhaft". Die Gäste waren in Gelsenkirchen klar besser. Eine Kausalität zwischen Personaltheater und sportlicher Krise liegt nahe, auch wenn Heidel in Augsburg dann noch "ernsthaft" nachschob: "Wenn ich nur annähernd das Gefühl hätte, würde ich reagieren. Daran denkt doch kein Profi." Sicher?

6. In Stuttgart haben sie Oberwasser

Sieh an, der VfB: Kaum haben die Stuttgarter mit viel Mühe den SV Darmstadt 98 mit 2:0 besiegt, kaum sind sie in der Tabelle auf Platz 15, nun ja, geklettert, zeigen sie sich bereit für ganz große Taten. Am kommenden Samstag geht es zum FC Bayern - und Trainer Alexander Zorniger sagt tatsächlich: "Wir können schon auch ein paar Sachen, die München weh tun." Seinen Optimismus bezieht der Liganovize aus der Tatsache, dass seine Spieler es gegen die Lilien an Willen nicht hatten mangeln lassen. "Fußball ist keine Quantenphysik", sagte Zorniger, "Fußball ist relativ einfach und hat viel mit Bereitschaft und ganz, ganz viel mit Mentalität zu tun." Zudem ist er nach wie vor der Meinung, dass er einer ist, der das Spiel eher besser versteht und somit durchaus dem Kollegen Guardiola mit seinen Ideen ebenbürtig ist. Und er glaubt zu wissen, wo der Schlüssel zum Erfolg gegen die Bayern liegt: "Wenn gegen sie gepunktet wurde, dann, wenn Mannschaften hoch gepresst haben." Und mit dieser Taktik hatte es ja zumindest gegen Darmstadt - endlich einmal - geklappt.

Quelle: ntv.de

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