"Völlig haltlose Behauptungen" DFB weist Stimmenkauf für Heim-WM zurück
16.10.2015, 20:51 Uhr
Mit 12:11 setzte sich Deutschland bei der Vergabe der Fußball-WM 2006 gegen Südafrika durch - und feierte später ein Fußball-Sommermärchen.
(Foto: imago/Ulmer)
Durch die Bestechung mehrerer Fifa-Funktionäre soll das deutsche Bewerberkomitee im Jahr 2000 die Fußball-WM 2006 akquiriert haben. Der Deutsche Fußball-Bund weist die Vorwürfe weit von sich und beteuert: Das Sommermärchen war sauber.
Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) hat die Vorwürfe über Unregelmäßigkeiten bei der Vergabe der WM 2006 in Deutschland "entschieden zurückgewiesen". In einer Mitteilung bezeichnete der DFB die vom "Spiegel" erhobenen Vorwürfe als "völlig haltlose Behauptungen" und versicherte, es habe im Zusammenhang mit der Bewerbung für die WM 2006 beim DFB keine "schwarze Kasse" gegeben.

Das damalige WM-Organisationskomitee um Horst R. Schmidt (v.l.), Franz Beckenbauer und Wolfgang Niersbach (r.) wird schwer belastet.
(Foto: dpa)
"Ebenso deutlich weist der Verband die durch keinerlei Fakten belegten Schlussfolgerungen der Autoren zurück, es seien in diesem Kontext Stimmen für die WM-Vergabe gekauft worden", hieß es in der Mitteilung weiter: "Mit aller Konsequenz hält der DFB deshalb nochmal ausdrücklich fest, dass dementsprechend weder der DFB-Präsident noch die anderen Mitglieder des Organisationskomitees in derartige Vorgänge involviert seien oder davon Kenntnis haben konnten." Der Verband erklärte zudem, er halte sich "rechtliche Schritte gegen die Darstellung des Magazins 'Der Spiegel' vor."
"Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) tritt mit aller Entschiedenheit den völlig haltlosen Behauptungen des Nachrichtenmagazins 'Der Spiegel' entgegen, es habe im Zusammenhang mit der Bewerbung für die Fußball-Weltmeisterschaft 2006 beim DFB 'Schwarze Kassen' gegeben.
Ebenso deutlich weist der Verband die durch keinerlei Fakten belegten Schlussfolgerungen der Autoren zurück, es seien in diesem Kontext Stimmen für die WM-Vergabe gekauft worden. Mit aller Konsequenz hält der DFB deshalb nochmal ausdrücklich fest, dass dementsprechend weder der DFB-Präsident noch die anderen Mitglieder des Organisationskomitees in derartige Vorgänge involviert sein oder davon Kenntnis haben konnten.Der DFB behält sich rechtliche Schritte gegen die Darstellung des Magazins 'Der Spiegel' vor."
Der "Spiegel" hatte berichtet, dass für die Vergabe der WM mutmaßlich Bestechungsgelder im Millionenbereich geflossen sein sollen. Involviert waren angeblich auch Franz Beckenbauer als Chef des Organisationskomitees und der heutige DFB-Präsident Wolfgang Niersbach.
Schmiergeld aus der Dreyfus-Schatulle?
Es geht um insgesamt 10,3 Millionen Schweizer Franken (damals 13 Millionen Mark/heute 9,5 Millionen Euro), die der damalige Adidas-Chef Robert Louis-Dreyfus in eine "schwarze Kasse" eingezahlt haben soll - als Darlehen, um Funktionäre im Exekutivkomitee des Weltverbandes Fifa bei der Vergabe im Jahr 2000 von der deutschen Heim-WM zu überzeugen. Für die Rückzahlung von 6,7 Millionen Euro habe das WM-OK mit Beckenbauer und dem geschäftsführenden Vizepräsidenten Niersbach im Jahr 2005 den Umweg über ein Fifa-Konto gewählt.
Der DFB hatte bereits vor Bekanntwerden des "Spiegel"-Berichts in einer Mitteilung Ungereimtheiten und einer möglichen Zweckentfremdung im Zusammenhang mit einer Zahlung über 6,7 Millionen Euro an die Fifa im Jahr 2005 eingeräumt. Damit hatte der DFB aber mehr Fragen aufgeworfen als Antworten geliefert, da etwa zur angeblichen Zweckentfremdung keine näheren Angaben gemacht wurden. Einen Zusammenhang mit der WM-Vergabe hatte der DFB jedoch explizit ausgeschlossen.
Der laut "Spiegel" in die mutmaßliche Bestechungsaffäre involvierte Fußball-Weltverband Fifa kündigte an, die Vorwürfe zu prüfen. "Dies sind sehr schwere Beschuldigungen", teilte die Fifa mit. Dies werde nun im Zuge der laufenden unabhängigen internen Ermittlungen untersucht, hieß es vom Weltverband.

Quelle: ntv.de, cwo/dpa