Fußball

Die Lehren des siebten Spieltags Der FC Bayern brachte Hoeneß aus der Spur

Es ist zum Haare, ähm Glatze raufen ...

Es ist zum Haare, ähm Glatze raufen ...

(Foto: imago images/Pressefoto Baumann)

Beim Liga-Gipfel der Fußball-Bundesliga zwischen dem BVB und dem FC Bayern ist alles wie immer - und doch ganz anders. Der Tabellenführer funkt gleichzeitig noch bei einem anderen Team dazwischen, nämlich der TSG Hoffenheim. Und Herthas Coach Labbadia macht am 7. Spieltag endlich die 100 voll.

Zoff und Nationalspieler beim VfL Wolfsburg

Noch ungeschlagen in der Liga. Gegen die TSG Hoffenheim gab es den zweiten Sieg - wenn es auch ein glücklicher war, es hätte auch das sechste Unentschieden werden können. Doch Munas Dabbur verschoss den Hoffenheim-Elfmeter in der Nachspielzeit und so gab es einen 2:1-Sieg und drei Punkte für die Wolfsburger. Fünf Unentschieden, dazu keine Pleite - das macht Platz sechs für den VfL Wolfsburg. Die Europa League wäre drin. Doch die Stimmung in der Autostadt ist getrübt. Trainer Oliver Glasner und Sport-Geschäftsführer Jörg Schmadtke sind sich uneins über die Transferpolitik des Klubs - in aller Öffentlichkeit. Immerhin: "Wir werden jetzt die Länderspielpause nutzen, um uns zusammenzusetzen und nochmals zu unterhalten", so Glasner.

Doch was ist eigentlich dran am Lamento des Trainers? "Wir haben unser Transferziel in der Offensive nicht erreicht", sagte er, es fehle eine weitere Verpflichtung "mit Tempo und Tiefgang". Geholt hatte Wolfsburg im Sommer Bartosz Bialek und Maximilian Philipp. Der Pole konnte sich noch gar nicht durchsetzen, spielte nur eine Minute gegen Hertha BSC. Philipp ist nur von Dynamo Moskau ausgeliehen, mischte seit seiner Muskelverletzung immerhin in den vergangenen drei Spielen mit und bereitete zwei der bislang sieben Saisontreffer vor. Von denen übrigens allein Wout Weghorst drei schoss, während Daniel Ginczek verletzt ist - mal wieder, muss man sagen, denn seit 2014 verpasste er für seine verschiedenen Klubs 97 Partien.

Nur sieben Tore also, nur der FC Schalke (5) und Arminia Bielefeld (4) haben weniger getroffen. Dass die Wolfsburger diesen beiden Klubs dennoch weit enteilt sind, liegt an den nur fünf Gegentreffern, die sie bislang kassierten. Koen Casteels ist seit Jahren ein überaus zuverlässiger Rückhalt, Innenverteidiger John Anthony Brooks ist ein Bollwerk mit heftigen Aussetzern wie gegen die TSG, als er in der 87. Minute den Anschlusstreffer zulässt. Und dann gibt es ja noch den 10-Millionen-Transfer Ridle Baku. Der rechte Verteidiger hat in Niedersachsen voll eingeschlagen: Von sieben Spielen war er sechsmal über 90 Minuten dabei, schoss ein Tor und bereitete eines vor. Der Dank: Bundestrainer Joachim Löw nominiert den 22-Jährigen für das DFB-Team nach, nachdem Joshua Kimmich, Marcel Halstenberg und Thilo Kehrer ausfallen.

Der Hoeneß-Effekt schwindet

Was gab es für eine Aufregung zu Beginn der Saison: Ein Hoeneß bei der TSG Hoffenheim! Und dann startete das Team auch noch aufregend in die Liga, gleich am zweiten Spieltag gab es das Hoeneß-Duell mit dem Ex-Klub des Trainers, dem FC Bayern - und den schickte man mit einer 1:4-Klatsche zurück in den Süden. Wahnsinn! Wahnsinn auch, was seitdem passiert. Nur noch einen Punkt holten die Kraichgauer (gegen Werder Bremen), auch in der Europa League läuft es nicht rund. Das Urteil: Der FC Bayern brachte Hoeneß aus der Spur, das Aufeinandertreffen mit seinem alten Klub bekam dem Team nicht. Hoch geflogen, tief gefallen.

Zur ganzen Wahrheit gehört allerdings auch das, was Hoeneß selbst sagt: "Ich denke, dass das ein Zufall ist. Es wäre zu einfach, zu sagen, dass nach einem Sieg gegen Bayern München automatisch eine schlechte Phase folgt. Da haben wir andere Gründe ausgemacht. Wir haben zum Beispiel einige Verletzte und viele Spiele. Das soll aber kein Lamentieren sein, sondern lediglich eine Feststellung." Richtig allerdings: Die Mannschaft ist vom Verletzungspech und der Corona-Krise gebeutelt. Andrej Kramaric begeisterte in den ersten drei Spielen mit sechs Toren - und kehrte dann mit der Corona-Infektion von der kroatischen Länderspiel-Reise zurück. Allein gegen Wolfsburg fehlten an diesem Wochenende neun Spieler. Und so reicht es auch mit einem Hoeneß an der Seitenlinie derzeit nur zu Platz 13 in der Liga.

Schalkes Sieg-Debüt hält nicht nach

4:1! Der FC Schalke hat mal gewonnen! Nur gegen den 1. FC Schweinfurt 05 im DFB-Pokal allerdings - an der brisanten Liga-Situation ändert das nichts. Und der Erfolg hatte auch keine merklichen Auswirkungen auf das Selbstbewusstsein oder auch nur das Glück der Königsblauen. Seit 23 Spielen wartet der Klub nun auf einen Sieg in der Liga, beim Desastrico des Vorletzten gegen den Letzten reichte es wieder nur zu einem 2:2-Unentschieden. Wo kein Glück, da gesellt sich gern Pech dazu - reales oder gefühltes. Und so hatte Sportvorstand Jochen Schneider nach der Partie die Schuld am Anhalten der miesen Serie woanders ausgemacht: "Wir fühlen uns sehr schlecht behandelt und benachteiligt." Gemeint war der Schiedsrichter, der den Mainzern gleich zwei Foulelfmeter zugesprochen und den Schalkern einen Treffer nach VAR-Beratung aberkannt hatte. Auch Trainer Manuel Baum stieg in die Tirade mit ein: "Den zweiten Elfmeter darfst du einfach nicht geben", polterte der Coach: "Wenn man das nicht sieht, dann ist das - ich muss jetzt aufpassen, dass ich nichts Falsches sage - ungeheuerlich." Die Auflösung gibt's übrigens bei "Collinas Erben".

Bei allem Verständnis dafür, einen externen Schuldigen finden zu wollen: Schalke spielt einfach nicht gut genug für Siege. Auch Baum lenkte ein, dass man sich "nicht in Opferrollen verlieren" dürfe. Und verbreitet deswegen Optimismus: Das Kellerduell sei ein "größerer Schritt nach vorn" gewesen. Nun ja … auf jeden Fall in Richtung Tasmania-Rekord. Nur noch acht sieglose Spiele trennen die Schalker vom Katastrophen-Team der Saison 1965/66. Aber diesen Schritt wird Baum wohl kaum gemeint haben.

Labbadia hat endlich sein Jubiläum

"Die Mannschaft hat diesen Sieg gebraucht." Da kommt voll der Trainer durch bei Bruno Labbadia. Er freut sich mit seiner Hertha aus Berlin, hätte doch aber auch sich selbst feiern können. Das deutliche 3:0 beim FC Augsburg war sein 100. Sieg in der Bundesliga. Für den Coach nicht mehr als "eine Randnotiz". Dabei ist das eine durchaus beeindruckende Zahl - für die er 261 Spiele brauchte, was eine bessere Quote ist, als so mancher Stürmer bei seinen Toren aufweisen kann. Nur sechs Kollegen sind dem illustren 100er-Kreis bereits beigetreten, darunter Legenden wie Jupp Heynckes, Thomas Schaaf und Felix Magath.

Die vor Stolz geschwellte Brust rührte bei Labbadia aber vielmehr von der Leistung seines Teams her: Die "Art und Weise" wie die Berliner ihren zweiten Saisonsieg schafften, überzeugte den Coach. Nach fünf sieglosen Partien - die wie etwa gegen Leipzig und Wolfsburg nicht so schlecht waren wie die Punkteausbeute widerspiegelt - ließ man den Augsburgern zu keinem Zeitpunkt eine Chance. Es war das erste Zu-Null-Spiel dieser Saison. "Das tut unfassbar gut nach dieser Durststrecke", sagte Keeper Alexander Schwolow. Matheus Cunha - Elfmeterschütze und Vorbereiter - freute sich: "Wir haben als Team viel investiert und uns auf dem Feld gegenseitig geholfen. Das war wichtig." Endlich einmal kommt die Mannschaft den hochtrabenden Plänen von Hertha BSC nahe. Riesen-Investition in den Kader, das Ziel Europa - Labbadia hat auch nach seinem 100. Sieg noch viel zu tun. Eine Herausforderung ist etwa, dass nach der Länderspielpause ausgerechnet Borussia Dortmund im Berliner Olympiastadion aufläuft.

Was gibt es Wichtiges zum Liga-Gipfel?

Auf dieses Duell ist einfach Verlass. Wenn der FC Bayern auf Borussia Dortmund trifft, wird es hochklassig. Und am Ende gewinnen meist die Münchner. So auch diesmal - 3:2, die Punkte reisten mit nach Bayern. Doch da reiste auch ein Verletzter mit. Joshua Kimmich erlitt einen Meniskusanriss, wurde in der Nacht zu Montag bereits operiert und fällt jetzt erstmal aus. Was jetzt noch bleibt? Das können Sie hier nachlesen:

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Max Kruse trifft historisch

Wir schreiben es nicht häufig: Max Kruse ist der Spieler des Spieltags, der Stürmer von Union Berlin. Der, der so gern wegen platzferner Eskapaden auffällt: Poker-Turniere, vergessene Euros im Taxi, Partyaufruf zu Corona-Zeiten. Aber nun hat der 32-Jährige es verdient, sogar historisch verdient. Sein Strafstoß beim 5:0-Kantersieg gegen Aufsteiger Arminia Bielefeld verleiht ihm dieses Prädikat. Es war der 16. Elfmeter hintereinander, den er verwandelte. Damit zog er mit Jochen Abel gleich, dem Torjäger des Vfl Bochum, der das vor 37 Jahren ebenfalls schaffte. Aber wissen Sie was, sehen Sie doch selbst:

Quelle: ntv.de

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