Fußball

6 Dinge, gelernt am 9. Spieltag FC Bayern muffelt, Skripnik findet's "scheiße"

Sehen so Rekord-Bejubler aus? Die Bayern feierten den Startrekord eher zurückhaltend.

Sehen so Rekord-Bejubler aus? Die Bayern feierten den Startrekord eher zurückhaltend.

(Foto: imago/MIS)

Bislang war Viktor Skripnik stets der "liebe Onkel", doch es hat sich ausgegutmenscht. Die Bayern feiern den nächsten Rekord, freuen sich aber mehr über drei Punkte und Marco Reus therapiert sich halberfolgreich.

1. Die Bayern bereiten das ganz große Ding vor

Sie werden es schon wissen, schreiben müssen wir es trotzdem: Der FC Bayern München hat am 9. Spieltag der Fußball-Bundesliga mit dem 1:0-Erfolg bei Werder Bremen einen neuen Rekord aufgestellt. Aus den ersten neun Spielen holte das Team von Trainer Josep Guardiola 27 Punkte, bedeutet neun Siege. Diese makellose Bilanz gab's zu Beginn einer Saison noch nie. So, Pflichtaufgabe erfüllt. Text zu Ende. Widmen wir uns den Dingen, die am 9. Spieltag wirklich wichtig waren… Eins allerdings noch: Bevor jetzt Kritik kommt, wir würden Rekorde nicht wertschätzen, müssen wir Einspruch erheben. Wir behandeln das historische Ereignis genauso euphorisch wie der vorletzte, letzte und nächste Deutsche Meister - nämlich gar nicht. Sie wollen Beweise? Bekommen Sie! Der bajuwarische Lausbub Thomas Müller erklärte: "Die drei Punkte gibt es mit oder ohne Rekord. Aber es ist eine schöne Nebengeschichte. Das muss man erstmal nachmachen." Gleichermaßen berauscht vom nächsten Rekord bekannte Lausbub Philipp Lahm: "Wir haben erst den 9. Spieltag, es ist noch ein langer Weg zu gehen." Und Matthias Sammer, der kratzte all seine positive Energie zusammen und mahnte: "Mir bedeuten die Punkte mehr."

Was ist denn mit den Bayern los? Keine Lust mehr auf Rekorde? Übersättigt vom eigenen Erfolg? Mitnichten. Die Bayern bereiten emotional nämlich schon das ganz große Ding vor: Am kommenden Samstag feiern sie gegen den 1. FC Köln den 1000. Sieg in der Bundesliga - kein Wunder also, dass so ein läppscher Startrekord da nur ganz dezent abgearbeitet wird.

2. Die Fußball-Wutrede lebt

Ein paarmal "Arsch", dazu "Scheiße", böse Blicke und ganz viel Zorn in der Stimme: Fertig war die Wutrede von Bremens Coach Viktor Skripnik am Samstagnachmittag. Die kurze Tirade war das Aufsehenerregendste, was die Bremer in den letzten Wochen in Sachen Fußball zustande gebracht habe. Und sie war der Beweis, dass die Fußball-Wutrede a la Trapattoni und Völler immer weiterlebt, weil Fußballtrainer eben auch nur Vulkane sind, die ab und an ausbrechen.

Werder-Manager Thomas Eichin beorderte Skripnik zwar zum Rapport, nahm ihn aber vor allem in Schutz: "Er muss cool bleiben. Das verlange ich von ihm als Bundesliga-Trainer." Den von Skripnik selbst ins Spiel gebrachten Abschied vom Bremer Trainerposten schloss Eichin trotz der fünften Niederlage in Folge aus: "Wir wollen mit diesem Trainerteam in die Zukunft gehen." Optimistisch dürfte die Bremer stimmen, dass sie sich nicht nur verbal kämpferisch zeigten, sondern auch auf dem Platz. Das 0:1 gegen den FC Bayern war eines der besten Spiele seit langem. Da darf man auch mal wütend werden.

3. Reus ist wichtiger als Rekorde

Besser lässt sich Erlösung fotografisch nicht festhalten: Marco Reus trifft endlich wieder.

Besser lässt sich Erlösung fotografisch nicht festhalten: Marco Reus trifft endlich wieder.

(Foto: imago/Team 2)

Seit der Batman-und Robin-Show von Pierre-Emerick Aubameyang und Marco Reus beim letzten Derbysieg gegen den FC Schalke hat Fußball-Deutschland die Ahnung: Die beiden BVB-Profis können ganz gut miteinander. Wie gut, zeigte sich am 9. Spieltag im Dortmunder Auswärtsspiel in Mainz. 50 Sekunden waren in der 2. Halbzeit gespielt, als es Elfmeter für die Dortmunder gab. Beim Stand für 1:0 für die Borussia die Chance, für die Vorentscheidung zu sorgen – natürlich durch Aubameyang. Der Gabuner hatte das in der Ligageschichte einmalige Kunststück fertiggebracht, an den ersten acht Spieltagen mindestens ein Tor zu erzielen. Mit einem weiteren Treffer hätte er saisonübergreifend im elften Bundesliga-Spiel in Folge getroffen und damit einen weiteren Rekord aufgestellt, als etatmäßiger BVB-Elferschütze schien die Torbestmarke nur Formsache. Zum Strafstoß an trat aber Marco Reus, der an den ersten acht Spieltagen entweder verletzt gewesen oder im BVB-Erfolgsrausch unter Thomas Tuchel gefremdelt hatte. Und dem Aubameyang im kollektiven Dortmunder Bemühen um ein Erfolgserlebnis für Reus in der 18. Minute bereits das 1:0 aufgelegt hatte. Reus verschoss, Aubameyang blieb ohne Torrekord. Aber Dortmund gewann.

4. Klose ist immer noch einmalig

28. September 2012, Serie A: Miroslav Klose trifft für Lazio Rom zum 1:0 gegen den SSC Neapel – per Hand, was er dem Schiedsrichter auch anzeigt. Der hatte Kloses Tor bereits gegeben. Der Treffer wird annulliert, am Ende verliert Lazio mit 0:3.

18. Oktober 2015, Bundesliga: Leon Andreasen trifft für Hannover 96 zum 1:0 gegen den 1. FC Köln – per Hand, was er dem Schiedsrichter aber nicht anzeigt. Der hat Andreasens Tor bereits gegeben, der Treffer zählt. Am Ende gewinnt Hannover 1:0 und Schiedsrichter Bastian Dankert knirscht in Mikrofone und Kameras: "Nach dem Studium der Bilder kann man eigentlich nur sagen, dass es auf diesem Niveau nicht passieren darf, so einen Fehler zu machen." Dass es für Dankerts Fehler gute Gründe gab, wie unsere Schiedsrichterkolumnisten "Collinas Erben" erklären, wird den kaum trösten. Dass Andreasen die Unsportlichkeit selbst anzeigt, bleibt eine Wunschvorstellung. Miroslav Klose ist halt immer noch einmalig.

5. Entspannungszonen gibt's beim FC Schalke 04 nicht

In Gelsenkirchen gibt es eine große Sauna- und Solelandschaft im Gesundheitspark Nienhausen. Eine schöne Gelegenheit den Stress mal hinter sich zu lassen. Ob mitunter auch Verantwortliche des FC Schalke 04 die Badeeinrichtung besuchen, wissen wir nicht. Der Verdacht liegt aber nahe, dass dem nicht so ist. Warum? Weil der Schalker an sich offenbar mit Ruhe und Entspannung nichts anfangen kann. Ein Beispiel: Sportlich läuft's bei den Königsblauen in dieser Saison richtig dufte. Sportdirektor Horst Heldt hat mit Trainer André Breitenreiter eine sehr gute Entscheidung getroffen - nach eigenen schlechten zuvor. Auch die Transfers des Sommers sind so schlecht nicht. Vor allem Johannes Geis macht das bisher richtig gut. Und selbst die Idee die eigene Jugend noch mehr zu stärken, funktioniert bislang bestens. Also, ab in die Sauna? Nö! Schalke macht ein anderes Fass und sägt - wenn man diesem Bericht der WAZ glauben mag - Horst Heldt ab. Ziemlich eigenartig diese Entscheidung, wo der Sportdirektor im Sommer doch noch angezählt wurde und seitdem so erfolgreich arbeitet, wie selten zuvor auf Schalke. Sein Nachfolger soll mehreren Berichten zufolge Christian Heidel vom FSV Mainz 05 werden - ob er gerne in die Sauna geht?

6. Augsburg, Adieu? Nö!

Nein. Ist doch alles gar nicht so schlimm! Hat sich ja schließlich auch angekündigt, der Absturz auf Platz 18: "Es war klar, dass mal eine schlechte Phase kommt", sagt Augsburgs Kapitän Paul Verhaegh noch entspannt. Kann er ja auch sein, denn es ist ja nur eine Phase, wie Teamkollege Daniel Maier erklärt: "Wir kommen da wieder raus." Also, nix mit adieu Augsburg! Der FCA spielt jetzt seine fünfte Saison im Oberhaus. Und es kommt noch eine sechste, siebte, achte… hinzu. Nur, das müssen wir an dieser Stelle einschränken, passiert das nicht, wenn sich der Klub weiter so durch die Liga dilettiert, wie der Klub am Samstag bei der 0:2-Heimniederlage gegen Darmstadt. Hinten anfällig, in der Mitte unkreativ, vorne harmlos und an der Seitenlinie ratlos. So richtig gute Argumente sind das weder für den Klassenerhalt, noch für die Arbeitsplatzsicherheit von Coach Markus Weinzierl. Doch der steht trotz Absturz auf Platz 18 nicht zur Diskussion und geht in die Tiefenanalyse: "Wir haben unheimliche Probleme gegen tief stehende Gegner." Was tun? Eine gute Idee hat Manager Stefan Reuter: "Entscheidend ist, dass du geschlossen bleibst, dass du dir ein gutes Gefühl gibst. Es wird jetzt eine Willenssache." Und das mit der Willenssache, das hat ein Klub in dieser Saison besonders gut raus: der SV Darmstadt.

Quelle: ntv.de

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