Fußball

Die 13 Pechvögel der DFB-Elf Für diese Weltmeister läuft's nicht rund

Jubel, Trubel, Heiterkeit: Die deutschen Fußballer feiern in Rio.

Jubel, Trubel, Heiterkeit: Die deutschen Fußballer feiern in Rio.

(Foto: imago/AFLOSPORT)

Der Weltmeistertitel von Rio ist ein Triumph für die Ewigkeit. Doch nicht für alle deutschen Fußball-Nationalspieler geht es so gut weiter. Im Gegenteil: Viele kämpfen mit Problemen. Das gilt vor allem für die Fraktion der Dortmunder Borussia.

Gemeinsam erklimmen sie im Sommer 2014 den Fußball-Thron. Weltmeister in Brasilien, ein Erfolg für die Ewigkeit. Einige der 23 Kicker im DFB-Kader tragen mehr zum vierten Stern bei, andere weniger. Doch sie alle kehrten als WM-Helden zurück in die Heimat. Fünf Monate später werden einige von Joachim Löws Spielern wohl dennoch nicht nur mit einem Grinsen vor dem Weihnachtsbaum sitzen. Denn seit der glorreichen Zeit in Südamerika ist einiges passiert. Und für viele von ihnen bedeutet dies - ob wegen schwacher Leistungen, Verletzungspech oder einer Mischung aus beidem - nichts Gutes.

Miroslav Klose (Lazio Rom)

Eher selten am Ball: Miroslav Klose.

Eher selten am Ball: Miroslav Klose.

(Foto: imago/Insidefoto)

Fangen wir mit Miroslav Klose an, bei dem sich alle sicher waren: Den WM-Rekordtorjäger haut zum Ende seiner großen Karriere und nach seinem Rücktritt aus der DFB-Elf so schnell nichts mehr um. Das Fußballrad drehte sich aber auch für ihn weiter und der Alltag bedeutet für den 36-Jährigen meist die Ersatzbank bei Lazio Rom. Na, sei’s drum will man ihm angesichts der vielen Erfolge und des fortgeschrittenen Fußballer-Alters zurufen. Doch damit gibt sich Klose nicht zufrieden: Er fühle sich gesund und fit, da habe er andere Ansprüche, ließ der Angreifer wissen. Sein Arbeitspapier läuft im Sommer mit beidseitiger Option auf eine Verlängerung aus. Klose zieht aber auch einen Wechsel in der Winter-Transferperiode in Erwägung, will das Gespräch mit seinen Chefs suchen. Es sollen bitteschön schon mehr als die 395 Serie-A-Minuten sein, die er bislang in dieser Saison auf dem Platz sein Weltmeister-Können unter Beweis stellen durfte.

Matthias Ginter (Borussia Dortmund)

Sicherlich andere Ansprüche hatte Matthias Ginter, als er hochmotiviert und ohne eine WM-Minute gespielt zu haben im August seinen Dienst bei Borussia Dortmund antrat. Da ahnte natürlich noch niemand beim BVB, welch' Krise dem Klub in der Liga bevorsteht. Ginter war frisch, gefragt und kam nach einer starken Saison beim SC Freiburg ins Ruhrgebiet. Weil Nationalelfkollege und Abwehrchef Mats Hummels lange ausfiel, durfte sich Ginter schon früh bei seinem neuen Arbeitgeber zu beweisen. Oder besser: Er musste. Nach 13 Spieltagen bleibt festzuhalten: Bislang konnte sich Trainer Jürgen Klopp nicht auf den 20 Jahre alten Innenverteidiger verlassen. Ginters schlampige Zweikampfführung, schwache Spieleröffnung und ungewohnten Konzentrationsfehler kosteten dem BVB den ein oder anderen Punkt.

Erik Durm (Borussia Dortmund)

Nicht ganz so schlecht präsentierte sich der ebenfalls ohne WM-Minuten zurückgekehrte Erik Durm beim BVB. Der 22-Jährige behielt im Duell mit Marcel Schmelzer seinen Stammplatz auf der Linksverteidigerposition, darf sich aber trotzdem als Verlierer zählen. Kann bislang nicht an seine Leistungen anknüpfen, die ihn im Schnelldurchgang zur Länderspiel-Premiere Anfang Juni gegen Kamerun verhalfen und in den WM-Kader spulten. Hat mit fehlender Konstanz zu kämpfen. Nach vorne oft aktiv, finden seine Flanken aber viel zu selten einen Mitspieler. Hinten gelang es Durm nicht, der Abwehr der Dortmunder Stabilität zu verleihen.

Roman Weidenfeller (Borussia Dortmund)

Mit sich selbst beschäftigt: Roman Weidenfeller.

Mit sich selbst beschäftigt: Roman Weidenfeller.

(Foto: REUTERS)

Seine große Erfahrung und Klasseleistungen auch auf internationalem Parkett gaben den Ausschlag dafür, dass Löw nicht mehr am Dortmunder Torwart als Nummer 2 hinter Manuel Neuer vorbeikam. Im Gegensatz zu den meisten seiner Kollegen leistete sich Weidenfeller in den vergangenen Jahren kaum einen Patzer - und schon gar nicht einen spielentscheidenden. Genau diese Qualität ist dem 34-Jährigen abhanden gekommen. Sein Kontrakt läuft im Juni 2016 aus, immer häufiger wird über seinen Nachfolger spekuliert. Beim Bundesligaspiel in Köln ließ er im Verbund mit seiner Abwehr eine harmlose Hereingabe durch, Hiroshi Kiyotakes Freistoß bei der Pleite gegen Hannover hätte er wohl an guten Tagen gehalten. Und nun patzte Weidenfeller mit Ginter auch in Frankfurt. Er kann derzeit wenig Einfluss auf seine Vorderleute nehmen, weil er mit sich selbst zu kämpfen hat.

Kevin Großkreutz (Borussia Dortmund)

Neben seinen Vereinskollegen Ginter und Durm der einzige DFB-Feldspieler ohne Spielminuten in Brasilien. Startete trotzdem mit viel Aufwind in die Saison. Zum Auftakt gegen Leverkusen noch mit einem Kurzeinsatz, zeigte die Dortmunder Allzweckwaffe in Augsburg und vor allem gegen Freiburg solide Leistungen. Baute allerdings im Anschluss rapide ab. Ungewohnte Fitnessdefizite beim BVB-Urgestein warfen ihn mehr und mehr aus der Bahn. Erst wechselte Klopp Großkreutz regelmäßig aus, ab Spieltag 10 fand sich der 26-Jährige meist auf der Reservebank wieder. Fraglich auch, ob Löw noch einmal auf den Profi setzen wird. Schon vor der WM leistete sich Großkreutz Aussetzer, als er mal mit einem Dönerwurf in Köln, mal pinkelnd in einer Hotellobby auf sich aufmerksam machte.

Lukas Podolski (FC Arsenal)

Kaum vergeht ein Tag, an dem Lukas Podolski die Öffentlichkeit nicht an seiner Unzufriedenheit mit der Reservistenrolle beim FC Arsenal teilhaben lässt. Ein Wechsel im Winter scheint beschlossene Sache, wobei sich Trainer Arsene Wenger stets ein Hintertürchen bei seinem Weltmeister offen hält. Weil sich Poldolski in den vergangenen Jahren mit starken Leistungen vor allem in der Nationalelf verdient gemacht hat, wird häufig in der Nachbetrachtung des WM-Turniers vergessen: Schon beim ganz großen Wurf im Sommer spielte der Ur-Kölner keine erhebliche Rolle. Deutlich wurden die Aussagen Löws zu seiner Nummer 10 aber erst rund um die EM-Qualifikationsspiele im Herbst: Podolski muss sich schleunigst einen Klub suchen, bei dem er regelmäßig spielen und dem Bundestrainer zeigen kann, dass er trotz der großen Konkurrenz auf den Außenpositionen im DFB-Team nicht auf die Qualitäten des gebürtigen Polen verzichten kann.

Andre Schürrle (FC Chelsea)

Reservist: André Schürrle.

Reservist: André Schürrle.

(Foto: imago/Team 2)

Vielversprechend verlief Andre Schürrles erste Saison beim FC Chelsea vor der WM. Zwar schwankte der Ex-Leverkusener häufig zwischen Startelf und Auswechselbank. Doch Schürrle nahm die Herausforderung an, legte physisch zu und erzielte für die Blues einige wichtige Tore in Premier League und der Königsklasse. Ähnlich könnte man die Rolle von Löws Einwechselspieler Nummer 1 in Brasilien beschreiben. Immer, wenn er hereinkam, machte der 24-Jährige Druck über seiner Seite und beschäftigte die gegnerischen Abwehrreihen. Mal abgesehen von der überragenden Vorarbeit zum Finaltor durch Mario Götze. Seit seiner Rückkehr auf die Insel ist es aber ruhig um Schürrle geworden. Der Weltmeister kann sich bei Trainer José Mourinho für seinen Status nichts kaufen und steht im direkten Vergleich mit Spielern wie Willian, Oscar und Eden Hazard hinten an. Jüngst hatte Mourinho Schürrle im League Cup beim Viertligisten Shrewsbury Town von Beginn an rangelassen. Nach der Partie kritisierte er, Schürrle und die anderen Reservisten hätten nichts dafür getan, um mehr Spielanteile zu bekommen. Schürrle wird sich an der Stamford Bridge strecken müssen, um bei "The Special One" nicht in Ungnade zu fallen. Trotz des großen Potenzials, das er zweifelsohne besitzt.

Mesut Özil (FC Arsenal)

Einige Weltmeister vom Verletzungspech verfolgt. Einige der Weltmeister-Abstürze sind aber nicht nur auf schwache Leistungen, sondern auch auf Verletzungen zurückzuführen. Bei Mesut Özil treffen beiden Aspekte zu. Während der Mittelfeldregisseur nach dem Triumph von Maracanã bis zum 7. Spieltag auf der Insel noch für Arsenal auf dem Platz stand, stoppte ihn danach ein Außenbandanriss im Knie. Was Özil allerdings vor dem Ausfall fabrizierte, war eines Weltmeisters unwürdig. Das Spiel der Gunners, das eigentlich über den 50-Mio.-Mann gehen soll, lief meist am 26-Jährigen vorbei. Dass Arsenal in der Liga nur eines von sechs Spielen mit Özils Beteiligung gewann, ist kein Zufall. Er soll zum Anfang des nächsten Jahres wieder ins Training einsteigen.

Sami Khedira (Real Madrid)

Wieder verletzt: Sami Khedira.

Wieder verletzt: Sami Khedira.

(Foto: imago/Action Plus)

Erst zeichnete sich nach dem WM-Sommer eine Trennung Sami Khediras von Real Madrid ab. Fast täglich wurde der Deutsch-Tunesier mit anderen Top-Klubs in Verbindung gebracht. Angeblich war für den Leitwolf in Löws Team nach dem Wechsel von Toni Kroos zu Real kein Platz mehr in Madrid. Am Ende blieb er doch und fehlte trotzdem in nahezu jedem Real-Spiel. Ein Muskelbündelriss hielt Khedira von Einsätzen im Trikot der Königlichen ab. Aber auch seitdem er wieder gesund ist, kam Khedira in sechs Spielen nur auf 17 Spielminuten - und das, obwohl Mittelfeldkonkurrent Luca Modric verletzt fehlt. Bei Löw auch nach der WM als Mitglied des neuen Mannschaftsrats eine feste Größe. Das Thema eines Abschieds aus Madrid könnte im Winter wieder präsent werden. Erst aber einmal ist Khedira wieder verletzt. Im Pokalspiel gegen den spanischen Drittligisten UE Cornella eine zog er sich eine Gehirnerschütterung zu.

Julian Draxler (Schalke 04)

Julian Draxler geht es ähnlich wie Özil. Anfangs der Saison ebenfalls mit Problemen, sich wieder in den Alltag einzufinden, konnte der Hoffnungsträger nur wenige Akzente in der Schalker Offensive setzen. Zuletzt wegen eines Sehnenrisses außer Gefecht gesetzt und schmerzlich vermisst. Wird auf Schalke zur Vorbereitung auf die Rückrunde zurückerwartet.

Mats Hummels (Borussia Dortmund)

Die Vorzeichen standen gut, dass es seine Saison werden würde. Mats Hummels schlug als einer der besten Abwehrspieler in Brasilien wieder in Dortmund auf, wurde zu Sebastian Kehls Nachfolger als Kapitän der Schwarz-Gelben gewählt und strotzte nur so vor Selbstbewusstsein. Knieprobleme und ein Beckenschiefstand hinderten den 25-Jährigen aber daran, seinem Team an den ersten Spieltagen zu helfen. Als Hummels erstmals wieder in der Startelf stand, verlor der BVB prompt das Derby auf Schalke. Die Krise nahm seinen Lauf und der Innenverteidiger beschäftige sich mehr mit sich selbst, als mit allem anderen um sich herum. Zu allem Überfluss musste sich Hummels zuletzt die BVB-Pleiten mit einer Bänderdehnung wieder von der Tribüne aus anschauen. Laut Klopp kann Hummels jetzt wieder "schmerzfrei in Fußballschuhen laufen". Sein Comeback steht bevor, wahrscheinlich schon an diesem Freitag gegen die TSG Hoffenheim.

Bastian Schweinsteiger (FC Bayern)

Sorgen um seinen Klub muss sich Bastian Schweinsteiger nicht machen. Der FC Bayern dominiert die Liga auch ohne seinen verletzten Mittelfeldchef. Der neue DFB-Kapitän kann die Monate nach dem Spiel seines Lebens im WM-Finale gegen Argentinien sportlich aber aus dem Kopf streichen. Patellasehnenprobleme zwangen Schweinsteiger zur Pause. Ist seit ein paar Wochen wieder zurück und bereit für die Rückrunde, in der die Bayern bei der Vergabe aller Titel eine gehörige Rolle spielen wollen.

Philipp Lahm (FC Bayern)

Der Absturz des Weltmeister-Kapitäns kam zu einem relativ günstigen Zeitpunkt und ist ausschließlich seinem Knöchelbruch vor ein paar Wochen geschuldet. Bis dahin genoss Lahm seinen Status als Nicht-Nationalspieler und zuverlässige Bayern-Mittelfeldkraft neben Neuzugang Xabi Alonso. Ließ auch nach der WM kaum Fehler in seinem Spiel zu, überzeugte mit ungebrochener Willensstärke und gewohnter Intelligenz auf dem Rasen, die FCB-Trainer Josep Guardiola an seiner Nummer 21 ungemein schätzt. Spannend wird zu sehen sein, ob Lahm nach seiner Rückkehr mit Schweinsteiger und Alonso gemeinsam im Mittelfeld funktioniert. Bleibt er fit, wird sich sich der Routinier auch in Zukunft keinen Absturz leisten - ob auf seiner angestammten Position als rechter Verteidiger oder im defensiven Mittelfeld.

Quelle: ntv.de, sport.de

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