Fußball

So läuft der 10. Spieltag Klopp blendet Guardiola, Kim Jong Un fehlt

1:1 Siege, 3:3 Tore - So lautet die Bundesliga-Bilanz Klopp gegen Guardiola.

1:1 Siege, 3:3 Tore - So lautet die Bundesliga-Bilanz Klopp gegen Guardiola.

(Foto: imago/Camera 4)

Gegen wen könnte der BVB die Krise besser beenden als gegen Bayern? Der 10. Spieltag der Bundesliga bietet die Gelegenheit. Kim Jong Un guckt nicht zu - das Spitzenspiel ist ja auch ein anderes.

Wie hoch gewinnt der FC Bayern?

Gar nicht, völlig ausgeschlossen. Der Gegner heißt nämlich, Trommelwirbel: Borussia Dortmund. Zugegeben, die Zeiten sind vorbei, als der BVB noch TÜV-geprüfter Angstgegner des FC Bayern war. Momentan nutzt der FC Bayern die Liga für Trainingsspiele, Jürgen Klopps Borussia sie hingegen als Hochgeschwindigkeits-Rutsche. Mit einem Punkt aus den letzten sechs Spielen rauscht der BVB rasend schnell dem Tabellenende entgegen. Das gefällt den Borussen freilich nur mittelprächtig, in München würden sie gern den Aufstieg beginnen und den Fans etwas Liebe zurückzahlen.

Sportliche Anhaltspunkte dafür, dass dies beim Duell mit dem vom FCB in jahrelanger Scoutingarbeit in Dortmund entdeckten Sturmjuwel Robert Lewandowski klappen könnte, gibt es selbstredend nicht. Quasi gewonnen hat Dortmund dennoch schon. Der Grund, um es mit dem großen Fußballfan Johann Wolfgang Goethe zu sagen, lautet: "Mehr Licht!" Das Topspiel in München wird ja am Samstag unter Flutlicht angepfiffen und da ist die Bilanz der Dortmunder in dieser Saison exzellent - in Pokal, Supercup und Champions League.

Warum, weiß Jürgen Klopp allerdings auch nicht. "Vielleicht tut ihnen der Mittagsschlaf besonders gut. Wir sollten den Antrag stellen, nur noch abends zu spielen." Andererseits hatte der BVB vor dem Heimspiel gegen Hannover schon den Antrag gestellt, seine Champions-League-Leibchen tragen zu dürfen. Endstand in Dortmund: 0:1. Von Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge gab es dennoch Worte des Lobes, er kann ja zum Thema BVB bekanntlich jederzeit und ungefragt ein Impulsreferat halten, unbestätigten Gerüchten zufolge selbst in einer Zollkontrolle. Sein Thema diesmal: die Auferstehung des BVB von Tabellenplatz 15: "Ich bin mir sicher, dass sich Dortmund auch in dieser Saison locker für die Champions League qualifizieren wird." Achja: BVB-Boss Hans-Joachim Watzke hat sich für dem Spiel auch zu Wort gemeldet. Er vermisst Uli Hoeneß - "weil das jemand war, der immer mit offenem Visier und von vorne kam". Von irgendwoher kam jetzt übrigens ein angebliches Zitat von Hoeneß. Der soll Rummenigge vor einem Reus-Transfer gewarnt haben, mit den Worten: "Wollt ihr denn schon Weihnachten Meister werden?"

Wie weltmeisterlich sind die Verhältnisse?

Um es mal in Zahlen auszudrücken: minus eins. Rein technisch gesehen ist Deutschland mehr als Weltmeister. Die Fifa umfasst ja 209 Verbände, mehr also als die Vereinten Nationen Mitgliedsstaaten haben. Aber nur 208 übertragen das Topspiel der Bayern gegen Dortmund. Darunter Neukaledonien, die Komoren, Dominica und Aruba. Und wer fehlt? Richtig, Nordkorea. Nachspielen kann der fußlahme Kugelblitz Kim Jong Un die Szenen ja gerade eh nicht. Außerdem schlägt das Herz des Diktators nicht für Fußball - sondern für Basketball.

Was passiert sonst noch?

Im Verfolgerduell kommt es in Mönchengladbach zu einem hochinteressanten Aufeinandertreffen. Die Borussia, in der vergangenen Woche auf Augenhöhe mit dem FC Bayern, empfängt Hoffenheim. Die TSG kann am lebenden Objekt prüfen, ob das verpönte Wort "Spitzenteam" nun auf sie zutrifft oder nicht. Markus Gisdol sieht das Spiel als den Beginn einer Reifeprüfung: "Wie weit wir als Mannschaft sind, werden die nächsten Partien zeigen. Nach Gladbach kommen ja auch noch die Bayern, Dortmund und Leverkusen. Das sind richtig dicke Bretter." Sein Kollege Lucien Favre blickt ohne große Vorfreude auf die Ansetzung: "Seit ich hier Trainer bin, ist es immer schwierig, gegen Hoffenheim zu spielen." Auch schon vorher: Die Gladbacher weisen gegen Hoffenheim einen Punkteschnitt von 0,83 auf, gegen keinen anderen Verein ist er so niedrig. Beide Vereine kommen mit Erfolgen aus der Pokal-Woche und sind in dieser Saison noch ungeschlagen. Wenn wir es recht überlegen: Das Verfolgerduell ist das eigentlich Spitzenspiel des 10. Spieltags.

Welche Mannschaft überrascht?

Zugegeben, der Pokalsieg in Chemnitz versprühte noch nicht die ganz große Klasse - aber es verpasste dem Debüt von Viktor Skripnik auf der Bank von Werder Bremen das Prädikat "gelungen". Vor allem, weil die Null stand. Das gibt der neue Coach auch für seine Bundesliga-Premiere in Mainz als Ziel aus: "Wir müssen erst einmal dicht stehen und zu null spielen." Das wäre bei bisher 17 Auswärtsgegentoren der Bremer nun wirklich eine Überraschung.

Das erinnert uns an Roberto di Matteo. Der nicht mehr neue, aber doch noch frische Trainer von Schalke 04 versuchte sich ja in der vergangenen Woche an einem Catenaccio, was beinahe klappte, aber seine eigenen Spieler sichtlich nervte. Laut eigener Aussage würde Di Matteo ja gern mehr für das Offensivspiel tun - weiß aber nicht, mit wem: "Mit sieben Langzeitverletzten, das sind fast drei Viertel einer Mannschaft, humpelt man immer ein bisschen hinterher." Vor allem vermissen die Schalker ihren Flügelflitzer Jefferson Farfán. Aber wir hätten da einen Vorschlag für einen Ersatz: Wie wäre es mit Donis Avdijaj? Der 18-Jährige sorgte in dieser Woche für Schlagzeilen, weil er mit seinem 160.00 Euro teuren 564-PS-Mercedes über die Straßen pflügte und einen Unfall baute - angeblich in einem illegalen Straßenrennen. So viel Vorwärtsdrang würde den Schalkern doch sicher gut tun.

Für welchen Trainer wird es eng?

So langsam glaubt André Breitenreiter keiner mehr. Als "krassesten Außenseiter der Bundesliga-Geschichte" hatte er seinen SC Paderborn vor der Saison bezeichnet. Vor einigen Wochen verglich er seinen Klub mit einem "Dorfverein". Die Tabelle gibt das alles nicht her: Nach neun Spieltagen steht der Aufsteiger mit 12 Punkten auf dem 8. Platz. Ab diesem Wochenende stehen die Wochen der Wahrheit an: Erst kommt die Hertha, dann folgen Spiele gegen Augsburg, Dortmund, Bremen und Freiburg. Ein paar Siege und der Keller ist weit, weit weg. Die Hürde Hertha scheint nach Lage der Dinge nicht so hoch zu sein: Berlin kommt als auswärtsschwächstes Team der Liga (nur ein Punkt bislang) und mit dem bitteren Pokal-Aus im Gepäck. Besonders motiviert dürfte allerdings Trainer Jos Luhukay sein. Der trainierte von 2005 bis 2006 ein Jahr lang in Paderborn - bis er sich heillos mit Vereinspatron Wilfried Finke überwarf. Seitdem hat Luhukay mit seinen Mannschaften in acht Partien noch nie gegen den SC verloren.

Wo wird es brisant?

In Hamburg - falls Hakan Calhanoglu den Rasen betreten sollte. Der Abgang des Supertalents aus der Hansestadt verlief ja alles andere als schiedlich, friedlich. In Kurzform: Im März verlängert der Mittelfeldspieler mitten im Abstiegskampf seinen Vertrag, lässt sich zu Treueschwüren auf den HSV hinreißen. Zwei Monate später sieht er seine Zukunft plötzlich in Leverkusen. Zum Trainingsauftakt des HSV erscheint Calhanoglu nicht, legt ein Attest von einer Heidelberger Psychologin vor. Der HSV verkauft ihn schließlich für 14,5 Millionen Euro an Bayer 04. Die Hamburger Fans kochen, in den sozialen Medien beschimpfen sie ihren einstigen Liebling als geldgierigen Verräter. Vor einigen Wochen dann tritt Calhanoglu im "Aktuellen Sportstudio" auf und beschuldigt den ehemaligen HSV-Sportchef Oliver Kreuzer: "Ich habe das eigentlich nur für ihn getan. Ich habe ihm vertraut und er hat mich im Stich gelassen." An der Sicht der Fans wird das wenig ändern. Auch HSV-Präsident Carl-Edgar Jarchow rechnet mit Pfiffen und Schmähungen: "Das ist in deutschen Stadien leider üblich." Banner mit üblen Sprüchen will er allerdings verhindern. "Das werden wir konsequent aus dem Verkehr ziehen." Vielleicht ist die Aufregung aber auch umsonst - im Pokalkrimi gegen Magdeburg zog sich Calhanoglu einen Cut in der Ferse zu, Einsatz fraglich.

Wer spielt das schönste Phrasenschach?

"Wir wollen nicht die Opfer-Mannschaft sein, sondern echt Werder Bremen." Voll Ghetto, Viktor Skripnik!

Quelle: ntv.de

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