So läuft der Sieg gegen Gibraltar Löw kitzelt Weltmeister, Twitterer foppt DFB
14.11.2014, 12:41 Uhr
Lukas Podolski darf sich gegen Fußballzwerg Gibraltar von Beginn an beweisen.
(Foto: dpa)
Ihnen können wir es ja verraten: Spannend wird's nicht, wenn die DFB-Elf in der EM-Qualifikation gegen Gibraltar spielt. Aber lustig vielleicht, Lukas Podolski ist dabei. Und dann ist da der peinliche Twitter-Fake.
Worum geht’s?
Wenn das Spiel der deutsche Fußballnationalmannschaft heute (ab 20.45 Uhr auf RTL oder im Liveticker bei n-tv.de) im Nürnberger Frankenstadion gegen Gibraltar ausverkauft ist, dann bestimmt nicht, weil 44.000 Zuschauer gespannt darauf sind, wie es ausgeht. Es geht zwar in dieser Partie der Gruppe D um die Qualifikation zur Europameisterschaft 2016, und da erst einmal darum, nach den Oktoberenttäuschungen mit der Niederlage in Polen und dem Remis gegen Irland nun mit einem Sieg im November den unschönen vierten Tabellenplatz zu verlassen. Aber die Frage heute ist einzig und allein, wie hoch der Weltmeister gegen die Amateure vom Affenfelsen gewinnt. Wer sich das anschaut, hofft entweder auf ein Schützenfest oder muss sich als Katastrophentourist beschimpfen lassen. Wir gehen jedenfalls hin.
Wie stehen die Vorzeichen?
Deutschland: Neuer - Rudy, Boateng, Höwedes, Durm - Khedira, Kroos - Bellarabi, Götze, Podolski - Müller. Trainer: Löw
Gibraltar: J. Perez - Wiseman, R. Chipolina, Santos, J. Chipolina - B. Perez, Walker, R. Casciaro, Guilling - L. Casciaro, K. Casciaro. Trainer: Bula
Schiedsrichter: Tudor (Rumänien)
Die Woche begann gut: Erst gab’s für die Spieler vom Bundespräsidenten Joachim Gauck das Silberne Lorbeerblatt, danach feierte der Film "Die Mannschaft" seine Premiere. Darin geht es darum, wie toll alles bei der WM in Brasilien geklappt hat. Motto: Wir sind die Geilsten. Nun aber gilt es für die deutschen Weltmeister, wieder in den profanen Alltag zu finden. Und das bedeutet halt: EM-Qualifikation gegen Gibraltar. Nun aber soll Schluss sein mit feiern und gefeiert werden. Sagte Bundestrainer Joachim Löw: "Wir sind Weltmeister, und wir bleiben Weltmeister. Aber wir müssen lernen, die Vergangenheit Vergangenheit sein zu lassen." Klingt da jemand leicht genervt? Oder macht er sich Sorgen, dass der deutsche Fußball in Sattheit und Zufriedenheit versinkt? Jedenfalls lobte er ausdrücklich Spieler wie den Münchner Jérôme Boateng, die "immer noch brennen, die sich mit nichts zufrieden geben, nicht einmal mit einem Weltmeistertitel". Und er forderte von seinen Akteuren, gegen Gibraltar ein Spiel zu zeigen, dass "eines Weltmeisters auch würdig ist". Am Dienstag in Vigo gegen Spanien gelte es dann, in aller Freundschaft "das WM-Jahr zu einem positiven Abschluss zu bringen". Oder kürzer: Gibraltar weghauen und sich in Spanien nicht blamieren.
Wie ist die DFB-Elf drauf?
Verbal bestens. Alle sind fokussiert, sagen sie, und wollen Gibraltar nicht unterschätzen. Schon ein bisschen albern, oder? Aber was sollen sie auch sonst sagen? Wahrscheinlich ist es sogar verboten, etwas anderes zu sagen. Der Bundestrainer hat allerdings ein schönes Motto ausgegeben, das glatt als Aphorismus durchgeht: "Wir müssen sie so fordern, dass sie überfordert sind." Das dürfte ziemlich genau das sein, was das Publikum erwartet. Was Lukas Podolski erwartet, wissen wir nicht genau. Jedenfalls fiel er in dieser Woche dadurch auf, dass er relativ deutlich über seinen Arbeitgeber moserte und andeutete, den FC Arsenal in der Winterpause verlassen zu wollen - weil er dort meist auf der Bank sitzt. Was er nicht gesagt hat ist, ob er sich mal gefragt hat, warum das so ist. Löw jedenfalls will ihn heute spielen lassen, und zwar von Beginn an. Vielleicht, weil er auch schon von dem Gerücht gehört hat, dass Podolski gerne seine Tore gegen Gegner schießt, die nicht gerade zur ersten Garde gehören. Gesagt hat der Bundestrainer das aber nicht. Er gab vielmehr einen Hinweis, der leicht als Empfehlung zum Vereinswechsel verstanden werden kann: "Lukas wird sich Gedanken machen müssen, glaube ich. Für ihn ist zwingend notwendig, dass er irgendwo regelmäßig spielt."
Wie läuft es bei Gibraltar?
Nach allem, was man so hört: bestens. Trainer Allen Bula sagt: "Ich bin stolz, mein Land in dieses Spiel gegen den Weltmeister zu führen. Dieses Erlebnis ist mit Geld nicht zu bezahlen." Und er hat nur ein Ziel: "Wir wollen das Spiel genießen." Abwehrspieler David Artell gab schon etwas forscher zu Protokoll: "Wir glauben an uns. Aber wir brauchen auch ein bisschen Glück. Hoffentlich lächelt uns der Fußball-Gott mal ein bisschen zu." Ansonsten legen wir Ihnen unser Quiz ans Herz.
War sonst noch was?
Eine Kleinigkeit. Womöglich haben Sie von diesem schwärmerischen Film gehört oder gelesen, den der DFB seinen Weltmeister geschenkt hat. Ganz großes Kino, mit ganz viel Gefühl und dem wunderbar schlichten Titel: "Die Mannschaft". Wie es zur Namensfindung kam, erklärte der DFB Ende Oktober in einer Pressemitteilung. Zitat: "'Brasilien hat Neymar. Argentinien hat Messi. Portugal hat Ronaldo. Deutschland hat eine Mannschaft!' Dieses Motto, ein Twitter-Beitrag des englischen Kapitäns Steven Gerrard nach dem 7:1-Triumph des DFB-Teams im Halbfinale gegen Brasilien, ist die Leitidee." Wie es sich für ein zünftiges Leitmotiv gehört, ist es auch in den Werbetrailern für den Film prominent platziert. Wenn Fußballer schon solche schönen Kurzgeschichten dichten, muss man sie schließlich auch weitererzählen.
Und das ist der Punkt, an dem die ganze Sache für den DFB ähnlich blamabel wird wie das 1:7 für Brasilien. Denn das Zitat stammt nicht von Steven Gerrard. Urheber des, nun ja, Leidmotivs ist der 18 Jahre alte Krankenhausmitarbeiter Seumas Beathan aus Schottland, wie sich bei "Bildblog" und "11Freunde" nachlesen lässt. Er betreibt @isteven8gerrard als Fankanal - und war durchaus überrascht, als sein Tweet plötzlich in den Trailern zum Film auftauchte. Immerhin: Verklagen will er den DFB nicht für die Nutzung. Stattdessen könnte er sich sogar vorstellen, dem DFB in Sachen Social Media unter die Arme zu greifen, wie er "11Freunde" sagte: "Wenn mir der DFB eine interessante Arbeit bietet, würde ich nach Deutschland kommen. Ich würde auch garantiert Twitter-Namen auf ihre Echtheit überprüfen."
Quelle: ntv.de