Fußball

Erst Bombendrohung, nun Stade de France Löw wittert Brisanz, Müller schnuppert nur

Das Ergebnis ist Bundestrainer Joachim Löw im Testspiel in Pariser scho' au' nicht unwichtig. Noch wichtiger aber ist: Erkenntnis!

Das Ergebnis ist Bundestrainer Joachim Löw im Testspiel in Pariser scho' au' nicht unwichtig. Noch wichtiger aber ist: Erkenntnis!

(Foto: dpa)

Erst WM-Rendezvous in Rio, nun EM-Vorspiel in Paris: Bei der DFB-Elf stehen im Test gegen Frankreich trotz Bombendrohung zwei Rückkehrer und ein Neuling im Fokus. Die Franzosen raten einem Bayern zum Friseurbesuch.

Worum geht's?

Jedenfalls nicht um die Krise beim DFB. Sondern ganz allein um Fußball, Fußball, Fußball. Sagen zumindest alle Beteiligten. Schließlich testet heute (ab 21 Uhr im Liveticker bei n-tv.de) der Weltmeister beim Gastgeber der Europameisterschaft im kommenden Jahr seine Form. Und umgekehrt. Also Deutschland spielt gegen Frankreich in Paris, oder genauer: im Stade de France, das im Vorort Saint-Denis steht. Dort findet am 10. Juli 2016 auch das Endspiel der EM statt. Thomas Müller lässt das kalt. "Das hat mit der EM noch nicht so viel zu tun, auch wenn man ein bisschen reinschnuppern kann." Zur Sicherheit hat Bundestrainer Joachim Löw gesagt, worum es heute und in Hannover gegen die Niederlande geht: "Alles, was jetzt passiert - hier, am nächsten Dienstag, im März - ist einfach auch ein bisschen testen, sehen, probieren - unabhängig von allen Ergebnissen."

Frankreich - Deutschland, 21 Uhr

Frankreich: Lloris - Sagna, Koscielny, Varane, Evra - Pogba, Diarra, Matuidi - Griezmann, Giroud, Martial. Trainer: Deschamps
Deutschland: Neuer - Ginter, Boateng, Hummels, Hector - Khedira, Schweinsteiger - Sané, Gündogan, Podolski - Müller. - Trainer: Löw
Schiedsrichter: Mateu Lahoz (Spanien)

Apropos Sicherheit: Aufgeschreckt wurden heute gegen halb zwölf Spieler, Trainer und Betreuer - Bombendrohung im Teamhotel Molitor. Also alle Mann raus und ab ins fünf Busminuten entfernte Tennisstadion Roland Garros, während die Polizei mit Spürhunden das Hotel durchsuchte. Gegen halb zwei dann die Entwarnung. Alles gut, keine Bombe. Nur wer versuchte, das Molitor an der 13 Rue Nungesser et Coli zu erreichen, stand an der Kreuzung zum Boulevard D'Auteuil vor einem quer über die Straße gespannten rot-weißen Band. Und wer dennoch weiterging, dem machte die Gendarmerie in ihrem Einsatzwagen per Lautsprecher klar: "Monsieur, fermé!" Geschlossen also. Um kurz vor zwei kehrte dann auch schon der Bus des DFB vor. Alle Mann wieder rein, während Manager Oliver Bierhoff, gewohnt entspannt, auf dem Bürgersteig vor dem Hotel berichtete, was sich zugetragen hatte. Fazit: Ein "großer Schreck", letztlich aber alles halb so wild. Und selbstverständlich werde die Mannschaft wie geplant bis Sonntag in Paris bleiben. Auch eine Spielabsage habe nie zur Debatte gestanden.

"Heute Morgen gab es einen anonymen Anruf mit einer Bombendrohung. Die Hoteldirektion hat uns und die Behörden direkt informiert." Wie Bierhoff berichtete, sei alles "sehr professionell und toll verlaufen", das Hotel habe flugs für die Ausweichunterkunft gesorgt. "Die Ermittlungen laufen natürlich weiter gegen diesen anonymen Anrufer." Vor allem aber seien alle "erst einmal erleichtert, dass die Sache geklärt ist". Aber ganz ohne sei das Ganze nicht gewesen. "Die Spieler mussten natürlich auch erst einmal schlucken und waren dann erst einmal froh, aus der Gefahrenzone heraus zu sein." Und was bedeutet das für das Spiel? "Die Vorbereitung ist natürlich gestört. Aber das sollte jetzt keine Entschuldigung sein, heute Abend nicht die Leistung zu bringen." Und manchmal sei es ja auch so, "dass die Spieler da gar nicht so genau drüber nachdenken". Es geht also doch um Fußball. Na, welch‘ ein Glück.

Wie stehen die Vorzeichen?

Beim letzten Aufeinandertreffen siegte Deutschland gegen Frankreich. Das war bei der WM 2014.

Beim letzten Aufeinandertreffen siegte Deutschland gegen Frankreich. Das war bei der WM 2014.

(Foto: imago/Sven Simon)

Zuletzt sahen sich beide Mannschaften im Estádio Maracanã in Rio de Janeiro, am 4. Juli 2014 war das. Mats Hummels köpfte das einzige Tor, Manuel Neuer wurde zum Reflexmonster mit Superfaust und die DFB-Elf zog ins Halbfinale der Weltmeisterschaft ein. Der Rest ist bekannt. Deutschland demütigte Gastgeber Brasilien mit 7:1 und gewann das Finale in der Verlängerung mit 1:0 gegen Argentinien. Ansonsten zählen die Franzosen zu den wenigen Gegner, gegen die die Auswahl des DFB eine negative Bilanz hat. Von 26 Partien gewann sie nur neun, sechsmal gab's ein Remis, elfmal siegte die Équipe Tricolore. Löw jedenfalls hatte gestern ausführlich seinen Respekt vor dem Gegner bekundet: "Frankreich - eine Mannschaft, die gespickt ist mit sehr guten Spielern. Eine Mannschaft, die eine unglaubliche Dynamik ausstrahlt und mit einer großen Zielstrebigkeit in der Offensive agiert. Also eine Mannschaft, die zu den absoluten Topfavoriten im nächsten Jahr zählt. Von daher hat das Spiel auch für uns eine besondere Brisanz."

Wie ist das DFB-Team drauf?

Es sind zwei Rückkehrer und ein Neuling, die heute Abend im Fokus stehen, wenn die deutsche Mannschaft erstmals ihre neuen weißen Heimtrikots präsentiert, die sie auch bei der EM tragen will. Sami Khedira von Juventus Turin ist wieder dabei, nachdem er länger verletzt war und sein bisher letztes Länderspiel 13. Juni beim 7:0 in Faro gegen Gibraltar in der EM-Qualifikation absolviert hatte. "Ich denke, dass Sami auf jeden Fall jetzt bereit ist. Er hat mit im Training einen guten, aggressiven Eindruck gemacht", sagte der Bundestrainer. "Ich habe so das Gefühl, dass er sich wieder der Form nähert, so langsam, die er mal hatte."

Noch viel länger nicht im Kreise der besten deutschen Fußballer vertreten war Mario Gomez, der mittlerweile bei Besiktas in der türkischen Metropole Istanbul sein Geld verdient. Sein bisher letzter Einsatz im Trikot des DFB datiert vom 3. September 2014. Es war das erste Spiel nach der WM, zu der Löw ihn nicht mitgenommen hatte. Die Deutschen verloren mit 2:4 gegen Vize-Weltmeister Argentinien, und das Publikum in Düsseldorf pfiff Gomez aus. Wegen diverser Verletzungen war er auch im Jahr 2013 nur zweimal dabei: am 14. August in Kaiserslautern beim 3:3 gegen Paraguay; und am 6. Februar - als die deutsche Mannschaft in Paris mit 2:1 gegen Frankreich gewann. So schließt sich der Kreis. Und für den Schalker Leroy Sané könnte einer beginnen. Mit 19 Jahren und 26 Bundesligaspielen ist er erstmals im Aufgebot und begeistert sogar den BVB. Und wie sagte Löw? "Ich denke mal, dass er den Sprung zu uns relativ schnell bewältigen kann."

Wie geben sich die Franzosen?

Wie geht es eigentlich Karim Benzema? Nachdem er daran beteiligt gewesen sein soll, seinen Nationalmannschaftskollegen Mathieu Valbuena mit einem angeblichen Sexvideo zu erpressen und deswegen die französische Justiz gegen ihn ermittelt, gilt es als fraglich, ob der beste Stürmer des Teams überhaupt noch einmal für die Nationalelf spielt. Heute jedenfalls sind Valbuena und er nicht dabei. Und Trainer Didier Deschamps will nicht darüber reden. "Ich beantworte diese Frage nicht. Fragen Sie mich zu den 23 Spielern, die dabei sind." Ansonsten sieht er die Begegnung als guten Gradmesser dafür, "wie stark die Mannschaft von Frankreich und wie stark die Mannschaft von Deutschland ist". Da sein Team sich nicht für die EM qualifizieren musste, bleibt besagtes Viertelfinale der WM in Rio bis zum Eröffnungsspiel am 10. Juni die letzte Partie der Kategorie Pflichtspiel. "Natürlich ist es schwer, echte Wettkampf-Bedingungen herzustellen."

Was gibt es sonst noch?

Auch Deschamps hat übrigens einen Neuling an Bord: Kingsley Coman vom FC Bayern, wie Sané 19 Jahre alt. Ob er spielt, ist allerdings unklar. Der Trainer sprach gestern im Stade de France lediglich davon, dass Coman "ein sehr interessantes Potenzial" habe. Auch für die EM? Die französische Sportzeitung "L’Equipe" glaubt an die Chance des Flügelstürmers - und hat neben sechs anderen Tipps einen besonders guten Rat für Coman: Er solle schleunigst zu Friseur gehen. Dem Kollegen Bacary Sagna von Manchester City habe das schließlich bei seiner Karriere in der Nationalmannschaft geholfen.

Quelle: ntv.de

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