Deutsche Legionäre im Formcheck Schweinsteiger humpelt, Kroos hinterm Mond
25.08.2015, 10:58 Uhr
Rot steht ihm halt: Bastian Schweinsteiger auch.
(Foto: REUTERS)
In England feiert Bastian Schweinsteiger endlich sein Startelf-Debüt, prompt reißt Manchesters Erfolgsserie. Spaniens Presse gibt eine Suchanzeige für Toni Kroos auf. Mesut Özil und Lukas Podolski hadern.
Leistungsträger
Kevin Trapp, Paris St. Germain: Drei Spiele hat der ehemalige Frankfurter bisher im Tor der Hauptstädter absolviert - und seine Bilanz in der französischen Ligue 1 ist ohne Makel: 270 Minuten, kein Gegentor. Zuletzt siegte PSG mit 1:0 in Montpellier, davor gab es ein 2:0 gegen GFC Ajaccio und ein 1:0 in Lille. Mit neun Punkten führt Paris natürlich auch die Tabelle an. Es läuft also rund für Trapp, zumal in Frankfurt ihm niemand böse ist, dass er im Sommer für 9,5 Millionen Euro gewechselt war. Im Gegenteil: Als er am Samstag vor der Partie gegen Augsburg im Waldstadion aufkreuzte, um sich offiziell verabschieden zu lassen, haben die Fans ihn gefeiert. Trapp sprach von "drei wundervollen Jahren" mit der Eintracht. "Und ihr merkt ja, ihr werdet mich nicht los." Frankfurts Manager Bruno Hübner war gerührt und sagte: "Das Heimweh wird schneller kommen, als du denkst." Wenn Trapp allerdings weiter so erfolgreich ist, wird er es verschmerzen können.
Toni Kroos, Real Madrid: Auch der erste in der DDR geborene Fußball-Weltmeister hat bisher kein Tor kassiert, was allerdings weniger bemerkenswert ist als beim Kollegen Trapp, da Toni Kroos ja im Mittelfeld spielt. Beim Saisonauftakt in der spanischen Primera Division reichte es für ihn, Real Madrid und den neuen Trainer Rafael Benitez trotz deutlicher Überlegenheit nur zu einem 0:0 bei Sporting Gijon. Kroos spielte durch, fiel aber kaum auf. "Seine Ideen wurden schmerzlich vermisst", beklagte "Marca". "Halb verschollen, im letzten Mondviertel stehen geblieben", sah ihn "As".

Mesut Özil zeigte in Arsenals Angriffswirbel gute Ansätze. Ein Tor erzielten die Londoner gegen Liverpool dennoch nicht.
(Foto: AP)
Mesut Özil, FC Arsenal: "Was für ein unglaublich intensives Match. Gute zweite Halbzeit, leider ohne Siegtor", twitterte Özil nach dem 0:0 im Topspiel gegen den FC Liverpool. Es war kurioser Achterbahnfußball, den beide Teams zeigten, und Özil hatte mit einem engagierten Auftritt daran Anteil. Die Arsenal-Offensive kreierte vor allem nach der Pause mehrere Chancen, aber keine führte zu einem Tor. Und wenn doch, wie in der 9. Minute durch Aaron Ramsey, entschieden die Referees fälschlicherweise auf Abseits. Vier Punkte aus drei Spielen sind für Arsenal dennoch ein Saisonstart, den nicht nur Coach Arsene Wenger als "sehr durchschnittlich" bezeichnen dürfte. Der englische Nationalspieler Phil Neville machte den Start auch an Özil fest und kritisierte nach dem Spiel: "Ich habe Özil noch nie Verantwortung für den Rest seiner Mannschaft übernehmen sehen."
Shkodran Mustafi, FC Valencia: Der nach Karl-Heinz "Gala" Metzner zweite in Nordhessen geborene Fußball-Weltmeister stand für Valencia bei Rayo Vallecano ebenfalls 90 Minuten auf dem Platz - und die Partie endete ebenfalls, ohne dass irgendjemand ein Tor schoss. Mustafi machte seine Sache in der Innenverteidigung ordentlich - und blickt voraus: Heute Abend geht es für Shkodran Mustafi und seine Kollegen in Monaco darum, nach dem 3:1 im Hinspiel die Gruppenphase der europäischen Königsklasse zu erreichen. "Wir dürfen und müssen uns auch kein Limit setzen, für Valencia sollte alles drin sein", hatte er jüngst dem "Kicker" erzählt. Vielleicht darf er sich ja irgendwann als erster in Nordhessen geborene Champions-League-Sieger feiern lassen.
Robert Huth, Leicester City: Fast sechs Jahre ist der Ex-Nationalspieler für Stoke City durch die Strafräume der Premier League gegrätscht, seit Jahresbeginn spielt er nun für Leicester City. Und das in dieser Saison immer. Gegen Tottenham Hotspur absolvierte Robert Huth erneut die komplette Spieldauer, scheiterte aber diesmal mit seinen Abwehrkollegen beim Versuch, hinten weniger Tore zuzulassen als Leicesters neuer Sturmstar Riyad Mahrez vorne schießt. Am Ende stand es 1:1, womit Leicester nach drei Runden immer noch ziemlich sensationell Platz zwei in der Tabelle belegt und Huth im Moment der erfolgreichste Deutsche in der Premier League ist.
Lukas Podolski, Galatasaray Istanbul: Zum Saisonstart war "PoGOALski" mit seinem späten Ausgleichs-Jokertor noch der Held bei Galatasaray Istanbul. Im ersten Heimspiel wurde er vom Edeljoker in die Startelf befördert, spielte 90 Minuten durch - und ging mit seinen Kollegen unter. Gegen Aufsteiger Osmanlispor FK setzte es eine 1:2-Heimpleite, nach zwei Spielen ist Gala weiter sieglos. Das nennt man wohl Fehlstart, an dem Podolski mit mehreren vergebenen Chancen nicht unschuldig war. Das räumte er auch selbstkritisch ein: "Zwei davon hätten ins Netz fallen müssen."
Edeljoker
Bastian Schweinsteiger, Manchester United: Drei Plichtspiele hat Manchester United seit der Verpflichtung des DFB-Kapitäns bestritten, dreimal durfte Schweinsteiger dabei erst als Joker ran, dreimal siegte United. Am dritten Spieltag der Premier League feierte der Mittelfeldspieler nun sein Startelf-Debüt. Am Ende stand eine biedere Nullnummer gegen Newcastle United und zweifelhaftes Lob für den Deutschen, der 58 Minuten durchhielt. "Bastian Schweinsteiger humpelt auf dem Feld des Old Trafford herum. Gewöhnt euch dran", ätzte der "Independent" trotz sehr ordentlicher Leistung. Vor allem in der Anfangsphase war Schweinsteiger wichtiger Impulsgeber und Anspielstation im Mittelfeld. Nach 27 Minuten knickte er um und wirkte dann gehemmt, schließlich verließen ihn die Kräfte. "Der Deutsche zeigte, dass er noch viel Klasse am Ball hat, aber nicht mehr die Beine, um Spiele zu dominieren", resümierte die "Daily Mail", fügte aber an: "Wenigstens noch nicht."
Emre Can, FC Liverpool: Der U21-Nationalspieler, in der Vorsaison bereits als künftiger Kapitän der "Reds" gehandelt, rückte gegen Arsenal in die Startelf. Zeigte eine sehr ordentliche Leistung über 90 Minuten und darf sich Hoffnungen auf einen Stammplatz im Mittelfeld machen.
Gelegenheitsarbeiter
Mario Gomez, Besiktas Istanbul: Auch im zweiten Spiel für Besiktas Istanbul ist Nationalstürmer Mario Gomez nicht über eine Reservistenrolle hinausgekommen. Gegen Trabzonspor wurde er beim Stand von 1:1 in der 63. Minute eingewechselt. Zu diesem Zeitpunkt war Besiktas nach Gelb-Rot für den Portugiesen Ricardo Quaresma nur noch zu zehnt. In Unterzahl kassierte die Heimmannschaft schließlich noch das 1:2. Der frühere Hoffenheimer Andreas Beck spielte bei der Besiktas-Heimpleite durch.
Marc-André ter Stegen, FC Barcelona: Stammtorhüter in allen Wettbewerben, das wollte der ehemalige Mönchengladbacher beim FC Barcelona in dieser Saison werden. Nach zwei Pflichtspieleinsätzen mit acht Gegentoren ist Marc André ter Stegen vorerst Stammtorhüter auf der Bank, in allen Wettbewerben. Beim Ligaauftakt in Bilbao stand wie schon im Supercup-Rückspiel der Chilene Claudio Bravo im Tor - und spielte zu Null. Ter Stegen dürfte viel Sitzfleisch brauchen.
Lazarett
Sami Khedira, Juventus Turin: Sein neuer Klub startete am Wochenende zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte mit einer Heimniederlage in die italienische Serie A - und das auch noch als Titelverteidiger. Und Sami Khedira? Saß beim 0:1 gegen Udine verletzt auf der Tribüne. Daran wird sich nach seinem Muskelfaserriss im rechten Oberschenkel in den nächsten Wochen auch nichts ändern. Die Turiner können frühestens Anfang Oktober wieder mit dem deutschen Nationalspieler planen - wenn überhaupt.
Per Mertesacker, FC Arsenal: Der Abwehrchef der Londoner musste gegen Liverpool kurzfristig mit einer Verletzung passen, sammelte dadurch aber Pluspunkte. Vertreter Calum Chambers war in der neuformierten Abwehr, in der auch Mertesackers etatmäßiger Partner Laurent Koscielny ausfiel, komplett überfordert und dürfte damit Mertesackers Stammplatz auf absehbare Zeit zementiert haben.
Miroslav Klose, Lazio Rom: Dem Weltmeister plagt eine Muskelverletzung im linken Oberschenkel - und das noch mindestens zwei Wochen. Ohne Klose siegte Lazio im Stadio Olimpico mit 2:1 gegen Bologna. Am Mittwoch geht es nach Leverkusen zum Playoff-Rückspiel zur Champions League. Das Hinspiel hatten die Römer mit 1:0 gewonnen.
Quelle: ntv.de