
Drei Tore bei drei Turnieren - und trotzdem kann Cristiano Ronaldo Ungewöhnliches schaffen.
(Foto: imago/ZUMA Press)
Sim-Salah-Bim: Wie durch ein Wunder scheint Ägyptens König zum WM-Auftakt fit zu werden. Er trifft jedoch auf einen Schulter-Gourmet. Spanien muss den Trainer-Schock ausgerechnet gegen einen CR7 auf Rekordkurs abschütteln.
Dieses Spiel dürfen Sie nicht verpassen
So richtig wissen sie in Spanien noch nicht, was sie da getroffen hat: Keine Bombe sei geplatzt, staunte die "Marca", eher schon ein Meteorit eingeschlagen. Wir würden da eher an etwas noch Verheerenderes denken, an eine Abrissbirne im Ausmaß von Markus Söders Ego etwa, und kommen der Sache damit auch nur unwesentlich näher. Nochmal zum Mitschreiben: Der WM-Topfavorit Spanien hat sich von seinem Trainer getrennt, der seit Amtsantritt 2016 ungeschlagen war. Zwei Tage vor dem WM-Auftakt. Zwei. Tage.
Sportdirektor Fernando Hierro, einst eine menschliche Abrissbirne im Strafraum von Real Madrid, darf den Aushilfstrainer mimen, eine "wahnsinnig schöne Aufgabe", wie er sagte, aber was soll man inmitten so eines Irrsinns auch sagen. Sein Debüt gibt er heute Abend zur besten Sendezeit (20 Uhr in der ARD und im n-tv.de Liveticker) gleich mal im Schlüsselspiel der Gruppe B, im Clásico ibérico in Sotschi gegen Europameister Portugal. Da wirkt ein gewisser Cristiano Ronaldo mit, und bei all den spannenden Geschichten rund um dieses Duell freuen wir uns doch besonders auf diese: Was passiert eigentlich, wenn Weltklasse-Freefighter Sergio Ramos auf seinen Real-Madrid-Buddy und Weltklasse-Lamentierer CR7 trifft?
Zeit für ein WM-Päuschen
Fällt Spanien im Trainer-Desaster nicht komplett auseinander und Ronaldo im Zweikampf mit Ramos nicht unglücklich auf die Schulter, duellieren sich Marokko und Iran (17 Uhr in der ARD sowie im n-tv.de Liveticker) in St. Petersburg um Rang drei in Gruppe B. Die besseren Chancen auf die Überraschung werden den Nordafrikanern mit dem stolzen Beinamen "die Löwen vom Atlas" eingeräumt. Ein alter Bekannter aus der Bundesliga organisiert als Kapitän die Abwehr: Medhi Benatia, für die Bayern letztlich ein 28-Millionen-Euro-Flop, in Erinnerung geblieben vor allem mit seinem eher geschmacklosen Maschinenpistolen-Jubel. Aktuell zeigt der Möchtegern-Rambo bei Juventus aber wieder, was sich der Rekordmeister von ihm erhoffte. Um ihn herum hat Trainer Hervé Renard ein kompaktes Team zusammengestellt, das nur ein Gegentor in der Qualifikation kassiert hat - und einige Hochtalentierte versammelt, etwa Hakim Ziyech von Ajax Amsterdam und Amine Harit von Schalke 04. In die WM geht Renard allerdings eher mit dem olympischen Ansatz: "Ich glaube, das wird eine riesige Party für uns und die Fans." Im Stadion, sicher. Aber am Fernsehgerät? Gegen den Iran, trainiert von Safety-First-Haudegen Carlos Queiroz? Wir würden nicht drauf wetten.
Was verursacht WM-Herzrasen?
Er spielt, er spielt nicht, er spielt. Spielt er? Das Drama um Wunderstürmer Mo Salah geht (14 Uhr in der ARD sowie im n-tv.de Liveticker) in Jekaterinburg in ein neues Kapitel, Inhalt: die Wiederauferstehung des Helden. Danach sieht es jedenfalls ganz stark aus, Ägyptens Trainer Hector Cuper ist sich "fast zu 100 Prozent sicher", dass Salah gegen Uruguay auflaufen kann. Es wäre, gelinde gesagt, hilfreich für Cupers Spielidee - die Null muss stehen, und vorne hilft der liebe Fußballgott aka "the Egyptian King". Der Weg zum Happy End führt ausgerechnet über Uruguay, die humorlose Knochenarbeiter-Truppe von Óscar Washington Tabárez, die naive Träume zerschellen lässt wie ein Türsteher vor der Dorfdisco. Fragen Sie nach in Ghana, das 2010 in Minute 120 das Tor zum Halbfinale auf dem Kopf hatte. Suárez pritschte den Ball von der Linie, Rote Karte, Elfmeter - kein Tor. Asamoah Gyan pfefferte die Kugel gegen die Latte, Uruguay triumphierte im Elfmeterschießen, Suárez feierte sich für seine unsportliche Rettungstat. Vier Jahre später etablierte er seinen weltweiten Ruf als Schulter-Gourmet, vielleicht wäre Salah also mit einer beißfesten Schulterbandage gut beraten. Hauptsache, er spielt.
Ras, dwa, tri - die Zahl des Tages: 3
Drei Tore füllen bislang Cristiano Ronaldos WM-Konto, bei insgesamt drei Teilnahmen seit 2006 und 13 Spielen eine vergleichsweise magere Bilanz, gerade für einen, der in insgesamt 150 Länderspielen 81 Mal getroffen hat. Mit der ganz großen WM-Bühne fremdelte der fünffache Weltfußballer bislang, immerhin aber könnte er mit einem einzigen Tor in Russland das Kunststück vollbringen, bei vier Weltmeisterschaften hintereinander mindestens einen Treffer zu markieren - so wie vor ihm Miroslav Klose, Uwe Seeler und Pelé.
Angeberwissen für's Public Viewing
Uruguay gehört (mit Brasilien und der Türkei) zu den nur drei Mannschaften, die gegen jeden ihrer WM-Gegner mindestens ein Tor erzielt haben. Insgesamt waren es für "La Celeste" bislang 29 verschiedene Gegner, weil das Duell in Jekaterinburg das erste bei einer Weltmeisterschaft ist, könnte Ägypten also Nummer 30 auf der Liste werden.
Redelings WM-Zeitreise
Sie nannten ihn den "Rooney Asiens" - aber Nordkoreas Jong Tae-se machte bei der WM 2010 nicht mit seinen Toren auf sich aufmerksam, sondern mit seinen Tränen. Ben Redelings erzählt die emotionale Geschichte heute auf n-tv.de. Lesebefehl!
Der Spruch zum Spieltag
"Wie dumm muss man sein, für Marokko zu spielen, wenn man Chancen bei der Elftal hat?"
Stürmerlegende Marco van Basten war 2016 so gar nicht einverstanden mit Hakim Ziyechs Entscheidung, statt für die Niederlande lieber für Marokko aufzulaufen. Nun fährt Ziyech zur WM - und was macht eigentlich Holland?
Quelle: ntv.de