Technik

Reine Glückssache? Das Nexus 9 überzeugt im Test

Das Display des Nexus 9 ist ein Augenschmaus.

Das Display des Nexus 9 ist ein Augenschmaus.

(Foto: kwe)

Trotz einer lästigen Rückenschwäche schneidet das Nexus 9 im Test hervorragend ab und ist vielleicht das bisher beste Android-Tablet. Käufer sollten sich aber noch etwas gedulden, denn möglicherweise haben HTC und Google ein Qualitätsproblem.

Wenn man das Nexus 9 aus der Verpackung holt, erlebt man eine kleine Enttäuschung, denn es wirkt zunächst nicht so hochwertig, wie man es von seinem Hersteller HTC erwarten dürfte. Schuld am schwachen ersten Eindruck ist die Kunststoff-Rückseite, die nicht eng genug sitzt und sich daher im Zentrum beim Nexus-Schriftzug leicht eindrücken lässt. Ein echtes Problem ist das zwar nicht, bei einem mindestens 390 Euro teuren Gerät dürfen Käufer aber mehr erwarten.

Die Rückseite des Nexus 9 ist schlicht und griffig, sitzt aber oft zu locker.

Die Rückseite des Nexus 9 ist schlicht und griffig, sitzt aber oft zu locker.

Außer dem lapperigen Plastik-Rücken gibt es an der Verarbeitung des Testgeräts aber nichts auszusetzen. Der sich leicht nach vorne verjüngende Aluminiumrahmen wirkt sehr solide und fasst Display und Rückseite lückenlos ein. Auch Einschalter und Lautstärkewippe sitzen gut, ihr Druckpunkt könnte lediglich etwas fester sein.

Klasse Display

Alles andere als billig wirkt das 8,9 Zoll große IPS-LCD des Nexus 9. Es hat mit 281 ppi eine etwas höhere Pixeldichte als das iPad Air 2, kann hell leuchten und zeigt sehr natürliche Farben. Auch im spitzen Winkel verschlechtert sich seine Darstellung nicht, kein Farbstich oder Grauschleier zeigt sich. Die Kontraste des von Gorilla Glas 3 geschützten Displays können sich ebenfalls sehen lassen.

Der Metallrahmen sieht prima aus und fühlt sich gut an.

Der Metallrahmen sieht prima aus und fühlt sich gut an.

(Foto: kwe)

Während der Bildschirm des Geräts in der n-tv.de-Redaktion makellos ist, berichten allerdings andere Tester und frühe Käufer von teils deutlichen Lichthöfen an den Rändern. Solche Störungen sind vor allem bei dunklen Hintergründen zu sehen und können besonders bei Videos sehr nerven.

Das Format des Displays ist wie beim iPad 4:3. Das führt zwar dazu, dass Filme nicht bildschirmfüllend angezeigt werden. Da die meisten Anwendungen aber für die Darstellung im Hochformat optimiert sind, ist das Seitenverhältnis für ein Tablet eine gute Wahl. Das rund 8 Millimeter dünne Nexus 9 lässt sich dabei auch noch relativ bequem mit einer Hand halten, da der Rand unter dem Display genug Platz für den Daumen bietet. Außerdem ist das Tablet mit 425 oder 436 Gramm (LTE) ziemlich leicht. Bei Videos im Querformat trösten auch die beiden Lautsprecher an den Seiten über schwarze Streifen hinweg. Sie klingen zwar nicht ganz so satt wie beim HTC One M8, bieten aber einen schönen und klaren Stereo-Sound.

Bärenstarker Prozessor

Mit 153,68 x 228,25 x 7,95 Millimeter ist das Nexus 9 etwas kleiner, aber dicker als das iPad Air 2.

Mit 153,68 x 228,25 x 7,95 Millimeter ist das Nexus 9 etwas kleiner, aber dicker als das iPad Air 2.

(Foto: kwe)

Angetrieben wird das Nexus 9 von Nvidias 64-Bit-Prozessor Tegra K1, der bereits im Shield Tablet zeigt, wie stark er nicht nur grafisch ist. Beim Kräftemessen in Geekbench 3 haut der mit bis zu 2,3 Gigahertz rechnende Zwei-Kerner im Single-Core Score mit rund 1900 Punkten die komplette  Konkurrenz weg. Knapp 3300 Punkte im Multi-Core-Vergleich werden eigentlich nur vom iPad Air 2 übertroffen, dessen A8X allerdings drei Kerne hat. Ebenso beeindruckend ist die der Auftritt des Tegra K1 im AnTuTu-Benchmark, wo er mit 53700 Punkten den Gegnern die Rücklichter zeigt.

Das alles wäre aber nur nutzlose Kraftmeierei, wenn sich der Prozessor im Alltag Ruckler und kleine Päuschen leisten würde. Doch das Nexus 9 hat im Test jede Aufgabe absolut zackig und flüssig erledigt. Kaum überraschend bringen auch die aufwendigsten Spiele im Play Store den Tegra K1, der unter anderem über eine GPU mit 192 Kernen verfügt, nicht in Verlegenheit.

Lollipop steht Tablets gut

Zwei fast gleichwertige Displays: Oben das Nexus 9, unten das iPad Air 2.

Zwei fast gleichwertige Displays: Oben das Nexus 9, unten das iPad Air 2.

(Foto: kwe)

Für den extrem geschmeidigen Eindruck des Nexus 9 ist neben dem kräftigen Prozessor zu einem großen Teil auch Android 5.0 alias Lollipop verantwortlich. Das runderneuerte Betriebssystem ist wesentlich besser für Tablets geeignet als seine Vorgänger. Design, animierte Übergänge und neue Funktionen machen Android jetzt auch in diesem Format iOS mindestens ebenbürtig. Die meisten Neuerungen von Lollipop hat n-tv.de bereits in einer Bilderserie zur Preview gezeigt, in den kommenden Tagen folgt eine Übersicht zur finalen Version von Android 5.0. Noch hat Lollipop einige Bugs, weswegen es Google auch noch nicht für andere Nexus-Geräte bereitgestellt hat. Beim Testgerät und einem Nexus 7 mit installierter Preview zickt beispielsweise Play Music, das das angemeldete Konto nicht erkennen will oder abstürzt.

Google muss auch noch einige weitere Anwendungen an Lollipop anpassen. Die Kamera-App ist beispielsweise erst seit dem 10. November zu Android 5.0 kompatibel, weswegen vorangegangene Tests kaum aussagefähig waren. Jetzt fokussiert und löst die 8-Megapixel-Kamera des Nexus 9 recht flott aus und macht immerhin Fotos, die bei gutem Licht fast mit denen des Nexus 5 vergleichbar sind. Auch die 1,6-Megapixel-Kamera liefert für Videochats akzeptable Bilder.

Ein Problem, weswegen Google das Lollipop-Update noch zurückhält, ist eine reduzierte Akku-Leistung bei einigen Geräten. Das Nexus 9 ist davon aber offenbar nicht betroffen, seine Batterie hielt mit 6700 Milliamperestunden zwar nicht ganz so lange durch wie der Akku des iPad Air, das Google-Tablet erreicht aber eine ähnlich gute Laufleistung. Im Test waren dies etwa sieben bis acht Stunden, bei aktiviertem Stromsparmodus deutlich mehr.

Letztendlich fällt es wegen der möglicherweise zahlreichen Verarbeitungsfehler schwer, beim Nexus 9 ein Fazit zu ziehen. Die Qualitätsprobleme sollten Google und HTC aber in den Griff bekommen können und wer etwas abwartet und nicht unbedingt ein Gerät der ersten Charge kauft, dürfte ein Tablet kaufen, das ein schön eingerahmtes Top-Display, einen bärenstarken Prozessor und das bisher ausgereifteste Android bietet. Und wenn's nicht zu locker sitzt, ist auch griffiges Plastik für eine Tablet-Rückseite nicht die schlechteste Wahl. Aktuell ist im Play Store nur die 16-Gigabyte-Variante für 389 Euro vorrätig, das 479 Euro teure Nexus 9 mit 32 Gigabyte internem Speicher ist nicht auf Lager.

Quelle: ntv.de

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