Ticker, Timeline - Datenschutz? Facebook will noch mehr wissen
22.09.2011, 21:46 Uhr
Zeit ist Geld - vor allem, wenn es um die Zeitleiste der Facebook-Nutzer geht.
(Foto: AP)
Eine Entwicklerkonferenz bringt es ans Licht: Das soziale Netzwerk Facebook will noch mehr Informationen von seinen Nutzern bekommen. So soll künftig das Konsumverhalten in einem Tickerfenster genau verfolgt werden. Das eigene Leben soll in einer Zeitleiste dargestellt werden können. Kritiker äußern umgehend Datenschutz-Bedenken.
Ob beim Kochen oder Joggen, Musik hören und Filme gucken: Facebook will sich noch tiefer im Leben seiner 750 Millionen Mitglieder verankern. Das Online-Netzwerk kündigte auf einer Entwicklerkonferenz etliche neue Funktionen an, mit denen Nutzer mehr aus ihrem Alltag preisgeben können. Musik, Filme und Nachrichten spielen dabei eine zentrale Rolle. Mit diesen Plänen beschwor das Unternehmen aus San Francisco allerdings sogleich Datenschutzbedenken herauf.
Wichtiger Bestandteil der zahlreichen Neuerungen ist die Möglichkeit, Medien zu empfehlen. Die 750 Millionen Nutzer sollen ihren Freunden zeigen können, welche Musik sie gerade hören, welche Filme sie schauen oder welche Artikel sie lesen. Dafür richtet Facebook ein neues Tickerfenster ein. Zahlreiche Online-Videotheken, Musikdienste und Websites von Medienunternehmen kooperieren mit Facebook, darunter bekannte Namen wie Spotify, Netflix und das Wall Street Journal.
Größte Invasion in die Privatsphäre
Zudem will Facebook seine Nutzer mit überarbeiteten Profilen enger an sich binden. Mitglieder können auf einer Zeitleiste wichtige Dinge aus ihrem Leben in einem Magazin-artigen Layout zeigen. "So erzählt man die ganze Geschichte seines Lebens auf einer einzigen Seite", sagte Facebook-Chef Mark Zuckerberg. Die Funktion wird über die nächsten Wochen eingeführt.
Facebook versprach, dass Nutzer die Kontrolle über ihre Informationen behalten. Viele Beobachter äußerten dennoch Datenschutz-Bedenken. "Timeline ist die größte Invasion in die Privatsphäre in der Geschichte der Technologie", schrieb ein Twitter-Nutzer. Der Gartner-Analyst Michael Gartenberg kommentierte sarkastisch: "So können die Kids leichter Dinge online stellen, die sie später in ihrem Leben bedauern werden."
Mit diesen Änderungen facht das Unternehmen die Konkurrenz zu weiter an - dessen Betreiber Google hatte seinen Gegenentwurf zu Facebook jüngst für alle Nutzer geöffnet und mehrere technische Neuerungen angekündigt.
Listen, Abos, Live Stream
Facebook stellt derzeit im Wochentakt Neuerungen vor. So hilft das Unternehmen seinen Mitgliedern seit Kurzem, den Empfängerkreis von Informationen einzuschränken. Dafür erstellt die Software anhand der Profilinformationen automatisch Listen, etwa mit Kollegen, Verwandten oder Mitschülern. Nutzer können zudem öffentliche Einträge anderer Mitglieder abonnieren, ohne deren Facebook-Freund zu sein. Google+ bietet ähnliche Funktionen an.
Erst diese Woche hat Facebook Änderungen am zentralen Element seiner Website vorgenommen, dem Live Stream, in dem Nutzer alle Neuigkeiten aus ihrem Netzwerk sehen. Dies solle sicherstellen, dass dort nur auftauche, was man sehen wolle, erklärte Facebook.
Quelle: ntv.de, dpa