Kameras und Sensoren auf dem Dach Mysteriöse Apple-Autos geben Rätsel auf
04.02.2015, 17:16 Uhr
Eins der rätselhaften Autos wurde bereits im vergangenen September in Brooklyn gefilmt.
(Foto: Youtube)
In den USA filmen und fotografieren Passanten Autos, die einen seltsamen Aufsatz mit Kameras und Sensoren auf dem Dach haben. Die Fahrer schweigen, aber mindestens eins der Fahrzeuge ist von Apple geleast. Wozu?
In Kalifornien fahren seit einigen Wochen eigenartige Autos durch die Straßen. Sie haben einen weißen, rechteckigen Aufsatz auf dem Dach, an dem offenbar mehrere Kameras, Sensoren und Antennen angebracht sind. Zusätzlich gibt es Messvorrichtungen an den Hinterrädern. Bereits im vergangenen September wurde ein Auto mit exakt der gleichen Ausrüstung in New York gefilmt. Passanten machen Fotos und Videos von den rätselhaften Fahrzeugen. Sie wissen aber nicht, wer zu welchem Zweck die Autos fahren lässt. Sprechen sie den Fahrer an, teilt er ihnen mit, nichts sagen zu dürfen. Der zu CBS gehörende Lokalsender KPIX hat aber herausgefunden, dass zumindest einer der mysteriösen Minivans von Apple geleast ist. Was treibt das Unternehmen da?
Möglicherweise haben die Autos die gleiche Aufgabe wie die Fahrzeuge, die für Google Street View weltweit durch Straßen fahren. Doch die Google-Autos, die in Deutschland für große Aufregung sorgten, nutzen eine völlig anders aussehende Technik. Sie haben 360-Grad-Kameras, die auf einem Mast zentral und hoch über dem Dach befestigt sind und von dort fotografieren. In Artikeln wird daher spekuliert, dass Apple mit selbstfahrenden Autos experimentiert - ebenfalls ein Gebiet, auf dem Google Vorreiter ist.
"Next Big Thing" oder nur Routine
"AppleInsider" weist darauf hin, dass Apple nicht zu den sechs Unternehmen gehört, die in den USA eine Zulassung für Tests mit selbstfahrenden Autos haben. Aber Apple könnte mit einem Partner zusammenarbeiten. Auch Tech-Analyst Rob Enderle glaubt nicht, dass die Minivans für Apples Kartendienst unterwegs sind. "Zu viele Kameras", sagte er KPIX, "AppleInsider" zählt mindestens zwölf. Allerdings sind in Googles 360-Grad-Kameras 15 Einzelkameras untergebracht.
Rotierende Zylinder über Front- und Heckscheibe könnten ebenfalls ein Hinweis auf selbstfahrende Autos sein. Möglicherweise handelt es sich um LIDAR-Sensoren, die zur Abstands- und Geschwindigkeitsmessung eingesetzt werden. Sie kommen allerdings ebenfalls in der Kartografie zum Einsatz.
Vielleicht plant Apple etwas ganz Besonderes, vielleicht erledigen die rätselhaften Autos auch nur Routineaufgaben. Außer Street-View-ähnlichen Aufnahmen könnten die Fahrzeuge auch andere Arbeiten für Apples Karten erledigen. Möglicherweise erhöhen sie die Genauigkeit des Dienstes, indem sie Verkehrsschilder und Landmarken registrieren - ganz so, wie es auch Googles Autos derzeit in Deutschland machen. Apple ersetzte 2012 Google Maps auf seinen Geräten durch einen eigenen Kartendienst, der durch zahlreiche Fehler zur Lachnummer wurde. Inzwischen ist er zwar deutlich verbessert worden, kann aber in vielen Bereichen noch nicht mit der Google-Konkurrenz mithalten.
Experte vermutet Karteneinsatz
Claus Brenner vom Institut für Kartographie und Geoinformatik der Leibnitz Universität Hannover tippt auf n-tv.de-Anfrage ebenfalls auf die Erfassung von Karten. Er hält allerdings auch einen Zusammenhang mit selbstfahrenden Fahrzeugen für denkbar, da für sie wesentlich detailliertere Karten als für heutige Navigationssysteme nötig sein könnten.
Gegen ein selbstfahrendes Auto sprechen nach Ansicht Brenners die auf den Fotos zu erkennenden zylindrischen LIDAR-Sensoren. Er vermutet, dass es sich bei dem Modell um den Velodyne HDL-32 handelt, der so angebracht sei, dass im Wesentlichen die Straße vor und hinter dem Fahrzeug erfasst werde, nicht aber Verkehr in größerer Entfernung. Das Gerät könne keine "horizontalen" Strahlen senden, weshalb Google ein anderes Modell (HDL-64) eingesetzt habe.
Außerdem glaubt der Experte nicht, dass Apple auf diesem Niveau in das Geschäft mit selbstfahrenden Autos einsteigen würde. "Selbstfahrenden Fahrzeugen der Automobilhersteller sieht man die Sensorik nicht mehr an", sagt er. Allerdings ist es auch für Brenner schwer, den genauen Zweck der Apple-Autos zu erkennen. "Google verwendet nach meiner Kenntnis für die Kartenproduktion und für die Nutzung auch dasselbe Fahrzeug", sagt er. Es könne also durchaus sein, dass mithilfe des Fahrzeugs sowohl die Karte erfasst, als auch Experimente mit Map Matching (Kartenabgleich) durchgeführt würden.
Quelle: ntv.de