Warentest lässt alle durchfallen Spiele-Apps zocken nicht nur Kids ab
27.06.2017, 14:50 Uhr
Wenn Kinder spielen, machen die Eltern am besten mit.
(Foto: Stiftung Warentest)
Stiftung Warentest prüft 50 beliebte Smartphone-Spiele - mit erschreckendem Ergebnis: Keines ist unbedenklich. Daten- und Kinderschutz sind oft schlecht, in vermeintlichen Gratis-Apps lauern fiese Kostenfallen. Es gibt aber Tricks und Vorsichtsmaßnahmen.
Millionen Deutsche spielen täglich auf ihrem Smartphone oder Tablet. Viele setzen auf kostenlose Games und scheuen sich davor, Geld für die Apps zu bezahlen, die vor allem Zeitvertreib und Kurzweil dienen. Doch viele Apps, die zum Einstieg nichts kosten, können mit sogenannten In-App-Käufen schon bald ordentlich ins Geld gehen. Das ist nicht nur ein Problem für Erwachsene, die gerne den Geldbeutel zücken, um im einmal angefangenen Spiel weiterzukommen. Auch Kinder sind gefährdet, denn sie fallen leicht auf Lockangebote herein und sind zudem in vielen Apps nicht vor Mobbing oder der Kontaktaufnahme durch Fremde geschützt.
Nerv-Werbung und Kostenfallen
In einem sechswöchigen Langzeittest nahm Stiftung Warentest gemeinsam mit Jugendschutz.net, dem Kompetenzzentrum von Bund und Ländern für Jugendschutz im Internet, 50 Apps unter die Lupe, die besonders beliebt und umsatzstark und zudem für Kinder freigegeben sind. Das Ergebnis nennen die Tester "ernüchternd und alarmierend". 19 Apps schützen Kinder demnach zu wenig vor Mobbing und unangemessener Kontaktaufnahme, 19 Apps nerven mit Werbung, die sich ohne klare Kennzeichnung mit dem Spiel vermischt. Und viele verleiten oder drängen gar zum Geldausgeben, oft mit intransparenten Kosten.
Damit nicht genug: Datenschutz und Geschäftsbedingungen erschienen den Testern bei nur vier Apps angemessen. Die meisten Apps übertragen Informationen über die Nutzer, die nicht fürs Spiel erforderlich sind, zwei übertragen sogar unverschlüsselt persönliche Daten. 24 der Test-Apps belohnen Spieler, die sich mit ihren Facebook-Daten einloggen - das Netzwerk bekommt dadurch einen genauen Einblick, was der Nutzer wie oft und wie lange spielt. Problematisch zudem: Facebook akzeptiert Nutzer erst ab einem Alter von 13 Jahren. Jüngere Spieler würden so dazu verleitet, sich mit falschen Angaben anzumelden. In 25 Test-Apps gibt's eine Chat-Funktion, keine schützt aber junge Nutzer vor Mobbing oder kriminellen Erwachsenen.
Beim Kinder- und Jugendschutz bekommen fast alle Apps das vernichtende Fazit "Inakzeptabel". 19 Apps schaffen immerhin ein "Bedenklich", allein die App "Lego Ninjago: Schatten des Ronin" wird als "Angemessen" eingestuft. Datenschutz und Geschäftsbedingungen sind bei den meisten Apps "Bedenklich". Noch schlechter, nämlich "Inakzeptabel", sind "Huuuge Casino - Slots", bei dem man gegen echtes Geld Spielwährung kaufen kann, die Android-Version von "Castle Clash - Ära der Bestien" und "Mobile Strike". Angemessen erscheinen den Prüfern nur "SimCity BuildIt", "Thomas und seine Freunde: Magische Gleise" sowie "Star Wars: Galaxy Of Heroes".
Gratis ist nur der Einstieg
Aber selbst in diesen Apps lauern Geldfallen. In vielen Apps, die als "Free To Play" angeboten werden, ist der Einstieg gratis, ein Weiterkommen aber oftmals kostspielig, denn die für einen Fortschritt wichtigen Spielwährungen, Rohstoffe, Waffen oder andere Hilfsmittel gibt's oft nur gegen echtes Geld. Bei SimCity oder CandyCrush Saga beispielsweise liegt der höchste Kaufpreis bei knapp 100 Euro. Immerhin: Hat ein Kind unabsichtlich oder unerlaubt gekauft, können Eltern versuchen, das Geld zurückzufordern. Den Verbraucherzentralen zufolge sind viele Anbieter bei Beschwerden kulant - sie wissen, dass sie laut Jugendmedienschutz Kinder nicht mit Kaufappellen zum Geldausgeben drängen dürfen.
Eltern, die ihren Kindern das Spielen nicht ganz verbieten wollen, gibt Stiftung Warentest folgende Tipps: Sie sollten mitspielen und so die Games kennenlernen, die ihre Kinder spielen. So entdecken sie selbst die Inhalte und mögliche Fallen. Ein Passwortschutz der Konten in Apples App Store und Googles Play Store kann verhindern, dass unerwünschte Käufe getätigt werden. Die Installation von nicht altersgerechten Apps kann per Kindersicherung gesperrt werden. Und immerhin 15 der geprüften Apps haben einen Offline-Spielmodus, sie müssen also nicht mit dem Internet verbunden sein. So können Kinder weder Geld ausgeben noch unerwünschte Nachrichten bekommen. Und das Datenvolumen belastet es auch nicht.
Den ausführlichen Bericht gibt's ab dem 29. Juni 2017 in der Juli-Ausgabe der Zeitschrift test und online bei test.de.
Quelle: ntv.de, jwa